Seit über vier Monaten agiert nun Gaston R. Wahl als Geschäftsführer der myfactory International GmbH, die das operative Geschäft der insolventen myfactory Software GmbH erworben hatte. Nach dem Neustart begann der neue Chef mit der Restrukturierung und Neuausrichtung bei dem Softwarehersteller. Im Gespräch mit ChannelPartner macht Wahl klar, das das neue Management großen Wert auf Solidität und Ertrag legt.
Die Gläubiger werden kontinuierlich bedient und die Verbindlichkeiten sollen bis Ende 2012 komplett abgebaut sein - "Wir bezahlen unsere Rechnungen sofort", so Wahl zu ChannelPartner: "Auch wenn erhebliche Altlasten aus der Übernahme zu stemmen sind, ist es uns gelungen, das Unternehmen auf Erfolgskurs zu bringen und positive Ergebnisse zu erzielen."
Das es dem ERP-Anbieter besser geht, darauf deutet auch der leichte Personalaufbau hin. So hat myfactory zu Beginn des Neuen Jahres gleich zwei neue Mitarbeiter eingestellt. Zum einen betreut seit Anfang Januar 2011 Tanja Wötzel den Bereich Marketing & Kommunikation. Die PR-Expertin kommt direkt von der Panasonic Europe AG, wo sie zuletzt für die grafische Gestaltung der Broschüren, für Anzeigen und Mediaplanung in der DACH-Region zuständig war.
Ebenfalls neu in dem nun zehnköpfigen Münchner Team der myfactory GmbH ist Rainer Giersbach, der damit zum ERP-Hersteller zurückkehrt. Der Finanzbuchhaltungsfachmann übernimmt neue Aufgaben in den Bereichen Marketing, Schulungen, Dokumentation, Produktkonzeption und Qualitätssicherung. Dorthin nimmt Giersbach Erfahrungen aus seinen Tätigkeiten bei der Buhl Data GmbH (Wiso-Software) mit. Damit beschäftigt das Unternehmen derzeit in Deutschland und in der Schweiz insgesamt 25 Mitarbeiter.
Neue SaaS-Partner im Visier
Gleichzeitig startet der myfactory-Chef Wahl eine Vertriebsoffensive für seine SaaS-Partner. Diese konnten bislang Kunden lediglich die bei myfactory gehostete ERP-Lösung vermitteln, weiter gehenden Services hielten sich in Grenzen. Nun möchte Wahl die Möglichkeiten seiner SaaS-Partner deutlich erweitern. Wer sich nämlich zu myfactory deutlich bekennt und bereit ist, auch einen jährlichen Partnerbeitrag an den Hersteller zu entrichten, darf nun auch in Eigenregie die ERP-Lösung "myfactory.SaaS" vermarkten und hosten - sei es selbst oder bei einem großen Rechenzentrumsbetreiber.
Hierdurch könnten sich für myfactorys SaaS-Partner neue cross- und up-selling-Möglichkeiten ergeben - etwa durch die Kombination der on-demand-Lösung mit vor Ort beim Kunden installierter Software, durch Customizing, durch Beratung und Installationsdienstleistungen. Eine höhere Lizenzmarge als für die "einfachen" Partner gibt es oben drauf. Selbstredend werden diese "committed"-Reseller auch intenisiver von myfactory unterstützt - sowohl vertrieblich, als auch marketingtechnisch und produktbezogen. Für sie gibt es beispielsweise kostenlose NFR-Lizenzen für den Eigengebrauch.
Um diese neuen SaaS-Partner adäquat betreuen zu können, baut Wahl derzeit eine kleine Vertriebsmannschaft auf. Bis Ende 2011 möchte der myfactory-Geschäftsführer drei neue Verkäufer einstellen, die dann anschließen anhand der von ihnen betreuten SaaS-Reseller provisioniert werden sollen. Neue myfactory-Partner könnten laut Wahl auch aus dem Sage-Lager kommen, wobei der Geschäftsführer dabei auf ERP-Exklusivität bewusst verzichtet.
Für die Zukunft sieht sich Wahl gut gerüstet, auch weil die Geschäfte seiner Ansicht nach bei myfactory aktuell gut laufen: "Mit zehn Mitarbeitern in Deutschland machen wird derzeit so viel Umsatz wie früher mit 40!" Damit weist der Manager auf die seiner Meinung nach schlanke Struktur des Unternehmens und das strengere, früher oft vermisste, Kostenbewusstsein hin. (rw)