Im August 2020 hatte Solarwinds bekannt gegeben, dass sein Board of Directors es der Führungsetage des Unternehmens genehmigt hat, einen möglichen Spin-off des MSP-Geschäfts in ein neues Unternehmen vorzubereiten - also noch vor dem Verkauf des Unternehmens durch die damaligen Besitzer, die beiden Private-Equity-Firmen Silver Lake Partners und Thoma Bravo an neue Besitzer. Die Pläne, das MSP auszugliedern, wurden also schon gefasst, bevor die "Sunburst"-Attacke im Dezember 2020 publik wurde - von der die MSP-Produkte übrigens nach aktuellem Wissenstand nicht betroffen sind. Dennoch wirkte sich die Affäre auch negativ auf das Geschäft der MSP-Sparte aus.
Unter neuem Namen durchzustarten, ist also nicht die schlechteste Idee - auch wenn sie schon früher geboren wurde. Anfang Juni war es so weit: Der schon vorher genutzte Name N-able ist nun offiziell eingeführt und soll mit Leben erfüllt werden. Die rechtliche Umsetzung der Abnabelung von Solarwinds in allen Ländern, in denen das Unternehmen tätig ist, soll in den nächsten Wochen folgen.
Allerdings erschöpft sich die Neuaufstellung nicht in der Umbenennung: Indem sich das Unternehmen ausschließlich darauf konzentriert, wie es seine MSP-Partner dazu befähigen kann, seine Kunden zu unterstützen, hofft man sich als Partner zu etablieren und schnell zu wachsen. Der neue Firmenname N-able - in Anlehnung an das Englische Wort "enable" (für befähigen") soll das unterstreichen. Und er ist ein Rückgriff auf die Firmenhistorie: 2013 kaufte Solarwinds das kanadische Unternehmen N-able und stellt seitdem bei vielen seiner Produkte dem Namen das große "N"- voran - etwa N-central.
Laut CEO John Pagliuca ist ein Unterschied zum bisherigen Geschäft, dass es auf langfristiges Wachstum - in einem Zeitrahmen von fünf bis zehn Jahren - ausgerichtet ist. Vom Quartalsdenken vom Produktverkauf bestimmter Vertriebsstrukturen hat man sich also komplett verabschiedet. Das spiegle sich auch in der internen Struktur wider: Die Vertriebsmitarbeiter von N-able bekämen keine Provision, ihre Aufgabe sei es voll und ganz, den Erfolg der MSP-Partner sicherzustellen.
Außerdem verweist Pagliuca darauf, das viele seiner Mitstreiter im Management seit gut zehn Jahren im MSP-Geschäft sind. Sie hätten schon zahllosen Resellern bei der Transformation zum MSP geholfen. Erfahrung sei also vorhanden, auch wenn der Name neu ist. Bei der Akquise neuer Partner will man der bisherigen Strategie treu bleiben. Die fasst Pagliuca so zusammen: "Warum kommen Partner zu uns: wegen Technologie und Breite des Portfolios. Warum bleiben sie bei uns: wegen der Qualität der Unterstützung."
Die nächsten zwei Jahre werden spannend. Denn N-able hat mit Firmen wie Barracuda MSP, ConnectWise, Datto, Kaseya oder seit kurzem auch Atera und NinjaRMM durchaus vergleichbar aufgestellte Mitbewerber. Hinzu kommen die zunehmend breiter aufgestellten MSP-Angebote von klassischen Security-Anbietern und im weitesten Sinne auch Marktplatz-Angebote von Distributoren, die Dienstleistern auch zunehmend die Vernüpfung mehrerer Einzelangebote zu einem Service erlauben. Zwar lassen sich durch Integrationen einige dieser Services verknüpfen - viele Partner werden sich jedoch für einen als Herzstück ihres Angebots entscheiden. Den anschließend zu ersetzen wird nur noch schwer möglich sein.