Der PC und speziell das Notebook bleiben allen Unkenrufen zum Trotz das zentrale Computing-Device für die meisten Anwender. Die Prognose, Smartphones und Tablets könnten über kurz oder lang den Rechner überflüssig machen, hat sich bis dato nicht bewahrheitet. Im Gegenteil: Der PC-Markt hat sich stabilisiert. Das belegen unter anderem die Untersuchungen von Gartner. Nach einem jahrelangen Abschwung pendelt sich der Markt wieder ein. Im vergangenen Jahr wurden Gartner zufolge 260 Millionen Geräte verkauft. In den kommenden Jahren soll der Absatz leicht ansteigen. Grund dafür ist vor allem die starke Nachfrage nach mobilen Rechnern. Gehen die Verkäufe stationärer Rechner weiter zurück - von 195 Millionen im zurückliegenden Jahr auf 181 Millionen Geräte 2020 - legt der Notebook-Absatz weiter zu. 65 Millionen verkaufte Systeme waren es 2018, bis zum nächsten Jahr soll der Absatz auf 80 Millionen anwachsen.
Von Katerstimmung kann also keine Rede sein. Das haben auch die Neuheiten gezeigt, die die Rechnerhersteller zum Jahresauftakt auf der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas präsentiert haben. Dell stellte in der Spielerstadt mit dem "Latitude 7400" ein neues 2-in-1-Gerät vor, das sich klassisch als Notebook wie auch umgeklappt als Tablet nutzen lässt. Das Highlight des Rechners bildet eine Art "sechster Sinn": Mit Hilfe eines Näherungssensor, der auf Intels "Context Sensing Technology" basiert, erfasst das Gerät die Anwesenheit des Nutzers, weckt sich selbst auf und scannt automatisch dessen Gesicht für ein Login mit Windows Hello. Legt der Nutzer eine Pause ein und entfernt sich vom Rechner, sperrt sich dieser von selbst. Der Sensormechanismus soll zum Schutz der Daten auf dem Notebook beitragen und den Akku schonen. Laut Hersteller hält das Latitude 7400 bis zu 24 Stunden mit einer Akkuladung durch. Mittels "ExpressCharge" lasse sich der Energiespeicher binnen einer Stunde auf eine Kapazität von 80 Prozent aufladen, hieß es.
Neu aufgelegt haben die Texaner auch ihre 2-in-1-Geräte vom Typ "Inspiron 7000". Die 13- und 15-Zoll großen Rechner bieten den Nutzern eine neuartige Halterung im Scharnier des Geräts. Dort findet der zur Standardausstattung gehörende Pen für die Touchscreen-Bedienung Platz, der sonst allzu gerne verloren geht. Der neue Power Key integriert zudem Einschaltknopf und Fingerabdruckleser in einer Taste. Dell stattet die Inspiron-Systeme außerdem mit der sogenannten Adaptive-Thermal-Technologie aus. Damit sollen die Rechner ihre Leistung, basierend auf definierten Profilen, automatisch an die jeweilige Einsatzsituation anpassen können. Legt sich ein Nutzer beispielsweise den Rechner auf den Schoß, um sich einen Film anzusehen, wechselt das Gerät in ein sparsameres Leistungsprofil, um weniger Hitze zu produzieren. Stellt man das 2-in-1 dagegen auf den Schreibtisch, um damit zu arbeiten, fährt der Rechner mit voller Leistung.
Im ebenfalls überarbeiteten Modell XPS 13 hat Dell vor allem an der Display-Technik gefeilt. Der Rechner unterstützt nun "DolbyVision", was die Helligkeits-, Kontrast- und Farbwerte verbessern soll. Im Vergleich zu einem herkömmlichen Bild liefere DolbyVision bis zu 40 Mal hellere Lichter und ein bis zu zehn Mal dunkleres Schwarz, hieß es. Die neue Version "CinemaSound 2.0" soll darüber hinaus Lautstärke, Bässe und Dialoge optimieren sowie den Sound automatisch an die Position der Geräte anpassen. Neu ist auch "CinemaStream 2.0". Die Lösung soll beim Videostreaming für weniger Buffering sorgen und damit eine höhere Videoqualität gewährleisten. Das Werkzeug ermittelt und priorisiert automatisch den kritischen Netzwerkverkehr und maximiert die Bandbreite für unterbrechungsfreie Live-Streams und Videochats, heißt es bei Dell.
