Auf der Security-Messe it-sa in Nürnberg zeigen mehr Aussteller als je zuvor ihre Produkte. Der Vertrauensverlust in US-Anbieter sorgt für steigendes Interesse an europäischen Firmen.
Die Ausrichter der it-sa haben es gut: Egal wann ihre Messe stattfindet, können Sie aktuelle Vorfälle als Beispiel dafür heranziehen, wie wichtig IT-Security für Wirtschaft und Gesellschaft inzwischen geworden ist. 2018 bot sich der Verlust von Nutzerdaten von 50 Millionen Facebook-Konten an. Die Aussteller verwiesen je nach ihrem Tätigkeitsschwerpunkt auf andere, vielleicht weniger spektakuläre aber für die betroffenen Firmen oft weitaus schwerwiegendere Hackerangriffe, Schadsoftware-Attacken oder Sicherheitslücken - oder auf die Notwendigkeit, endlich die Anforderungen aus der DSGVO zu erfüllen. Alles zusammen sorgt dafür, dass das Geschäft mit IT-Security-Produkten brummt.
Das kommt auch der Messe zugute. In den drei Hallen im Messezentrum Nürnberg stehen die Stände der rund 670 Aussteller (2017 waren es 630) dicht gedrängt. Und auch an den Ständen ist für die einzelnen Aussteller oft wenig Platz. Das gilt für die Gemeinschaftsstände von Israel, den Niederlanden und der Tschechischen Republik ebenso wie für die it-sa-Auftritte der Distributoren.
Dank voller Ausstellungshallen und zusammen mit dem umfangreichen Rahmenprogramm sei die it-sa nun die "führende Plattform für den intensiven Dialog zum Thema Cybersicherheit", erklärt Frank Venjakob, Executive Director it-sa, NürnbergMesse, in einer Pressemitteilung zum Messeauftakt. Am ersten Messetag bestätigten das die anwesenden Aussteller so. Viele von ihnen waren dieses Jahr schon nicht mehr auf der CeBIT und planen das auch nächstes Jahr nicht ein. Andere haben dieses Jahr mit der CeBIT abgeschlossen und wollen sich 2019 ganz auf it-sa und Fachmessen konzentrieren, auf denen sie ihre Produkte zeigen.
"Jeder Tweet von Trump ist Werbung für uns"
Nahezu euphorisiert zeigten sich viele deutsche und europäische Anbieter. "Jeder Tweet von Trump ist Werbung für uns", sagte einer davon im Vorfeld der Messe. Offiziell zustimmen wollte der Aussage zwar keiner, aber inhaltlich damit einverstanden waren hinter vorgehaltener Hand die meisten.
Verbraucher sind den US-Diensten gegenüber skeptisch, schaffen aber aus diversen Gründen - Bequemlichkeit, Mangel an bekannten Alternativen oder Unkenntnis - den Ausstieg nicht wirklich. Bei Firmen scheint das anders zu sein. Da dauert es aufgrund der Investitionszyklen etwas, bis sich ein Einstellungswandel bemerkbar macht. Das derzeit stark steigende Interesse an europäischen Sicherheitslösungen lässt sich aber eigenen Aussagen zufolge bei den meisten Anbietern schon in den Auftragsbüchern und bei der Anzahl der Projekte feststellen.
"Backdoor-frei" als neues Qualitätssiegel
Neben einem zunehmend schlechten Bauchgefühl sorgen da auch handfeste Fakten dafür. Der im März 2018 in Kraft getretene USA Cloud Act verpflichtet amerikanische Internet-Firmen und IT-Dienstleister, US-Behörden Zugriff auf gespeicherte Daten auch dann zu gewährleisten, wenn die Speicherung nicht in den USA erfolgt. Der im August aufgestellten Leitlinien der als "Five Eyes" kooperierenden Geheimdienste aus den USA, Großbritannien, Kanada, Australien und Neuseeland, tragen ebenfalls nicht zur Beruhigung bei.
Diese Leitlinien sollen in nationale Gesetze einfließen und fordern die Internet-Firmen der fünf Staaten auf, den Behörden "freiwillig" Zugang zu ihren Produkten und Daten zu gewähren. Sind sie dazu nicht bereit, wollen die Geheimdienste "technologische, gesetzgeberische oder durchsetzende" Maßnahmen ergreifen, um Zugriff zu erlangen. Das Gegenschlagwort auf der it-sa war daher "Backdoor-frei". Weitere Themen und Neuigkeiten von der it-sa finden Sie in der folgenden Bildergalerie.
