Der "POWER7" von IBM hat nun acht Kerne und vier Threads pro Core, macht zusammen 32. Das verspricht vor allem für entsprechend parallelisierbare Software einen deutlichen Leistungsschub gegenüber dem Vorgänger "POWER6", der sich noch mit Dual Core und vier Threads bescheiden musste.
Der POWER7 hat zudem einen "TurboCore"-Modus für beispielsweise Datenbank- oder transaktionsorientierte Workloads. Im TurboCore-Betrieb rechnen nur vier Kerne aktiv, diese können aber auf viele Ressourcen der "ruhenden" Kerne (Cache, Bandbreite) zugreifen und lassen sich überdies höher takten. Interessant ist der Modus natürlich aus Kostenaspekten auch für Applikationen, die nach Anzahl der Kerne lizenziert werden. Für besonders speicherhungrige Software bietet der POWER7 überdies "Active Memory Expansion", dahinter verbirgt sich eine dynamisch angepasste Speicherkompression.
POWER7-basierende Server arbeiten laut IBM besonders energieeffizient. Hauseigene Software wie WebSphere Application Server oder DB2 sollen die neuen Systeme bereits ausreizen können, ohne dass Anwendungen umgeschrieben werden müssten. Last, but not least unterstützen POWER7-Server bis zu 1000 virtuelle Server ("Partitionen) auf einem Single System, das sind vier Mal mehr als beim Vorgänger POWER6. Die Angabe 1000 geht allerdings von einem zukünftigen IBM-Server mit bis zu 256 POWER7-Cores aus, den der Hersteller im Laufe des Jahres ankündigen will. Praktisch unterstützt der POWER7 bis zu zehn virtuelle Images pro Rechenkern.
Damit sind aktuell 640 virtuelle Server auf den beiden Highend-Servern "Power 780" und "Power 770" machbar, die jeweils bis zu 64 Cores unterstützen. Mit dem HPC-Cluster-Node "Power 755" (32 Kerne) und dem auf mittelständische Kunden abzielenden "Power 750 Express" (Nachfolger des "550 Express") rundet IBM die POWER7-Server-Familie nach unten hin ab. Passende neue Versionen des Systems-Management-Tools "Systems Director Express" in Enterprise- oder Standardausführung sind ebenfalls erhältlich. Alle Power-Server von IBM laufen wahlweise mit AIX, Linux oder dem "i"-Betriebssystem.
Erheblich verspätet: Intels Tukwila-Itanium
Nach etlichen Verzögerungen hat Intel seinen unter dem Codenamen "Tukwila" entwickelten Quad-Core-Prozessor "Itanium 9300" aus der Tür gebracht, der mittels Hyper-Threading acht Threads pro CPU unterstützt. Gegenüber dem Vorgänger reklamiert der Hersteller eine über 800 Prozent höhere Interconnect-Bandbreite, 500 Prozent mehr Speicher-Bandbreite und eine mit Standard-DDR3-Modulen mehr als 700 Prozent größere Speicherkapazität. Intel verspricht eine insgesamt mehr als verdoppelte Leistung sowie höhere Ausfallsicherheit und Skalierbarkeit.
Der neue Bolide wird allerdings noch immer mit Strukturbreiten von 65 Nanometer gefertigt - die Kerne seiner x86-Chips mit "Nehalem"-Mikroarchitektur produziert Intel indes bereits in einem 32-Nanometer-Prozess. Die gleiche Miniaturisierung wird Intel erst beim "Poulson"-Itanium in schätzungsweise zwei Jahren erreichen. Dieser Chip wird dann eine modernere Mehrkern-Architektur, verbessertes Hyper-Threading und mehr Befehlsstufen aufweisen, aber weiterhin sockel- und Binärcode-kompatibel zu Systemen und Software auf Basis des Itanium 9300 sein.
Intel hatte die reine 64-Bit-Architektur des Itanium mit geschätztem Aufwand von zehn Milliarden Dollar gemeinsam mit Hewlett-Packard entwickelt, das damit die hauseigene "PA-RISC"-Familie sowie die mit DEC übernommenen "Alpha"-Chips ablösen wollte. Allerdings machte dann AMD mit seinen "Opteron"-Prozessoren und deren auf 64 Bit erweiterter x86-Architektur einen ordentlichen Strich durch die Rechnung - ältere Software lief darauf nämlich unverändert weiter, was den Anwendern gefiel. Intel zog flugs mit x64-"Xeons" nach und grub damit Itanium selbst das Wasser ab. Die 64-Bit-Chips erreichten zumindest in der kommerziellen IT bis heute nie die Verbreitung, auf die Intel und HP anfänglich spekuliert hatte.