Das Thema Nachhaltigkeit wird für die Bezieher von ITK-Equipment immer wichtiger. Im Vergleich zum Vorjahr legen deutlich mehr Kunden Wert auf nachhaltige Produkte, so die Erfahrung von Thorsten Düchting, Marketingleiter bei Computacenter Deutschland: „Die Fragen zu nachhaltiger ITK-Hardware haben sich im Rahmen großer Ausschreibungen deutlich erhöht.“
Auch Kunden der IT-Haus GmbH stellen erhöhte Nachhaltigkeitsanforderungen: „Anfragen zur Kreislaufwirtschaft, zu Recyclingquoten und zu den Arbeitsbedingungen bei der Herstellung der Hardware kommen vermehrt auf uns zu“, weiß Marcus Jahnke, Business Relationship Manager bei dem rheinland-pfälzischen Systemhaus, zu berichten.
Der CO2-Fußabdruck bei Herstellung und Betrieb der Hardware ist bei den Kunden von Logicalis ein wichtiges Entscheidungskriterium. Die durch den Ukraine-Krieg deutlich gestiegenen Energiekosten treiben die Nachfrage nach effizienter Hardware zusätzlich an, ergänzt Andreas Richter, Head of Marketing & Communications Europe bei Logicalis. Einige Kunden denken sogar an einen vorzeitigen Austausch der Hardware, um Energie zu sparen.
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Die bei Firmen aussortierten PCs und Notebooks könnten wiederum von Privatanwendern weiter genutzt werden, weil bei ihnen – bei gelegentlicher Nutzung – die Stromverbrauchskosten keine so große Rolle spielen. Laut eBay ist mehr als die Hälfte (52 Prozent) der Konsumenten bereit, gebrauchte oder generalüberholte Produkte zu kaufen. Aktuell tun dies allerdings nur zehn Prozent. Die Gründe dafür sind vielfältig: Viele Verbraucher glauben, dass die Qualität der Produkte aus zweiter Hand mangelhaft sei. Hier hilft Ebay mit dem „Käuferschutz“ bei „refurbished“ beziehungsweise generalüberholten Artikeln von verifizierten Verkäufern, wie Simone Sievernich, Head of Refurbished & Re-Store bei Ebay Deutschland versichert.
Schneller RoI durch neues ITK-Equipment
Wenn sich Firmen neues ITK-Equipment anschaffen, wollen sie dieses weitaus länger nutzen als in der Vergangenheit. Deswegen legen sie großen Wert auf gute Ersatzteilverfügbarkeiten und einfache Reparaturmöglichkeiten, teilt Marcus Jahnke von IT-Haus mit: „Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit schließen sich nicht aus, sondern ergänzen sich sehr gut.“
Doch wie findet man als Reseller die ITK-Hardware, die diese Anforderungen erfüllt? Computacenter kauft ausschließlich bei Herstellern, die alle von dem Systemhaus zu diesem Zweck angefertigten Whitepaper gezeichnet haben. Dort sind Kriterien festgehalten wie Herkunftsort/Produktionsland, Art und Rate der wiederverwendeten Materialien im fertigen Produkt, die Recyclingfähigkeit der Verpackung, die Versandart, die Energieeffizienz im Betrieb und bis zu welchem Grad sich das Produkt reparieren lässt.
IT-Haus hat insgesamt 17 Nachhaltigkeitsziele bei der Auswahl der Lieferanten festgelegt. Zu den häufigsten von Kunden geforderten Kriterien zählen laut Jahnke die CO2-arme Herstellung der Hardware und die Energieeffizienz bei deren Betrieb.
Wie nachhaltig agieren die Systemhäuser selbst?
„Wir blicken auf die gesamte Lieferkette und deren Nachhaltigkeit“, so beschreibt Andreas Richter die Vorgehensweise von Logicalis. Als Beispiel eines „guten“ Lieferanten führt er Cisco an. Für jeden als „Sustainability- Spezialisten“ zertifizierten Mitarbeiter eines Partnerunternehmens pflanzt Cisco einen Baum. Zudem werden jene Parter belohnt, die von Kunden ausgemusterte Hardware an Cisco zurückgeben.