Branchenneuigkeiten von der it-sa 2018
it-sa als Branchentreffpunkt fest etabliert Die it-sa in Nürnberg fand 2018 in drei Hallen statt - und platze aus allen Nähten. Rund 700 Aussteller zeigten den Besuchern ihre Produkte und Services. Nebenbei hat sich die Messe zum Treffpunkt der IT-Security-Branche in Deutschland entwickelt bei dem neben den offiziellen Ankündigungen auch viele zusätzliche Informationen ausgetauscht werden.
Mit Office 365 leben lernen Daniel Blank, CEO von Hornetsecurity, stellte auf der it-sa mit „365 Total Protection“ eine Security & Compliance Suite für Office 365 vor. Sie ergänzt das Microsoft-Angebot um über 20 Security- und Business-Funktionen und die datenschutzkonforme Archivierung von E-Mails. Dem Fachhandel will Blank damit eine Möglichkeit bieten, für seine Kunden auch nach deren Umstieg auf die Cloud-Angebote von Microsoft relevant zu bleiben.
Lancom Systems wird zum Security-Anbieter Nach der Übernahme durch Rohde & Schwarz ist Lancom-Gründer Ralf Koenzen nun Leiter des neu geschaffen Geschäftsbereiches Networks & Cybersecurity bei Rohde & Schwarz. Lancom-Händler können ab November die Firewall-Produkte von Rohde& chwarz Cybersecurity vertreiben. Deren Verkauf wird auch auf ihre Bonuspunkte angerechnet. Außerdem wurde die schrittweise Integration der Security-Gatways in die Lancom Management Cloud in Angriff genommen.
Managed Security Services ziehen an Michael Gutsch, Director Managed Service Provider CEEMEA bei Sophos, kann mit der Entwicklung in seinem Bereich zufrieden sein. Seit gut einem Jahr fangen nicht nur immer mehr Partner an, Managed Security Services anzubieten, sondern fragen auch Kunden verstärkt danach. Gründe sind der Fachkräftemangel in den Unternehmen und die steigende Komplexität im Zusammenhang mit IT-Sicherheit.
Bitdefender zeigt GravityZone Ultra 3.0 Herbert Mayer, Sales Engineer bei Bitdefender, stellte auf der it-sa mit GravityZone Ultra 3.0 die dritte Auflage der Endpoint Protection Platform von Bitdefender vor. Sie ist laut Mayer die erste Endpoint Protection Platform mit nur einem Agenten und einer Konsole, die Prävention und Härtung mit Endpoint Detection and Response (EDR) kombiniert.
Martin Twickler verlässt Exclusive Networks Florian Zink wird zum 1. November 2018 Geschäftsführer Deutschland und Regional Manager DACH bei Exclusive Networks – so die offizielle Meldung. Dahinter verbirgt sich der Abschied von Martin Twickler. Der hatte 1983 den Netzwerkdistributor TLK mitgegründet, der nach einer bewegten Geschichte 2012 vom französische Distributor Exclusive Networks übernommen wurde. Nach 25 Jahren in der Branche, in denen Twickler immer wieder ein Gespür für Trends und neue Märkte bewiesen hat, wird er sich zum Jahresende nun aus dem Geschäft zurückziehen.
Ab sofort vereint: Matrix 42 und EgoSecure Im Juni haben Matrix42 und EgoSecure fusioniert. Auf der it-sa präsentierte das neue Unternehmen erstmals das erweiterte Produktportfolio. Dazu gehört ein Data-Loss-Prevention-Modul. Es ergänzt die bereits angebotenen Funktionen für Datenverschlüsselung, Schnittstellen- und Applikationskontrolle. Sergej Schlotthauer, Gründer und bislang Geschäftsführer von EgoSecure, ist nun Vice President Security bei Matrix42. Er spricht von einer „Liebesheirat“ der beiden Firmen.
