ULE - Ultra-low Energy

Neuer Standard macht Smart Home erschwinglich

30.06.2014 von Tillmann Braun  
ULE ermöglicht eine Hersteller-übergreifende Vernetzung und ist dank besonders geringem Energieverbrauch zudem umweltfreundlich.
ULE - die eierlegende Wollmilchsau im Smart-Home-Umfeld?
Foto: ULE Alliance

Wie viel Wert Unternehmen und Verbraucher auf netzwerkfähige Geräte legen, lässt sich unter anderem im IT-Bereich erkennen. Auch bei Automatisierungstechnik und beim Smart Home ist die Nachfrage groß. Bislang sind hier die verfügbaren Lösungen allerdings häufig teuer, auf einzelne Hersteller beschränkt und schwer zu installieren. Mit dem neuen ULE-Standard, der auf geschützten DECT-Frequenzen basiert, soll sich dies nun ändern. Analysten wie IHS Research gehen davon aus, dass ab 2015 jährlich über 50 Millionen ULE-Produkte verkauft werden.

Wie der Name Ultra-low Energy bereits verrät, ist ULE äußerst energiesparend. Aktoren und Sensoren, die auf dem ULE-Standard beruhen, können bis zu zehn Jahre ohne Batteriewechsel betrieben werden. Damit deckt der auf DECT (Digital Enhanced Cordless Telecommunications) basierende Funkstandard eine wichtige Eigenschaft ab, um den bisherigen Platzhirschen in Märkten wie Haus- und Gebäudeautomation oder auch Security- und Klimatechnik den Kampf anzusagen.

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Neben dem geringen Energieverbrauch punktet ULE auch in anderen Bereichen, die sich aus Sicht der Anwender in bisherigen Angeboten als Schwachstelle erwiesen. Komplexe Steuergeräte oder auch einfache Sensoren wie Bewegungs-, Temperatur- oder Rauchmelder lassen sich über ULE leicht zu einem Netzwerk zusammenführen. Denn: Anders als die meisten derzeitigen Lösungen ermöglicht ULE eine Herstellerübergreifende Vernetzung. Damit könnte ULE für Geräte, bei denen Sparsamkeit und Reichweite im Vordergrund stehen, das werden, was WLAN für datenhungrige Produkte bereits ist: der Lieblingsstandard der Anwender. In Gebäuden lassen sich mit ULE Distanzen von bis zu 50 Metern überbücken, im Freien sogar bis zu 300 Meter.

"Im Gegensatz zu WLAN und anderen Funkstandards wie ZigBee oder Bluetooth kann es bei ULE nicht zu Interferenzen mit anderen Geräten wie Mikrowellen, Babymonitoren oder auch Garagenöffnern kommen", erklärt Jochen Kilian vom Branchenverband ULE Alliance, "denn ULE nutzt das geschützte Frequenzband von 1890 bis 1900 MHz, das ausschließlich für DECT reserviert ist."

Minimaler Stromverbrauch im Mikroampere-Bereich

DECT wird in Deutschland für Schurlostelefone genutzt. Für ULE wurden eigens besondere Algorithmen für die Verschlüsselung implementiert. Der AES Schlüssel ist allgemein anerkannt. Zusätzlich wird jedes Datenpaket authentifiziert. Dank der sicheren Authentifizierungs- und Verschlüsslungstechnologie zum Schutz aller Daten sowie des minimalen Stromverbrauchs im Mikroampere-Bereich sind mit DECT-Frequenzen nun Einsatzmöglichkeiten jenseits der Telefonie möglich.

Die Installation bzw. Vernetzung von ULE-fähigen Produkten kann leicht per Knopfdruck erfolgen und ist somit äußerst anwenderfreundlich. Anders als beim herkömmlichen DECT können mit ULE, je nach Voraussetzungen, selbst Mengen von 2.000 ULE-Aktoren oder -Sensoren miteinander verbunden werden. In Sachen Schnelligkeit ist ULE ebenfalls beachtlich. Der Transport Layer von ULE kann in weniger als 50 Millisekunden eine Verbindung zum Aktor aufbauen, ein Steuersignal senden und die Verbindung wieder abbauen. Dank äußerst kurzer Latenzzeiten ist eine Echtzeitkommunikation zwischen einer DECT-Basis wie der weit verbreiteten FRITZ!Box von AVM und ULE-Produkten möglich. Auch Gigaset setzt verstärkt auf ULE.

Belkin WeMo
Mit "WeMo" präsentiert der Hersteller Belkin eine WLAN-fähige Steckdose, die sich über das Internet mit einer Smartphone-App für iOS und Android bedienen lässt. Preis: Ab rund 50 Euro.
Fritz! Dect 200
Als Alternative zum Belkin-Produkt bietet sich die intelligente Steckdose "Fritz! Dect 200", die speziell für Fritz!Box-Router konzipiert ist. Preis: Ab rund 50 Euro.
Telekom Smart Home
Die Deutsche Telekom bietet ein ganzheitliches Smart-Home-Paket an, das neben einer zentralen Steuereinheit Sensoren und einen Rauchmelder beinhaltet. Mit der Smartphone-App können die einzelnen Geräte zentral überwacht und gesteuert werden. Preis: Rund 300 Euro.
Gigaset Elements
Die Smart-Home-Appliance "Gigaset Elements" legt den Fokus auf Sicherheit. Sie besteht aus verschiedenen Fenster-, Tür- und Bewegungssensoren und mobilen, sowie Web- Apps, die als Kommunikationsinstrument mit dem eigenem Haus dient. Preis: Knapp 200 Euro.
Homee
Bei "Homee" handelt es sich um eine weitere ganzheitliche Lösung, die mit Fritz!Box-Routern kompatibel ist. Sie kann vor allem mit Flexibilität bei der Integration von Geräten , sowie mit Benutzerfreundlichkeit punkten. Preis: Ab circa 100 Euro.
Tado
Der Service "Tado" aus München hat sich zum Ziel gesetzt, die gute, alte Heizung cleverer zu machen. Die App berücksichtigt den aktuellen Wetterbericht und plant davon ausgehend die nötige Heizleistung für den Tag. Preis: Rund 300 Euro.

Dass Hersteller den neuen Standard für sich entdecken, liegt auch daran, dass mitunter keine neue Hardware benötigt wird, um ULE-Netzwerke aufzubauen. Stattdessen werden bereits vorhandene Produkte per Software-Updates ULE-fähig gemacht. Auf diesem Weg lässt sich ein Großteil aller DECT-Basen auf ULE einstellen. Aber auch jenseits der Gateways wird ULE rasant zulegen. IHS Research geht davon aus, dass die Stückzahlen im Markt der Heimautomatisierung im Zeitraum 2012-2018 durchschnittlich um 70 Prozent pro Jahr zunehmen werden - und das allein auf Client-Seite. Das Potenzial von ULE ist folglich immens, sodass die Prognosen von 50 Millionen neuen ULE-Produkten pro Jahr durchaus realistisch erscheinen. (mb)