Viel wurde spekuliert, vieles bereits angedeutet: Auch ChannelPartner hatte im Vorfeld von Microsofts weltweiter Partnerkonferenz über die Eckpunkte des neuen MS-Partnerprogramms berichtet. Auf dem weltweiten Partnerkongress, der derzeit in der Hauptstadt des Jazz, New Orleans in Louisiana, stattfindet, hat Microsoft jetzt den anwesenden 6.500 Teilnehmern alle Infos und den zugehörigen Zeitplan vorgestellt.
Am Anfang war die Farbe: Der Umstieg auf das "Microsoft Partner Network", unter dessen Dach sich künftig – genauer gesagt, ab November 2010 – alle rund 360.000 weltweit am Partnerprogramm beteiligten Unternehmen sammeln werden, geht nicht nur mit einer Namensänderung einher, sondern auch mit einem Farbwechsel: Von Orange, der Farbe des alten Programms, auf Grün.
Vor allem wird aber nach außen neu gestrichen: Partner werden ab November kommenden Jahres gegenüber Endkunden nicht mehr als "Registered"-, "Certified"- oder "Gold Certified"-Partner auftreten, sondern im besseren Fall als Träger einer Kompetenz – und im besten Fall gar als Träger einer Kompetenz plus dem Zusatztitel "Advanced". Die übrigen Partner versammeln sich in den Kategorien "Quick Starter" respektive "Subscriber".
Die ersten Kompetenzen bereits im Herbst 2009
Die Kompetenzen spielen somit die tragende Rolle in Microsofts neuem Partner Network: Der Softwerker hat das fünf Jahre alte System mit seinen aktuell 17 Kompetenzen und den insgesamt 46 Spezialisierungen kräftig durchgewürfelt. Künftig gibt es insgesamt 30 Kompetenzen ohne Unterspezialisierungen.
Einige sind komplett neu (etwa "Digital Home"), einige erscheinen wieder, nur in differenzierter Form (die Dymanics-Kompetenzen etwa unterscheiden sich künftig in "ERP" und "CRM"), und einige wurden komplett gestrichen beziehungsweise anderen Themengebieten zugeordnet. Die vollständige Liste finden Sie am Ende dieses Beitrags (Seite 5).
Die ersten fünf Kompetenzen des Microsoft Partner Networks wird der Hersteller ab Oktober dieses Jahres anbieten, die Einführung der übrigen folgt im Mai 2010. Microsoft macht im Vergleich zum alten System deutlich konkretere Vorgaben für die Vergabe, wobei der Form der Partnerschaft eine gewichtige Rolle zukommt. Der Hersteller unterscheidet künftig zwischen zehn Arten der Zusammenarbeit mit dem Channel, vom Systemintegrator über den "einfachen" Reseller bis hin zum Softwareentwickler.
Verlangt wird von jedem zweierlei: partnerübergreifende Standardleistungen in Sachen Einsatz, Marketing und Kundenzufriedenheit sowie eine Reihe von partnerschaftsabhängigen Nachweisen, wie Umsatz im Falle von Resellern oder Expertise bei ISVs. Auch hier hat Microsoft einen Zeitplan aufgestellt: Kundenzufriedenheitsmessungen etwa, deren Ergebnis übrigens nicht entscheidend für die weitere Vergabe der Kompetenzen abhängen wird, sind vorerst nur für Advanced-Partner verpflichtend.
Die neue Hierarchie
Den "Kompetenz-losen" Partnern fällt im neuen Network eine "attributslose" Partnerschaft der Kategorien "Quick Starter" und "Suscriber" zu (gemeint sind Abonnementen von Microsoft-Leistungen, etwa dem Service-Pack). Das Partner Network sieht kein Logo oder ein sonstiges bereitgestelltes Branding für den sonstigen Außenauftritt vor. Diejenigen Partner, die eine Kompetenz erwerben, dürfen dagegen mit derselbigen für sich werben (etwa "Search"- oder "CRM"-Partner).
