Wie viel Wert Unternehmen und Verbraucher auf netzwerkfähige Geräte legen, lässt sich unter anderem im IT-Bereich erkennen. Auch bei Automatisierungstechnik und beim Smart Home ist die Nachfrage groß. Bislang sind hier die verfügbaren Lösungen allerdings häufig teuer, auf einzelne Hersteller beschränkt und schwer zu installieren. Mit dem neuen ULE-Standard, der auf geschützten DECT-Frequenzen basiert, soll sich dies nun ändern. Analysten wie IHS Research gehen davon aus, dass ab 2015 jährlich über 50 Millionen ULE-Produkte verkauft werden.
Wie der Name Ultra-low Energy bereits verrät, ist ULE äußerst energiesparend. Aktoren und Sensoren, die auf dem ULE-Standard beruhen, können bis zu zehn Jahre ohne Batteriewechsel betrieben werden. Damit deckt der auf DECT (Digital Enhanced Cordless Telecommunications) basierende Funkstandard eine wichtige Eigenschaft ab, um den bisherigen Platzhirschen in Märkten wie Haus- und Gebäudeautomation oder auch Security- und Klimatechnik den Kampf anzusagen.
Neben dem geringen Energieverbrauch punktet ULE auch in anderen Bereichen, die sich aus Sicht der Anwender in bisherigen Angeboten als Schwachstelle erwiesen. Komplexe Steuergeräte oder auch einfache Sensoren wie Bewegungs-, Temperatur- oder Rauchmelder lassen sich über ULE leicht zu einem Netzwerk zusammenführen. Denn: Anders als die meisten derzeitigen Lösungen ermöglicht ULE eine Herstellerübergreifende Vernetzung. Damit könnte ULE für Geräte, bei denen Sparsamkeit und Reichweite im Vordergrund stehen, das werden, was WLAN für datenhungrige Produkte bereits ist: der Lieblingsstandard der Anwender. In Gebäuden lassen sich mit ULE Distanzen von bis zu 50 Metern überbücken, im Freien sogar bis zu 300 Meter.
"Im Gegensatz zu WLAN und anderen Funkstandards wie ZigBee oder Bluetooth kann es bei ULE nicht zu Interferenzen mit anderen Geräten wie Mikrowellen, Babymonitoren oder auch Garagenöffnern kommen", erklärt Jochen Kilian vom Branchenverband ULE Alliance, "denn ULE nutzt das geschützte Frequenzband von 1890 bis 1900 MHz, das ausschließlich für DECT reserviert ist."
Minimaler Stromverbrauch im Mikroampere-Bereich
DECT wird in Deutschland für Schurlostelefone genutzt. Für ULE wurden eigens besondere Algorithmen für die Verschlüsselung implementiert. Der AES Schlüssel ist allgemein anerkannt. Zusätzlich wird jedes Datenpaket authentifiziert. Dank der sicheren Authentifizierungs- und Verschlüsslungstechnologie zum Schutz aller Daten sowie des minimalen Stromverbrauchs im Mikroampere-Bereich sind mit DECT-Frequenzen nun Einsatzmöglichkeiten jenseits der Telefonie möglich.
Die Installation bzw. Vernetzung von ULE-fähigen Produkten kann leicht per Knopfdruck erfolgen und ist somit äußerst anwenderfreundlich. Anders als beim herkömmlichen DECT können mit ULE, je nach Voraussetzungen, selbst Mengen von 2.000 ULE-Aktoren oder -Sensoren miteinander verbunden werden. In Sachen Schnelligkeit ist ULE ebenfalls beachtlich. Der Transport Layer von ULE kann in weniger als 50 Millisekunden eine Verbindung zum Aktor aufbauen, ein Steuersignal senden und die Verbindung wieder abbauen. Dank äußerst kurzer Latenzzeiten ist eine Echtzeitkommunikation zwischen einer DECT-Basis wie der weit verbreiteten FRITZ!Box von AVM und ULE-Produkten möglich. Auch Gigaset setzt verstärkt auf ULE.
Dass Hersteller den neuen Standard für sich entdecken, liegt auch daran, dass mitunter keine neue Hardware benötigt wird, um ULE-Netzwerke aufzubauen. Stattdessen werden bereits vorhandene Produkte per Software-Updates ULE-fähig gemacht. Auf diesem Weg lässt sich ein Großteil aller DECT-Basen auf ULE einstellen. Aber auch jenseits der Gateways wird ULE rasant zulegen. IHS Research geht davon aus, dass die Stückzahlen im Markt der Heimautomatisierung im Zeitraum 2012-2018 durchschnittlich um 70 Prozent pro Jahr zunehmen werden - und das allein auf Client-Seite. Das Potenzial von ULE ist folglich immens, sodass die Prognosen von 50 Millionen neuen ULE-Produkten pro Jahr durchaus realistisch erscheinen. (mb)