Anforderungen an Reseller steigen

Netzwerke für den Mittelstand

09.08.2012 von Ronald Wiltscheck
Wir haben die wichtigsten Hersteller und Distributoren von Netzwerkzubehör zu ihren Erfahrungen mit mittelständischen Kunden befragt. Dabei wurde klar, dass sich Reseller anstrengen müssen, um die immer anspruchsvoller werdenden SMB-Kunden zufrieden zu stellen. Dabei kommt ihnen ihre Flexibilität zugute.

Wir haben die wichtigsten Hersteller und Distributoren von Netzwerkzubehör zu ihren Erfahrungen mit mittelständischen Kunden befragt. Dabei wurde klar, dass sich Reseller anstrengen müssen, um die immer anspruchsvoller werdenden SMB-Kunden zufrieden zu stellen. Dabei kommt ihnen ihre Flexibilität zugute.

CTI und UCC nur mit IP-basierter TK-Anlage

Jochen Bräunlein von Teldat plädiert an dieser Stelle ganz klar für die Ablösung der alten TK-Anlage beim Kunden. Nur dann ließen sich CTI- und UCC-Lösungen (Computer-Telefonie-Integration; Unified Communications and Collaboration) sinnvoll integrieren: "Der Trend zu konvergenten Sprach-Daten-Lösungen ist nicht mehr aufzuhalten, wobei hier Hardware durch entsprechende Applikationen ergänzt wird." WLAN ist laut dem Teldat-Manager natürlich auch im Mittelstand weiterhin ein Wachstumsmarkt, denn nur so lassen sich die neuartigen mobilen Endgeräte wie Smartphones und Tablet-PCs überhaupt ans Firmennetzwerk anbinden: Sichere Internetzugänge für Besucher und Gäste müssen natürlich von der unternehmenseigenen WLAN-Infrastruktur streng isoliert werden.

Netzwerk-Anbieter zur Zukunft des Handels 07/2012
Norbert Roller, Channel-Chef bei Zyxel: "Mit einem stimmigen 24/7-Servicekonzept inklusive Hardwaretausch kann der Fachhandel höhere Umsätze erzielen."
Jochen Bräunlein, Director Channel Sales bei Teldat: "Auch im Mittelstand wird die Umstellung auf reinrassige IP-Kommunikation für Sprache und Daten zur Notwendigkeit."
Niels Klussmann von der Internet Business Solutions Group bei Cisco: "Das globale Datenvolumen wird sich bis 2016 vervierfachen."
Josua Braun, Senior Product Marketing Manager Storage EMEA bei Netgear: "Es gilt, auf den bereits fahrenden Zug noch aufzuspringen."
Andreas Hausmann, Business Development Manager für den Handel bei HP Networking: "Es sind Lösungen notwendig, die über das Netzwerk hinausgehen."
Mike Lange, Produktmarketingleiter bei D-Link: "IP-Storage ist ein großes Thema."
Gerald Hahn, Vorstandsvorsitzender der Softshell AG: "Entscheidend beim Vertrieb von Netzwerkprodukten sind Stabilität und Wartungsfreundlichkeit des Angebots."
Matthias Schneider, Business Group Manager bei Ingram Micro Distribution: "Heterogene, leistungsfähige, effektive und intelligente Netzwerke sind nötig."
"Es gibt einen großen Bedarf an VoIP-Lösungen." Helge Scherff, Vertriebsleiter bei Wick Hill Deutschland

Andreas Hausmann von HP zieht die Servicekarte, denn seiner Ansicht nach sollten Vertriebspartner nicht nur Switches, WLAN-Produkte und Stacking-Lösungen, sondern auch Dienstleistungen wie Planung, Beratung, Design und Implementierung anbieten: "Es ist wichtig, dass VARs ihren Kunden helfen, Betriebs- und Servicekonzepte zu erarbeiten. Diese braucht der Kunde, um seine Infrastruktur optimal zu verwalten", sagt der HP-Manager und zieht damit sein persönliche Resümee aus der Analyse des Mittelstands.