Die Advanced-Partner schließlich gelten als die besten ihres Metiers und dürfen dies auch entsprechend darstellen. Laut Wolfgang Brehm, Partnerverantwortlicher für Deutschland, werden sich voraussichtlich alle 600 deutschen Partner, die bereits besondere Leistungen in einer der Kompetenzen aufzuweisen haben, in diese Kategorie verteilen – es wird also im Durchschnitt 30 Advanced-Partner pro Kompetenz geben. Brehm verweist aber darauf,das diese Verteilung sehr uneinheitlich ausfallen werde.
Dem Manager zufolge hat Microsoft den Anspruch in etwa so festgelegt, dass alle übrigen der rund 2.500 deutschen Certified- und Gold-Certified-Partner – gleichbleibenden Einsatz vorausgesetzt – im Normalfall die "einfache" Kompetenzkategorie erreichen werden. Brehm schätzt, dass ein durchschnittlicher Partner dieser Stufe allerdings nicht mehr als ein oder zwei Kompetenzen tragen wird. "Unsere Partner haben nun 15 Monate Zeit, sich umzustellen. Wir fordern alle unsere rund 31.500 Partner auf, das auch zu tun. Wir verweisen explizit auf die noch schwächer besetzten Kompetenzen, die größtenteils Themengebiete mit viel Marktpotenzial abdecken", so Brehm.
Kritik unerwünscht?
Microsoft erhofft sich vom neuen Programm in erster Linie einen besseren Auftritt gegenüber den Endkunden. Das Portfolio sei zu groß geworden, die Kategorien "Certified" und "Gold" zu schwammig – Kunden würden sich schwer tun, den für ihre Belange passenden Microsoftexperten zu finden, so die Channel-Verantwortlichen in New Orleans: Allen voran die weltweite Partnerchefin Allison Watson: "Die 30 Kompetenzen drehen sich genau um die Ansprüche, die Geschäftskunden haben und wie Microsoft selbst das Geschäft angeht. Im neuen Microsoft Partner Network gibt es einen Platz für jeden Partner. Und für jeden von Ihnen, der bereit ist, voll einzusteigen und auch in der Folge am Ball bleiben will, halten wir eine Advanced-Platz bereit" sagte sie in Ihrer Keynote.
Doch so viel Microsoft für das Programm auch warb: Man bekam nicht den Eindruck, dass der Hersteller vor Ort den Dialog mit den Teilnehmern suchte, was die Einführung des Programms betrifft. Weder erwähnte Steve Ballmer in seiner Keynote das Microsoft Partner Network, noch ließ etwa Allison Watson bei ihrem Auftritt Fragen seitens des Auditoriums zu.
Der Eindruck war eher: Microsoft versuchte mögliche kritische Partnerstimmen, die es auch im deutschen Lager gab, mit den reichlichen Produktankündigungen zu übertönen. Denn Kritik gab es – vor allem seitens der "kleineren" Partner: Wie sie auf der Konferenz selbst sowie im Web-2.0-Umfeld der Veranstaltung äußerten, fühlten sich einige von ihnen nun zur Spezialisierung genötigt respektive ins Namenlose degradiert. Was Wolfgang Brehm so nicht stehen lassen will: "Mit der neu geschaffenen Kompetenz Small Business Spezialist gibt Microsoft gezielt kleineren Fachhändlern die Chance, in den engeren Partnerkreis aufzusteigen. Zudem sind eignen sich viele der neuen Kompetenzen für den regionalen Channel."
Das vollständige neue Komptenz-Ökosystem mit den 30 Spezialisierungen lesen Sie auf der folgenden Seite.
Die 30 neuen Microsoft-Kompetenzen (ungeordnet)
Ab Oktober 2009:
Server Platform
Desktop Platform
Systems Management
Identity & Security
Virtualization
Ab Mai 2010:
Content Management
Unified Communications
Web Development
Application Integration
Small Business
Project & Portfolio Mgmt
ERP
Cloud Platform Services (TBD)
Authorized Distributor
Search
Business Intelligence
App-Life Cycle Management
Learning
Digital Home
Mobility
Digital Marketing
Solution Provider
Portals & Collaboration
Software Development
Data Platform
CRM
Licensing
Software Asset Management
Hosting Platform
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