Neue Finanzierungslösungen für den Mittelstand

25.01.2007 von kfw 
Auch Mezzanine und Beteiligungskapital bieten Unternehmern die Möglichkeit, ihre Haftkapitalbasis zu vergrößern und Spielraum für Wachstum zu schaffen.

Die zinsgünstigen Kredite der KfW Mittelstandsbank erfreuen sich beim Mittelstand seit bereits großer Beliebtheit. Erst im Kommen sind dagegen Mezzanine und Beteiligungskapital. Damit können sowohl Gründer als gestandene Unternehmer ihre Haftkapitalbasis vergrößern und Spielraum für Wachstum schaffen. Drei innovative Produkte der KfW Mittelstandsbank sollen hier exemplarisch vorgestellt werden.

Im modernen Bankgeschäft versteht man unter Mezzanine eine Finanzierungsform, die zwischen Eigen- und Fremdkapital angesiedelt ist. Beispiele hierfür sind stille Beteiligungen, Genussrechte und eben auch Nachrangdarlehen, wie sie die KfW Mittelstandsbank in ihrem Programm Unternehmerkapital anbietet,

das in allen drei Programmbausteinen eine Nachrangtranche vorsieht. Solche Nachrangdarlehen werden, wie der Name bereits zu verstehen gibt, nachrangig bedient - sie kommen also im Insolvenzfall erst nach allen anderen Forderungen zum Tragen. Wirtschaftlich betrachtet erfüllen sie damit die Funktion von Eigenkapital. Außerdem verlangt die KfW dafür keine Sicherheiten. Wer Sicherheiten in Form von Grundstücken, Häusern oder Maschinen hat, kann damit also andere Kredite absichern.

1. Das Programm Unternehmerkapital

Der Startschuss

Mit Hilfe des Unternehmerkapitals (ERP-Kapital für Gründung) können Gründer ebenso wie Unternehmen in der Startphase (bis zwei Jahre), ihre zu dünne Eigenkapitaldecke durch Nachrangdarlehen bis auf 40 Prozent der Investitionssumme aufstocken. Vorausgesetzt, sie bringen 15 Prozent eigene Mittel (neue Länder: 7,5 Prozent) mit. Bei immerhin 500.000 Euro pro Antragsteller lassen sich damit selbst größere Gründungsvorhaben stemmen. Die Laufzeit beträgt 15 Jahre, davon sind sieben tilgungsfrei. Das schont die Liquidität in der Startphase.

Step by step

Für Unternehmen, die gewissermaßen aus den Kinderschuhen bereits heraus, aber noch nicht fest etabliert sind, schließt Baustein 2 (ERP-Kapital für Wachstum) die mittlere Zeitschiene zwischen zwei und fünf Jahren. Zu günstigen Konditionen können wiederum bis zu 40 Prozent des Finanzierungsbedarfs über eine Nachrangtranche finanziert werden. Allerdings ist ein Eigenanteil hier nicht mehr zwingend erforderlich. Dafür muss sich die Hausbank in

gleicher Höhe wie die KfW an der Finanzierung beteiligen - und dafür verlangt sie üblicherweise Sicherheiten.

Wachstum finanzieren

Mit maximal vier Millionen Euro fällt der Höchstbetrag beim Unternehmerkapital (Kapital für Arbeit und Investitionen) deutlich üppiger aus für Unternehmen, die bereits fünf und mehr Jahre am Markt sind. Eine Hälfte der Darlehenssumme ist dabei jeweils eine Nachrangtranche (ohne Sicherheiten), die andere Hälfte eine banküblich abzusichernde Fremdmitteltranche.

Baustein 3 sieht eine Laufzeit von zehn Jahren vor, nach sieben setzt die Tilgung ein. Während der Zinssatz in Baustein 1 für alle Kreditnehmer gleich hoch ist, richtet sich bei den beiden folgenden Bausteinen die Höhe des Zinssatzes nach der Bonität und - bezogen auf die Fremdmitteltranche - nach den Sicherheiten.

Und je besser die Bonität eines Schuldners ist und je werthaltiger zudem seine Sicherheiten sind, desto niedriger ist auch der Zinssatz.