Produkttechnisch weit konkreter äußert sich da Joshua Braun von Netgear: "Sobald für all die bandbreitenintensiven Anwendungen Gigabit-Anbindung am Schreibtisch da ist, steigt die Notwendigkeit für Zehn-Gigabtit-Ethernet am Backbone - und das auch in kleinen und mittelgroßen Unternehmen." Naben den klassischen Netzwerkkomponenten wie Routern, Switches und WLAN-Access-Points sollten Netzwerk-Reseller laut Netgear auch Security-Lösungen wie UTM (Unified Threat Management) oder VPN (virtuelle private Netze) vorhalten, ferner Netzwerkspeicher wie NAS-Systeme (Network Attached Storage) oder iSCSI-SAN-Architekturen (Ethernet-basiertes Storage Area Nework). Aber auch der Vertrieb von IP-basierten Überwachungssystemen (IP Surveillance), also ans Netzwerk angebundene Kameras und Bewegungsmelder, könnte zum Repertoire eines gewieften Netzwerk-VARs gehören.

"Es gilt, auf den bereits fahrenden Zug noch aufzuspringen." Josua Braun, Senior Product Marketing Manager Storage EMEA bei Netgear
Foto: Netgear

Ins gleiche Horn bläst Mike Lange von D-Link. Er glaubt, dass durch den stets wachsenden Bedarf an Speicherkapazität hochverfügbare IP-basierte Storage-Systeme (NAS und iSCSI SAN) besonders gefragt sind. Derartige Lösungen eignen sich laut Lange zur Datenarchivierung oder für Disaster Recovery. Außerdem pocht der D-Link-Manager auf die IPv6-Fähigkeit des Netzwerks bei mittelständischen Kunden, wofür selbstredend Switches und Router mit vollem IPv6 Support unabdingbar sind. "Insbesondere im Rahmen der Migration auf IPv6 gibt es für die Reseller große Möglichkeiten für Dienstleistungen, beispielsweise mit Netzwerk-Audits, Migrationskonzepten sowie mit Training des IT-Personals bei mittelständischen Kunden", glaubt Lange.

Dem kann Dirk Obendorf, Cisco-Spezialist bei Tech Data, kaum noch etwas hinzufügen: "Basierend auf der beim Kunden bestehenden Netzwerkarchitektur kann der Reseller dort die klassische TK-Anlage zum VoIP-System ausbauen. Planung, Einrichtung und Aufbau sind Dienstleistungen, die unsere Vertriebspartner aufgrund ihres Netzwerk-Know-hows kompetent anbieten", da ist sich der Tech Data-Manager ganz sicher. Sogar professionelle Videoconferencing-Lösungen offerieren seine VARs schon - entweder als Hardware oder in Form von gehosteten Lösungen, auch aus der Cloud.

Security im Netzwerk unabdingbar

Ingram Micro setzt noch zusätzlich auf Security, Voice und Netzwerkmanagementdienste. Das Portfolio des Broadliners reicht hier von der mobilen/fixen Netzwerkinfrastruktur über Telefonie, Callcenter und Applikationen für Collaboration und mobile Anwendungen für Unternehmenskunden bis hin zu Videokonferenzlösungen für kleine Büros und für das Home-Office.

Einen etwas anderen Aspekt in Sachen Dienstleistungen fürs Netzwerk hat der VAD Wick Hill für sich entdeckt: Mit zunehmender Komplexität werden die Überwachung und die Kontrolle der gesamten Netzwerkinfrastruktu immer wichtiger", meint der in Hamburg tätige Vertriebsleiter Helge Scherff. Seiner Erfahrung nach benötigt der Kunde auf jeden Fall eine interne Lösung zum Schutz des Netzwerkzugangs vor internen und externen Angriffen. Das kann Software oder auch eine Appliance besorgen, sie muss aber leicht zu administrieren sein, sonst wird sie vom Kunden nicht akzeptiert. Außerdem sollte eine derartige NAC-Lösung (Network Access Control) modular aufgebaut, skalierbar und leicht um Drittprodukte erweiterbar sein.