Schärfere Displays und mehr Sicherheit
Auch bei HP legt man den Fokus auf das Display. Das Spectre x360 15, ein 2-in-1-Gerät, dessen 15,6 Zoll großes Touch-Display sich um 360 Grad in einen Tablet-Modus umklappen lässt, sollen Anwender in Zukunft nicht mehr wie bisher mit einem 4K IPS-Panel, sondern auch mit einem OLED-Display ordern können. Dieses soll bessere Schwarzwerte, einen höheren Kontrast sowie eine geringere Blickwinkelabhängigkeit bieten. Mit der OLED-Option, die den DCI-P3-Farbraum komplett abdeckt, eigne sich das neue Spectre auch für professionelle Grafikanwendungen.
Lenovo hat in Las Vegas neue Modelle aus seiner "ThinkPad-X1"-Reihe vorgestellt. Das klassische Notebook "Carbon" und das Convertible "Yoga", bei dem sich das Display um 360 Grad umklappen lässt, gibt es optional auch mit PrivacyGuard-Displays. Dabei lässt sich der Blickwinkel, aus dem Inhalte auf dem Display gesehen werden können, auf Knopfdruck stark verkleinern. So bekommt nur der Nutzer, der direkt vor dem Rechner sitzt, den richtigen Einblick und nicht die Sitznachbarn im Zug oder Flugzeug. Einziger Wermutstropfen: Das Security-Feature gibt es nur für die herkömmlichen Full-HD-Anzeigen und nicht für die neuen DolbyVision zertifizierten 4K-HDR400 Panels.
Mehr Display - weniger Rand
Acer präsentierte in der Spielerstadt mit dem "Swift 7" ein nach eigenen Angaben besonders leichtes und kompaktes Notebook. Der 14-Zöller erinnert vom Format eher an ein 13,3 Zoll-Gerät. Das liegt unter anderem daran, dass die Display-Ränder besonders schmal ausfallen. Der Hersteller spricht von einem Screen-to-Body-Verhältnis von 92 Prozent. Das Touch-fähige IPS-Panel löst die Anzeige Full-HD mit 1920 mal 1080 Bildpunkten auf. Der Swift 7 ist knapp einen Zentimeter dick und bringt 890 Gramm auf die Waage - Aspekte, die vor allem Anwender, die viel unterwegs sind, zu schätzen wissen. Die Webcam lässt sich ein- und ausklappen. Damit könnten Nutzer nicht beabsichtigte Aufnahmen verhindern und so ihre Privatsphäre schützen, hieß es von Seiten Acers. Für mehr Sicherheit soll auch der im Einschaltknopf integrierte Fingerabdrucksensor sorgen, mit dem sich Anwender am System anmelden können.
Auch Asus hat bei seinem auf der CES vorgestellten "ZenBook S13" die Display-Ränder deutlich verkleinert. Das Screen-to-Body-Verhältnis liegt dem Hersteller zufolge sogar bei 97 Prozent. Insgesamt ist der Rechner mit seinem 13,9 Zoll großen FHD-Display knapp 1,3 Zentimeter dick und wiegt rund 1,1 Kilogramm. Der Akku des neuen ZenBook S13 soll mit einer Ladung 15 Stunden lang laufen. Das etwas größere ZenBook 14 sowie die VivoBook-Modelle 14 und 15 stattet Asus mit der Numberpad-Funktion aus. Dabei handelt es sich um ein Touchpad mit Doppelfunktion, das sich bei Bedarf in einen LED-beleuchteten Ziffernblock für eine schnelle Dateneingabe verwandeln lässt. Praktisch für Vielschrieber: Alle ZenBook- und VivoBook-Rechner sind mit dem von Asus entwickelten ErgoLift-Scharnier ausgestattet. Dieses hebt die Tastatur im aufgeklappten Zustand am hinteren, dem Display zugewandten Ende leicht an. In dem angewinkelten Modus sollen sich auch längere Schreibarbeiten komfortabler erledigen lassen. Zudem ermöglicht das Anheben dem Hersteller zufolge eine bessere Kühlung, höhere Stabilität und ein satteres Klangerlebnis.
Rechenboliden fürs Business und Gaming
Mit dem "StudioBook S W700" hat Asus zudem sein erstes mobiles Workstation-Notebook vorgestellt. Das matte 17-Zoll-Panel löst die Anzeige im 16:10-Format mit 1920 mal 1200 Bildpunkten auf. Mit dem um 180 Grad umklappbaren Display lässt sich der Rechner unter anderem flach auf einem Tisch auslegen und erlaubt damit verschiedene Präsentations-Modi. Wie bei den ZenBooks und VivoBooks bietet auch das StudioBook den Nutzern auf dem TouchPad die NumberPad-Funktion mit eingeblendeten Zahlentasten. Mit dem knapp 2,4 Kilogramm schweren Rechner sollen Anwender auch rechenintensive Workloads, wie sie beispielsweise bei Design-, Layout- oder CAD-Anwendungen anfallen, bearbeiten können. Für die notwendige Rechenleistung lässt sich die mobile Workstation neben Core-i7-CPUs von Intel auch mit Xeon-Prozessoren des gleichen Herstellers bestücken. Der Arbeitsspeicher bietet Platz bis zu maximal 64 GB. Für die Grafik sorgt eine Quadro-P3200-Grafikkarte von Nvidia. Eine spezielle Kühllösung soll dafür sorgen, dass die Leistung auch bei hoher Rechenlast nicht gedrosselt werden muss. Der Geräuschpegel der Lüfter soll dabei laut Hersteller nicht über 35 db steigen.
