Nach Japanbeben

Neue Komponentenengpässe bei Tablets und Smartphones

12.05.2011
Obwohl alle PC- und Smartphone-Hersteller beteuern, dass es keine Komponentenengpässe gebe, will 'Digitimes' aus der vorgelagerten Industrie erfahren haben, dass Acer, Apple, Asus & Co. alle betroffen sind.

Obwohl alle PC- und Smartphone-Hersteller beteuern, dass es keine Komponentenengpässe gebe und die Lieferungen bis Ende Mai normal verliefen, will 'Digitimes' aus der vorgelagerten Industrie erfahren haben, dass praktisch alle Hersteller davon betroffen sind als Folge des schweren Erdbebens im Nordosten Japans am 11. März 2011.

Auch Smartphone-Hersteller wie HTC müssen um Komponentenengpässe bangen.
Foto: HTC

Der Online-Newsservice aus Taiwan nennt dabei der Reihe nach Asustek (Asus), Acer, Motorola, Apple, den Handy- und Smartphone-Hersteller High Tech Computer (HTC), Quanta Computer und Compal Electronics, letztere beide die größten Notebook-Produzenten der Welt. Sie alle sollen angesichts drohender Engpässe begonnen haben, sich mit MLCCs (Multi Layer Ceramic Chip Capacitors, bestimmte Chipkondensatoren), PCBs (elektronische Leisterplatten) und Deckgläser für Touch-Panels einzudecken.

Das Erdbeben vom März und die anhaltenden Stromrationierung in Japan übt immer noch starken Druck auf die globale IT-Lieferkette aus, weil vieles verzahnt war und einige, teils völlig unbekannte Player aus Japan praktisch das Monopol auf bestimmte Materialien oder Komponenten haben.

Zusätzlicher Druck kommt durch den Arbeitskräftemangel in China, der von vielen Teilnehmern in der ITK-Industrie als zunehmende Bedrohung gesehen wird, und nich nur da, sondern auch in der Bekleidungsindustrie. Ob es wirklich ein Mangel an Arbeitskräften ist oder vielmehr ein Mangel an billigen Fabrikarbeitern sei dahingestellt. Tatsächlich sucht die Modeindustrie derzeit aktiv nach Alternativen und fasst dabei auch so politisch unsichere Länder wie Afghanistan ins Auge.

Arbeitskräftemangel stellt sich in China auch immer zu den drei "Goldenenen Festen" ein, diese sind Chinesisch Neujahr, das Drachenbootfest (offiziell der Tag der Arbeit am 1. Mai) und das Mittherbstfest (offiziell Nationalfeiertag am 1. Oktober). Die meist mehrtägigen Festivitäten sind zwar eine Boomzeit für die Geschäfte, aber in der Regel ruht da die Arbeit, manche der Fabrikarbeiter fahren heim und kehren danach nicht mehr zurück.

Die von 'Digitimes' genannten Quellen sollen angedeutet haben, dass die PC- und Smartphone-Hersteller das Erdbeben in Japan und die Folgen auf die Lieferkette deshalb heruntergespielt haben, weil sie Sorgen hatten, die Komponenten- und Materiallieferanten könnten panisch reagieren und die Preise anheben. Hinter dem Vorhang würden die Hersteller aber alle ihre Komponentenlager füllen.

Bei bestimmten Komponenten würden sich die Engpässe immer mehr verschärfen, was spätestens im Juni zum echten Problem werden könnte, weil dann die Lager sich leeren und nicht genug Nachschub hereinkommt. Damit könnten sich die Kosten erhöhen und somit auch die Endgerätepreise.

Andererseits haben einige Hersteller aber auch die Sorge, dass sie auf riesigen Lagern sitzen könnten und diese wertmäßig abschreiben müssen, wenn die Auswirkungen der havarierten Atomkraftwerke und der anhaltenden Stromrationierung in Japan weniger gravierend ausfällt, als erwartet.

Die Stromversorgungsengpässe in Japan werden in der zweiten Jahreshälfte laut gut unterrichteten Industriekreisen auch steigende Preise für Halbleitermaterialien mit sich bringen. Auch da haben einige japanische Hersteller das Quasi-Monopol drauf oder kontrollieren sie zumindest einen Großteil der weltweiten Produktion. Halbleiterhersteller wie Taiwan Semiconductor Manufacturing Company (TSMC), Nvidia, Qualcomm und AMD werden daher allen Erwartungen nach ihre Preise anheben.

Festplattenhersteller wie gerade erst Western Digitals in Berlin haben jetzt zugegeben, dass es durch das Erdbeben in Japan zu Lieferengpässen kommen wird. (kh)