Netzwerk-Security-Anbieter zu 2012
"Ein modernes Security Gateway ist mehr als nur eine Firewall." Christine Schönig, Technical Managerin bei Check Point Software Technologies
"Neue Anwendungen und Geschäftsprozesse werden die künftige IT-Security entscheidend prägen." Jörg von der Heydt, Channel & Marketing Manager Germany bei Fortinet
"Sicherheitsrichtlinien müssen durchgesetzt werden." Kai Hollensett, Senior Director Channel Sales D-A-CH bei Juniper Networks
"Netzwerk-Security ist ein Top-Thema." Sven Janssen, Country Manager Germany bei SonicWall
"Die Grenzen zwischen den Firewall-Märkten für Großkunden und Mittelständler verschwimmen." Dennis Monner, Vorstandsvorsitzender der gateProtect AG
"Nicht nur der Funktionsumfang, sondern auch die Tiefe der Sicherheitstechnologie nehmen bei UTM-Produkten stetig zu." Michael Haas, Regional Sales Manager Central Europe bei WatchGuard Technologies
"Was benötigt wird, ist die Lösung aus einer Hand." Markus Henning, Netzwerk-Security-CTO bei Sophos
"Neue Gefahren entstehen im Web-2.0-Umfeld, durch Cloud und Mobile Computing." Jörg Kurowski, Zentraleuropa-Chef bei Check Point
"Angesichts der Komplexität und der Anzahl von Attacken ist ein spezialisierter, aber auch anpassungsfähiger Schutz notwendig." Anthony Perridge, Channel Director bei Sourcefire
"IT-Sicherheit ist ein sehr gutes Geschäftsfeld für Systemintegratoren." Jan Hichert, General Manager Network Security von Sophos
"KMUs suchen nach zuverlässiger, einfach einzusetzender und kosteneffizienter Sicherheit." Thomas Mammitzsch, Regional Director Commercial Central Europe bei Netgear
"IT-Securuity ganzgheitlich konzipieren!", Robert Jung, Westcon Security
"UTMs haben viel versprochen und wenig gehalten." Patrick Kuttruff, Senior Sales Engineer bei Websense

Laut Norbert Roller von Zyxel steht der moderne Netzwerkfachhändler aktuell vor zwei Herausforderungen: Einerseits muss er bei seinen Kunden das Bewusstsein für neue Technologien rechtzeitig und eingehend erwecken; andererseits muss der VAR selbst seinen Wissenshorizont durch eine kontinuierliche Teilnahme an Schulungen, Fortbildungen und Zertifizierungen ständig erweitern und festigen.

"IP-Storage ist ein großes Thema." Mike Lange, Produktmarketingleiter bei D-Link
Foto: D-Link

Da bleibt Gerald Hahn allgemeiner: "Mittelständische Kunden möchten sich in der Regel nicht mit der Technik auseinandersetzen, deshalb sollten Reseller die notwendige Hardware mit Dienstleistungen verbinden. Der Preis spielt dabei erfahrungsgemäß eine untergeordnete Rolle, solange alles einwandfrei funktioniert." Hier ist sich der Chef der Softshell AG ganz sicher und wird im Gespräch mit ChannelPartner dann doch etwas konkreter. Seiner Ansicht nach sind es nicht unbedingt immer die Produkte der Marktführer, die am stabilsten ihr Werk verrichten und am wartungsfreundlichsten zu betreiben sind: "Das kann eventuell auch ein No-Name-Produkt eines wenig bekannten Anbieters sein". Entscheidend ist es laut Hahn, dass das einmal angeschaffte Netzwerk-Equipment unterbrechungsfrei arbeitet und nur selten Updates oder Patches benötigt. (rw)