Hochleistungs-Rechenkomponenten waren auf der CES auch in den zahlreichen Gaming-Notebooks zu bestaunen. Während die meisten dieser Rechner klassisch mit Intel-Chips arbeiten, will Asus in diesem Geschäft Neuland beschreiten. Die Taiwaner stellten mit dem "TUF Gaming FX505DY" und dem "FX705DY" zwei Systeme vor, die mit AMDs neuen ebenfalls auf der CES vorgestellten Ryzen-3000-Prozessoren laufen. Beide Rechner unterscheiden sich im Wesentlichen in der Display-Größe - 17,3 Zoll beim FX705DY und 15,6 Zoll beim FX505DY. Zur weiteren Ausstattung der 2,2 und 2,6 Kilogramm schweren Rechner gehören bis zu 32 GB Arbeitsspeicher, dedizierte Radeon RX 560 Grafikchips von AMD sowie schnelle SSD-Speicher mit Kapazitäten von bis zu 1 TB.
Neben den AMD-Systemen versucht sich Asus auch an neuen Rechnerformaten. Mit dem "ROG Mothership" (GZ700) zeigte der Hersteller ein Gaming-Notebook, das eigenen Angaben zufolge "die Grenzen zwischen Notebook, Desktop und Workstation verwischt". Das aufrechtstehende Gehäuse mit dem 17,3 Zoll großen Display ist aus einem Stück Aluminium gefertigt und ermöglicht mit dem integrierten Kickstand flexible Aufstellpositionen im 127-Grad-Winkel. Die Tastatur des ROG Mothership lässt sich abnehmen und kabellos beziehungsweise mit dem mitgelieferten Typ-C USB-Kabel nutzen, sowie für einen ergonomisch bequemeren Winkel beim Tippen umklappen. Im Gegensatz zu den fixen Tastaturpositionen von üblichen Gaming-Notebooks könne der Nutzer frei wählen, wo er das Keyboard platzieren und wie er es verbinden möchte, warb der Hersteller. Das ROG Mothership arbeitet mit der aktuellen Nvidia Geforce RTX 2080 Grafik sowie einem Intel Core i9-8950HK Prozessor. Asus zufolge erlaubt das Rechnerformat eine verbesserte Kühlung, wonach Anwender die Taktraten von CPU und GPU bis zur Leistungsgrenze ausreizen könnten.
Auch Acer spielt beim "Predator Triton 900" mit einem neuen Formfaktor. Mit Hilfe eines speziellen Scharniermechanismus lässt sich das 17,3 Zoll große 4K IPS-Panel in verschiedenen Positionen vor, über und auf der Tastatur nutzen. Ganz auf die Tatstatur geklappt funktioniert der Triton 900 via Touchscreen auch als Gaming-Tablet. Neben einem Intel Core-i7-Prozessor setzt Acer so wie Asus auf eine Geforce RTX 2080 Graphic Processing Unit (GPU) von Nvidia. Bis zu 32 GB RAM sowie NVMe-SSD-Speichermodule, die sich zu einem RAID-Verbund zusammenschalten lassen, sollen für die nötige Rechenleistung sorgen. Der Hersteller verweist zudem auf spezielle Kühlkomponenten, die unter anderem den Luftdurchsatz im Vergleich zu den Vorgängersystemen um 45 Prozent steigern könnten.
Jeweils klassische Gaming-Notebooks hatten Dell (Alienware) und HP (Omen) in ihrem CES-Gepäck. Dell hebt bei seinen neuen Modellen "Alienware 51m" und "m17" - beide mit 17,3-Zoll-Display - die vergleichsweise flache Bauweise hervor. Die Rechner arbeiten ebenfalls mit neuen Nvidia-Grafikchips aus der Geforce-RTX-Serie. Anwender können hier unter verschiedenen Leistungsoptionen wählen. Der Alienware 51m basiert auf einer neuen Acht-Kern-Intel-CPU der 9. Generation, während beim m17 bereits bewährte Core i5- oder i7-Prozessoren von Intel zum Einsatz kommen. Die Displays schaffen Bildwiederholraten von 144 Hertz - zum Vergleich: Klassische Arbeitsplatz-Displays sind in aller Regel auf 60 Hertz eingestellt. Außerdem hat Dell die Funktionspalette seine Command Centers ausgebaut. Über die Managementkonsole können Anwender Taktraten von GPU und CPU einstellen sowie die Leistungsparameter richtig mit dem Wärmemanagement ausbalancieren.