"Tue Gutes und sprich darüber!" Dieses Motto gilt natürlich auch bei allen Nachhaltigkeitsbemühungen der von uns befragten Systemhäuser. Sie alle setzen verstärkt auf den Bezug von Ökostrom und tragen mit eigenen Windparks und Solarpanelen zur Erzeugung von CO2-freier Energie bei.
So hat beispielsweise Computacenter 2020 die größte kommerzielle Fotovoltaikanlage Großbritanniens auf dem Dach des Integration Centers in Hatfield installiert. 2021 folgte eine Anlage auf dem Integration Center in Kerpen – damit können rund 30 Prozent des Energiebedarfs des Gebäudes gedeckt werden. Ende März 2022 ist eine weitere Solaranlage auf den Carports der Kerpener Officegebäude in Betrieb genommen worden. Damit kann auch Computacenters Elektrofahrzeugflotte „betankt“ werden. Bei Logicalis ist bereits ein Fünftel des Fuhrparks vollelektrisch oder hybrid. Bis Anfang 2023 soll dieser Anteil auf 35 Prozent steigen.
Bis 2025 möchte Logicalis weltweit komplett CO2-neutral werden. Auch bei IT-Haus wird der Fuhrpark kontinuierlich auf Elektro- beziehungsweise Hybrid-Fahrzeuge umgestellt. Außerdem legt das Systemhaus aus Föhren bei Trier die Homeoffice-Regelung sehr großzügig aus, sodass durch den Wegfall des Anfahrtswegs für viele Mitarbeiter mehrere Tonnen CO2 pro Jahr eingespart werden, hat Sarah Müller, Quality & Environmental Manager und Data Protection Officer bei IT-Haus, ausgerechnet.
Einen eigene Nachhaltigkeitsbericht möchte auch Medialine erstellen. Dort solll offen, kompakt und transparent gezeigt werden, welche Bereiche von Medialine bereits nachhaltig arbeiten und wo noch Potentiale zur Verbesserung liegen. Immerhin, erste Projekte hat der IT-Dienstleister mit dem Hauptitz im nordpfälzischen Bad Sobernheim bereits getan:
Das Headquarter wird nach Unternehmensangaben zu über 70 Prozent auf nachhaltige Art und Weise mit elektrischem Strom versorgt. Das erfolgt zum einen durch die Einspeisung von rund 250.000 kWh C02-neutraler Energie jährlich über die unternehmenseigene Anlagen. Darüber hinaus gibt es Elektrotankstelle für die Fahrzeuge der Mitarbeiter, die auf dem Gebäudedach installierte Photovoltaikanlage versorgt zehn Haushalte mit Strom.
Die "grünen" Bestrebungen der gesamten Medialine Group finden sich auch in der Nachhaltigkeit der eigenen Rechenzentren wieder: Die Gebäude der Telehouse Frankfurt erreichen mit 100 Prozent "grüner" Energie einen sehr geringen PUE-Wert (Power Usage Effectiveness) von unter 1,25. Ein idealer PUE von 1,0 würde bedeten, dass ein Rechenzentrum komplett ohne Energieverluste arbeiten würde.
Nachhaltigkeit spielt auch beim ITK-Fachhandelsverbund ElectronicPartner (EP) eine große Rolle. Im Rahmen der Initiative „Go green“ kümmern sich die EP-Fachhändler persönlich und vor Ort darum, dass Geräte repariert anstatt weggeworfen werden, engagieren sich in der Energieberatung und bei lokalen Projekten für den Umweltschutz.
Mit einer Summe von 600.000 Euro beteiligt sich EP langfristig am Projekt „Mittelstand & Moor“. Damit leistet die Verbundgruppe einen entscheidenden Beitrag zur CO2-Reduktion. Moore binden weltweit doppelt so viel Kohlenstoff wie alle Wälder der Erde zusammen. Rund 200 Hektar trockengelegte Moorlandschaft werden in den kommenden Jahren durch Wiederbewässerung renaturiert. Bei der von EP ausgewählten Fläche handelt es sich um einen ehemaligen Truppenübungsplatz bei Jüterbog, 60 Kilometer südlich von Berlin.
„Wir betreiben kein Greenwashing, sondern stecken unsere Energie in sinnvolle Maßnahmen“, so EP-Vorstand Friedrich Sobol.
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