Mit einer offiziellen Zeremonie hat Interxion im Frankfurter Osten mit dem Bau des Digital Park Fechenheim begonnen. Der Rechenzentrums-Campus zeichnet sich nicht nur durch seine Größe aus, sondern weist auch einige andere Besonderheiten auf. So wird er bei Fertigstellung des ersten Bauabschnitts, des Interxion-Rechenzentrum FRA 17, das einzige Rechenzentrum in einem demkmalgeschützten Gebäude in Deutschland und europaweit das größte in einem denkmalgeschützten Gebäude sein.
Damit bekommt das 1959/60 nach Planungen von Egon Eiermann erbaute und deshalb auch "Egon-Eiermann-Gebäude" genannte, ehemalige Neckermann-Versandzentrum eine neue Aufgabe. Außerdem legt der Bauherr in Übereinstimmung mit Forderungen der EU-Kommission und Selbstverpflichtungen der Datacenter-Branche viel Wert auf Nachhaltigkeitsaspekte. Bei der Grundsteinlegung waren Vertreter der Stadt Frankfurt, des Landesamts für Denkmalpflege Hessen sowie weiterer Partner anwesend. In den kommenden Jahren (bis 2030) sollen im „Digital Park Fechenheim“ insgesamt elf Rechenzentren mit einer IT-Fläche von insgesamt 100.000 Quadratmetern entstehen.
Die Umwidmung des denkmalgeschützten Gebäudes - über dessen Geschichte man sich hier mit einem digitaen Rundgang informieren kann - sowie die Weiternutzung der bestehende Bausubstanz ist Teil der Strategie, möglichst ressourchenschonend zu arbeiten. Zusätzlich werden die neuen Rechenzentren auch nach internationalenStandards für umweltgerechtes Bauen errichtet Der Gedanke, Gebäude als Rechenzentren umzuwidmen, ist nicht neu. So steht etwa der Supercomputer "Mare Nostrum" in einer ehemaligen Kirche in Barcelona, hat Google eine Papierfabrik in Finnland zum Rechenzentrum umgebaut und OVH 2016 sein erstes Rechenzentrum in Deutschland in einer ausgedienten Fabrik in Limburg untergebracht. In dieser Größenordung ist es allerdings schon bemerkenswert.
Flächensparend, stadtverträglich und nachhaltig
"Im gemeinsamen Schulterschluss mit der Stadt Frankfurt und dem Landesamt für Denkmalpflege Hessen haben wir es geschafft, ein wegweisendes und nachhaltiges Konzept für das ehemalige Neckermann-Gelände und das denkmalgeschützte Eiermann-Gebäude zu entwickeln", sagt Volker Ludwig, Geschäftsführer von Interxion in Deutschland. Mike Josef, Frankfurts Planungsdezernent, ist überzeugt, dass die Beteiligten „eine gute und zukunftsfähige Nutzung – sowohl für das denkmalgeschützte ehemalige Neckermann-Hauptgebäude als auch für das Gesamtareal – gefunden haben.“
Mit dem Digital Park Fechenheim setze Interxion auch Anforderungen um, die die Stadt Frankfurt gerade in einem Entwicklungskonzept zur Standortsteuerung von Rechenzentren formuliere. Josef begrüßt, dass die vorhandene Infrastruktur weiter genutzt und umgenutzt wird, das ehemalige Hauptgebäude erhalten bleibt und Dächer und Fassaden teilweise begrünt werden. "Auch werden bestimmte Teile des Areals bis zu einem gewissen Grad öffentlich zugänglich gemacht. Eine erneuerbare Energieversorgung und eine effiziente Abwärmenutzung werden umgesetzt. Kurzum: Das Projekt ist flächensparend, stadtverträglich und nachhaltig – ein echter Gewinn“, lobt der Planungsdezernent.
Vom Versandhandel zur Datenverarbeitung
„Das 1959/60 nach Planungen von Egon Eiermann in Fechenheim erbaute Neckermann-Versandzentrum galt seinerzeit als größte Baustelle in Europa“, ordnet Professor Dr. Markus Harzenetter, Präsident des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen, die Bedeutung des Objekts ein. Damals wurden in nur einem Jahr ein siebengeschossiger, über 300 Meter langes Gebäude fertiggestellt.
"Das mit vielen Preisen ausgezeichnete Großprojekt ist deutschlandweit nur mit dem Quelle-Versandzentrum in Fürth zu vergleichen", erklärt Harzenetter. "Die Erbauung des Neckermann-Versandzentrums markiert nicht nur den Beginn des modernen Versandhandels, sondern steht für eine Zeit des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Aufschwungs der Bundesrepublik Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg." Dass nun die ursprüngliche Farbigkeit der Fassade wiederhergestellt und die Raumstruktur der ehemaligen Betriebskantine erhalten bliebt, wertet er als "Erfolg für die hessische Denkmallandschaft und die bundesweite Architekturgeschichte."
Löschwasserteich und schattenspendende Photovoltaik-Module
Für das Gesamtareal wurde ein städtebauliches Konzept verabschiedet, das auch die Rekultivierung der Grünflächen vorsieht. Auf dem Gelände werden mehr als 10.000 Quadratmeter entsiegelt und der Baumbestand erheblich erhöht. Außerdem sind begrünte Fassaden sowie eine Teilbegrünung der Dächer der neu entstehenden Rechenzentren geplant.
Ein Teich im Zentrum des Campus-Geländes soll einen aktiven Beitrag zur positiven Entwicklung des Stadtklimas leisten. Die Bewässerung der Grünanlagen erfolgt durch Regenwasser, das in Zisternen gesammelt wird. Diese speisen auch den Teich, aus dem gegebenenfalls auch Löschwasser entnommen werden könnte.
Die neuen Rechenzentren werden vollständig mit Strom aus erneuerbaren Energien versorgt, eine Eigenstromgewinnung wird noch geprüft. Interxion untersucht dazu, inwiefern sich die Campus-Flächen für die Installation von Photovoltaik-Modulen eignen. Die könnten dann nicht nur Strom produzieren, sondern durch Beschattung auch zur Effizienzsteigerungen in der Kühlung der Rechenzentren und Büroflächen beitragen. Für die rund 18.000 Quadratmeter Büro- und Lagerräume im Eiermann-Gebäude ist zudem die Nutzung der Abwärme der Rechenzentren geplant. Zusätzliche Konzepte zur Einspeisung in Nah- und Fernwärmenetze werden aktuell ausgearbeitet.
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