Notebooksbilliger-CEO Hellmold im Interview

„NBB hat sich 2020 sehr positiv entwickelt“

12.02.2021 von Matthias Hell
Hat der Online-Boom im Corona-Jahr 2020 Notebooksbilliger.de (NBB) geholfen, die Umsatzmilliarde zu knacken? Im Interview berichtet CEO Oliver Hellmold über eine stark gestiegene Nachfrage, die nur durch die zeitweise einschränkte Warenverfügbarkeit gebremst wurde.
Oliver Hellmold ist seit Anfang 2019 CEO von Notebooksbilliger.de (NBB)
Foto: NBB

Nach sieben Jahren als Finanzvorstand wurde Oliver Hellmold Anfang 2019 CEO von Notebooksbilliger.de (NBB). Der 53-jährige folgte auf den früheren Acer-Managers Oliver Ahrens, dessen Intermezzo als CEO nur wenig mehr als ein Jahr dauerte. Seit sich NBB-Gründer Arnd von Wedemeyer Anfang 2020 aus dem Unternehmen zurückzog, leitet Hellmold den Online-Händler gemeinsam mit COO Martin Schwager. In seinem ersten Interview mit channelpartner.de spricht Hellmold über die Geschäftsentwicklung des letzten Jahres und über die strategischen Pläne von NBB für die Zukunft.

channelpartner.de: Herr Hellmold, 2018 hat NBB einen Netto-Umsatz von 878 Millionen erwirtschaftet und damit nach eigener Aussage brutto die Umsatzschwelle von einer Milliarde Euro übersprungen. Im Zuge des überraschenden Abgangs von Oliver Ahrens als CEO stagnierte der Umsatz 2019 eher. Wie hat sich das Geschäft von NBB im für den Online-Handel günstigen Corona-Jahr 2020 entwickelt - haben Sie nun auch netto die Umsatzmilliarde erreicht?

Oliver Hellmold: Das Online-Geschäft von NBB hat sich im Vergleich zu 2019 positiv entwickelt und konnte den durch die coronabedingten Schließungen der Ladengeschäfte erlittenen Umsatzverlust mehr als ausgleichen. Vor Finalisierung des Jahresabschlusses kommunizieren wir aber keine Geschäftszahlen.

channelpartner.de: Gerade in der Elektronikbranche hatte die Corona-Krise einen ambivalenten Effekt: einerseits eine stark gestiegene Online-Nachfrage, andererseits beeinträchtigte Corona auch die Verfügbarkeit der Waren. Wie haben Sie das erlebt?

Oliver Hellmold: Die Warenverfügbarkeit im IT-Segment hat in keiner Weise der Nachfrage standgehalten. Wir hätten einen deutlich höheren Umsatz in 2020 erzielen können, wenn die bereits Anfang des Jahres bestellte Ware rechtzeitig eingetroffen wäre. Die Verzögerungen lagen vor allem an einem Domino-Effekt in den Lieferketten, der mit einer stark erhöhten weltweiten Nachfrage einherging. Einen negativen Effekt auf die Kundenbindung konnten wir durch offene und schnelle Kommunikation vor dem Weihnachtsgeschäft verhindern.

Der Ausbau des stationären Geschäfts liegt auf Eis

channelpartner.de: Nach dem Ende der Fusionspläne mit Medimax wollte NBB sein Store-Netz eigenständig stärker ausbauen. Statt wie angekündigt bis Ende 2019 acht Stores zu betreiben, sind es mit dem 2020 eröffneten Store in Berlin nun sieben Geschäfte. Liegt das auch an der Corona-Situation? Oder sind Sie aus strategischen Erwägungen von der stationären Ausbaustrategie wieder abgerückt?

Oliver Hellmold: Unsere Planungen sahen in einer Abänderung unserer bisherigen Strategie die Suche nach verteilten Lagerstandorten mit Endkundenverkaufsmöglichkeit vor. Leider gibt es aufgrund behördlicher Vorgaben hier kaum Objekte. Bedingt durch die Corona-Pandemie haben wir bereits im Februar 2020 ein Dienstreiseverbot erlassen, um unsere Mitarbeiter zu schützen, und daher sämtliche Standortsuchen auf Eis gelegt.

channelpartner.de: Was bedeutet das Ladennetz von NBB in der Corona-Krise: Belasten die geschlossenen Geschäfte Umsatz und Kostenstruktur? Und musste für die Store-Mitarbeiter Kurzarbeit beantragt werden?

Oliver Hellmold: Unser stationärer Umsatz hat sich aufgrund der Ladenschließungen natürlich rückläufig entwickelt, konnte aber durch den gestiegenen Online-Umsatz mehr als aufgefangen werden. Der überwiegende Teil der Store-Mitarbeiter wurde dank der Möglichkeiten des mobilen Arbeitens in anderen Unternehmensbereichen mit neuen Aufgaben betraut.

channelpartner.de: Im Zuge seines Rückzugs aus dem Unternehmen hatte NBB-Gründer Arnd von Wedemeyer angekündigt, sich um dem Aufbau des Geschäfts in Spanien zu kümmern. Wie sieht es aktuell mit diesen Plänen aus?

Oliver Hellmold: Bedingt durch die Corona-Pandemie haben wir vorerst mit unserem Konzept nicht starten können. Und warten derzeit ab.

Zweifel am Standort Deutschland

channelpartner.de: Anfang des Jahres haben Sie die Öffentlichkeit über eine außergewöhnlich hohe Bußgeldforderung des Landesdatenschutzbeauftragten informiert. Belastet dieses Thema die Geschäftsentwicklung von NBB?

Oliver Hellmold: Wie Sie wissen, haben wir gegen das Bußgeld Einspruch eingelegt. Selbstverständlich bilden wir dafür Rücklagen. Wir halten die Summe für überzogen und den Bescheid nicht für rechtmäßig. Aus Unternehmenssicht muss man sich langsam fragen, ob Deutschland für neue Investitionen noch der richtige Standort ist, wenn es keine klare Rechtssicherheit in Datenschutzfragen gibt.

channelpartner.de: Wie schätzen Sie den Wettbewerb ein? Vor allem Media-Saturn, aber auch Neueinsteiger wie AO konnten in der Corona-Krise online stark wachsen...

Oliver Hellmold: Aus unserer Sicht hat sich der Wettbewerb sehr ruhig verhalten. Und 2020 war sicher hauptsächlich davon geprägt, Ware zu beschaffen.

channelpartner.de: Wie richtet sich NBB vor dem Hintergrund dieser Marktlage aus: Reicht es, weiter vor allem auf das organische Wachstum zu vertrauen? Oder gibt es Überlegungen, mit neuen strategischen Akzenten zusätzliches Wachstum anzuschieben?

Oliver Hellmold: Wir haben unsere Strategien und Ziele der unerwarteten internationalen Krisensituation angepasst und finden weiterhin Wege innovativ zu sein. Aktuell arbeiten wir an einem Investmentvehikel, mit dem wir in andere Unternehmen investieren können, von denen wir glauben, dass sie eine gute Ergänzung zu NBB wären.

channelpartner.de: Viel Erfolg und vielen Dank für das Gespräch!