2. Das ERP-Innovationsprogramm

In Anlehnung an die Produktstruktur des Unternehmerkapitals (Baustein 3) wurde für innovative Unternehmen und Freiberufler das ERP-Innovationsprogramm konzipiert. Das Finanzierungspaket besteht auch hier wiederum aus einer Fremdkapital- und einer Nachrangtranche, die aus dem ERP-Sondervermögen günstig finanziert und aus Mitteln des Bundes noch zusätzlich verbilligt

werden. Das Programm zielt nicht auf technologische Weltneuheiten; es geht vielmehr um handfeste Produkt- und Prozessinnovationen beim etablierten Mittelstand. Es geht also um Vorhaben, die für das Unternehmen selbst neuartig sind und deren innovativer Kern von ihm selbst stammt. Neben der Forschungsund

Entwicklungsphase wird auch die Markteinführung gefördert. Das Programm eignet sich also bestens zur Finanzierung so genannter "weicher" Investitionen, die bei der Innovation anfallen, wie z. B. Personalkosten.

3. Der ERP-Startfonds

Bei der Umsetzung von Hightech-Lösungen haben es mittelständische Unternehmen schwer. Nur sehr begrenzt können sie die Umsetzung ihrer Ideen in Technologien und Dienstleistungen aus eigenen Mitteln finanzieren. Hilfe leisten kann dann der ERP-Startfonds der KfW Mittelstandsbank. Bis Ende 2009 steht der ERP-Startfonds für Beteiligungen offen. Der Fonds investiert ausschließlich in kleine Technologieunternehmen, deren Unternehmensgründung nicht länger als fünf Jahre zurückliegen darf. Bei schon mit dem Vorgängerprogramm BTU finanzierten Unternehmen gilt eine andere Regelung. In diesem

Fall muss die Erstzusage weniger als fünf Jahre zurückliegen. Außerdem muss das interessierte Unternehmen weitere Bedingungen erfüllen. Der Betrieb muss den Sitz in Deutschland haben - deutsche Tochtergesellschaften ausländischer Unternehmen sind jedoch nicht grundsätzlich ausgeschlossen. Des Weiteren setzt die KfW voraus, dass zum Zeitpunkt des Finanzierungsantrages mindestens ein Viertel der Gesellschaftsanteile von den Gründern und weniger als die Hälfte von einem einzelnen Investor gehalten werden. Sind diese Bedingungen erfüllt, muss das Unternehmen einen Leadinvestor ins Boot holen. Nur dann kann sich der ERP-Startfonds als Co-Investor beteiligen, und zwar in bis zu gleicher Höhe und zu den gleichen Konditionen wie der Leadinvestor. Aus dem ERP-Startfonds erhält das Unternehmen maximal drei Millionen Euro, die in jedem Fall hälftig in zwei Finanzierungsrunden ausgezahlt werden. Unbedingt zu beachten ist: Ein Engagement ist nur möglich, wenn der Antrag noch vor dem Abschluss eines Beteiligungsvertrages zwischen Leadinvestor und Unternehmen bei der KfW Mittelstandsbank eingereicht wird.

Der private Venture Capitalist ist nicht nur Geldgeber, sondern auch für die Managementberatung des Unternehmens und für die Überwachung der plangemäßen Entwicklung zuständig. Dafür erhält der Leadinvestor von der KfW Mittelstandsbank eine Vergütung. Wie lange der ERP-Startfonds die Beteiligung als Co-Investor an den Technologieunternehmen hält, hängt von den Absichten der Leadinvestoren ab - optimal geht die KfW das Investment gemeinsam mit dem Leadinvestor ein und beendet es auch gemeinsam mit ihm.

Und so geht's

Wie kommt man an die unter 1. und 2. vorgestellten Förderprodukte der KfW Mittelstandsbank? Anlaufstelle für den Unternehmer ist jeweils die Hausbank (Bank oder Sparkasse). Sie entscheidet anhand einer eingehenden Prüfung, ob sie das Vorhaben befürwortet und einen Antrag bei der KfW stellt. Man sollte sich also gründlich auf das Hausbankgespräch vorbereiten. Ganz wichtig ist ein aussagefähiger Businessplan. Investiert werden kann erst, wenn der Förderantrag bei der Hausbank eingereicht ist. Die Antragstellung auf Mittel aus dem ERP-Startfonds erfolgt direkt bei der KfW Mittelstandsbank in Bonn. (mf)