Ab sofort vereint: 8Man und Solwarwinds So war der Messestand von 8Man, eines deutschen Anbieters von Lösungen zur Verwaltung von Zugangsberechtigungen (Acces Rights Management) geplant. Auf der Messe überraschte dann der Schriftzug "SolarWinds + 8Man": Der amerikanische Anbieter von IT-Management Software hat sein Portfolio durch die Übernahme erweitert. Die künftige Produktintegration und Kooperation mit den 8Man-Partnern boten ausreichend Gesprächsstoff.
Watchguard macht auch fremde Access Points sicher Paul Moll, Field Marketing Manager Central Europe, legt den Partnern auf der it-sa insbesondere das neue Angebot „Trusted Wireless Environment“ nahe. Dabei handelt es sich nicht um ein klassisches Produkt, sondern eher ein mit Watchguard-Produkten umsetzbares Konzept. Das funktioniert aber auch in heterogenen Umgebungen: Ein Access Point von Watchguard kann bis zu vier WLAN-Zugangspunkte der großen Mitbewerber durch ein Overlay-Netzwerk mitversorgen und in die sichere WLAN-Umgebung einbeziehen.
Joachim Brandt, Regional Sales Manager DACH bei Centrify Centrify lagert seine Sparte für Identity-as-a-Service (IDaaS) als eigenständiges Unternehmen aus. Sie tritt künftig unter dem Namen Idaptive am Markt auf. Das Unternehmen Centrify konzentriert sich ganz auf Privileged Access Management. In Deutschland bleibt Joachim Brandt, Regional Sales Manager DACH bei Centrify. Er sieht mit seinem Team den Missbrauch privilegierter Zugriffsberechtigungen als Hauptursache von Datenschutzverletzungen und will sie mit dem hauseigenen cloudbasierten Zero-Trust-Privilege-Konzept bekämpfen.
Neuer, deutscher Ansatz für VPN und Datensicherung Auch Uwe Schwellenberg, Vertriebsleiter DACH bei sayTec, bestätigt, dass "IT-Security made in Germany" international an Popularität gewinnt. Das gelte für das "Virtual Private Tunneling" von sayTec - eine Weiterentwicklung klassischer VPN-Angebote - ebenso, wie für die Datenssicherungs-Appliance sayFuse (hier links im Bild). Sie reduziert etwa den Aufwand für die Datensicherung einer VMware-Umgebung erheblich.
Neues Partnerprogramm für Cloud Data Management Noch ist Rubrik in Deutschland relativ unbekannt. Mit der gerade in Vorbereitung befindlichen Gründung einer deutschen Landesgesellschaft soll sich das ändern. Dann will Robert Hinzer, Regional Director Central Europe, auch stärker auf Partner hierzulande zugehen. Das soeben aufgelegte, „Velocity“ genannte Partnerprogramm, soll dabei helfen. Es schafft die Rahmenbedingungen, um aktivste Partner besser zu unterstützen und Partner zu belohnen, die Rubrik helfen, sich am deutschen Markt zu etablieren. Teil des Programms sind auch neue Trainings und Schulungen, die Partner in die Lage versetzen sollen, mehr Services rund um Rubrik anbieten zu können und so ihre Profitabilität zu erhöhen.
LogPoint setzt auf IT-Security aus Europa Doris Fiala, seit Anfang des Jahres Channel Managerin DACH bei LogPoint, wirbt auf der it-sa für das „European Security Bundle“. Das Angebot soll dem spürbar vwachsenden Bedarf der Kunden nach europäischen IT-Security-Angeboten Rechnung tragen. Der dänische SIEM-Anbieter hat sich dafür mit Finallysafe, einem deutschen Spezialisten für Netzwerkanalyse und -monitoring , dem spanischen Unternehmen Blueliv, Anbieter einer Cyber-Threat-Intelligence-Lösungen sowie dem italienischen DFLabs, Anbieter von Technologien für Automatisierung und Orchestrierung im Bereich Cyber Security zusammengetan.
KMU brauchen mehr Cyber-Security Torsten Harengel, Leiter Security Deutschland bei Cisco, hatte zur it-sa den aktuellsten Lagebericht zur Cybersicherheit des Herstellers im Gepäck. Der wird künftig in kürzeren Abständen und stärker auf einzelne Themen ausgerichtet sein. Die aktuelle Ausgabe thematisiert die Gefahrenlage in KMU – die von den Betroffenen der Cisco-Umfrage zufolge immer noch dramatisch unterschätzt wird