HP hat sein Gaming-Notebook "Omen 15" grundlegend überarbeitet. Ins Auge sticht vor allem das 15,6 Zoll große Full-HD-Panel mit einer Bild-Refresh-Rate von stolzen 240 Hertz -. Dafür arbeitet der Rechner mit Geforce-RTX-Grafikchips von Nvidia sowie aktuellen Sechs-Kern-Intel-CPUs der 9. Generation. Der Clou: Über eine zentrale Service-Klappe an der Unterseite des Geräts erhält der Nutzer Zugang zu sämtlichen austauschbaren Komponenten wie Arbeits- und Festspeicher.
Mehr Chipalternativen für Chromebooks
Auch am unteren Ende des Leistungsspektrums gab es einige Neuheiten auf der CES. So haben Acer und HP neue Chromebooks vorgestellt. Die Low-Budget-Rechner arbeiten mit dem Google-Betriebssystem Chrome OS und adressieren in erster Linie Schüler und Studenten. Für dieses Segment hat AMD ebenfalls auf der CES zwei neue Billig-Prozessoren vorgestellt, auf deren Basis Acer und HP Geräte bauen. Das Acer Chromebook 315 bietet ein 15-Zoll-Display, 8 GB RAM sowie 32 GB Flash-Festspeicher. Es soll Varianten mit herkömmlichen Display sowie Touch-Panels geben. HP hat mit dem "Chromebook 14-db0020nr" einen 14-Zöller mit AMD-CPU, 4 GB Arbeitsspeicher und 32 GB Flash-Storage vorgestellt. Ob der Rechner auch nach Deutschland kommt, ist noch nicht bekannt.
Bereits angekündigt für den hiesigen Markt ist das "Chromebook x360 14 G1" von HP. Der Rechner mit 14-Zoll-Touch-Display, der sich durch einen vergleichsweise leistungsstarken Intel Core-i7-Prozessor von anderen Chromebooks unterscheidet, soll auch im Business-Umfeld Kunden finden. Der Hersteller verweist auf Sicherheitsfunktionen wie verifiziertes Booten. Eine zusätzliche Chrome-Enterprise-Lizenz ermögliche zudem eine detaillierte Kontrolle von mehr als 200 Policies für Anwender, Geräte und Applikationen.
PC-Branche muss auf den Umweltschutz achten
Neben neuen Funktionen und technischen Specs rückt langsam auch ein anderer nicht minder wichtiger Aspekt in den Fokus der Branche: der Umweltschutz. Dell gab bekannt, für die neuen Modelle aus seiner Latitude-Reihe Verpackungen aus recycelten Kunststoffen zu verwenden, die auf Plastikabfällen basieren. Wie die Computerindustrie mit ihren Ressourcen umgeht, dürfte sich in den kommenden Jahren zu einer immer wichtigeren Frage entwickeln. Das machte auch eine Umfrage des Bitkom deutlich, deren Ergebnisse parallel zur CES veröffentlich wurden.
Demzufolge lagern in deutschen Haushalten rund 32 Millionen Altgeräte. Knapp jeder zweite Haushalt - 2014 waren es 36 Prozent - hortet zu Hause mindestens einen alten PC oder Laptop. Rund jeder vierte der über 1000 befragten Personen besitzt sogar zwei oder mehr nicht mehr genutzte Rechner.
"Viele Verbraucher fragen sich, wohin mit dem alten Gerät, wenn das Neue ins Haus kommt", saget Bitkom-Umweltexpertin Katharina Eylers. "Die einen wollen das Altgerät als Ersatz aufheben. Andere wiederum wissen einfach nicht, wie sie die Daten des alten PCs vollständig löschen und heben es deshalb auf. Oder sie wissen nicht, wo und wie sie das Altgerät entsorgen können." Dabei könne die richtige Entsorgung einen wichtigen Beitrag zum Ressourcen- und Umweltschutz leisten. "Wer funktionstüchtige Laptops und PCs weitergibt, leistet einen Beitrag zum Umweltschutz. Aber auch defekte Geräte sollten unbedingt recyelt werden und gehören nicht in den Hausmüll", so Eylers. "Die Geräte enthalten zahlreiche, wertvolle Rohstoffe, die beim Recycling wiedergewonnen werden können."