"Was nichts kostet, ist nichts wert" – dieser Aphorismus wird Albert Einstein zugesprochen. Während sich im "normalen Leben" eher eine gegenteilige Einstellung durchgesetzt hat, bei der viele Konsumenten möglichst viel Leistung für möglichst geringe Kosten erwarten, misstrauten die professionellen IT-Anwender lange den "Umsonst-Angeboten". Diese Haltung wurde erst durch die große Verbreitung der Open-Source-Produkte, allen voran Linux, deutlich aufgeweicht.
Doch wie sieht es bei Security-Produkten aus? Handelt es sich gerade bei Antivirus-Lösungen nicht um Produkte, bei denen ein Anwender nichts dem Zufall überlassen möchte? Oder würde man in einem Auto Bremsbeläge montieren, die man kostenlos zusammen mit der Werbung im Briefkasten gefunden hat?
Wir haben uns zwei kostenlose Antiviren-Lösungen angeschaut und stellen sie einer professionellen "Rundum"-Schutzlösung gegenüber: Welche Vor- und Nachteile besitzen die jeweiligen Lösungen und welches Programm taugt für welchen Zweck? Zudem geben wir einige Entscheidungshilfen, die Sie Ihren Kunden bei der Wahl eines Antivirus-Programms geben sollen.
Die Wahl der richtigen AV-Software – fünf Tipps für die Entscheidung
Wer sich heute für eine bestimmte Antiviren-Lösung entscheidet, wird diese Entscheidung sicher nicht aufgrund der grundlegenden Fähigkeiten einer Software bei der Virenerkennung oder deren allgemeinen Schutzmaßnahmen fällen: Die meisten Antiviren-Programme sind heute dazu in der Lage, einen guten Schutz vor einer Vireninfektion zu bieten. Das gilt auf jeden Fall für die Programme der großen Anbieter, die häufig auch eine kostenlose Variante ihrer Software anbieten. Auch das Argument, dass die Echtzeitüberprüfung einer Lösung den Rechner "in die Knie zwingt", ist bei der Leistung heutiger Systeme (sieht man mal von schwachen Netbook-Systemen ab) eher zu vernachlässigen. Welche Eigenschaften sollten aber nun die Entscheidung für ein AV-Programm, ganz gleich ob kostenfreie oder kommerzielle Version, beeinflussen?
1. Wie oft werden die Viren-Definitionen erneuert?
Viele Anbieter verfahren nach dem Motto, möglichst häufig eine neue Signatur an die Systeme der Anwender zu schicken. Natürlich ist ein AV-Programm, das nur einmal wöchentlich diese Daten aktualisiert, unbrauchbar – aber will man wirklich, dass der PC alle zehn Minuten eine neue Signatur-Datei herunterlädt, selbst wenn kein akuter Bedarf (zum Beispiel wegen eines bekannten Ausbruchs einer Infektion) besteht? Gute Programme erlauben es dem Anwender oder dem Systemverwalter zu entscheiden, wie häufig ein solches Update durchgeführt wird. Zudem ist an dieser Stelle Vorsicht geboten: Einige Hersteller gehen beim Update der freien Versionen nicht so zügig vor, wie sie es bei dem Update ihrer kommerziellen Programme machen. Dies kann ein entscheidender Faktor sein, sich nicht für eine bestimmte freie Lösung zu entscheiden.
2. Bietet das Programm weitere benötigte Features?
Es gibt heute nur noch wenige Lösungen, die einen reinen AV-Schutz bieten. Deshalb sollte es auch ein Entscheidungskriterium bei der Wahl der AV-Lösung sein, ob die gewünschten oder auch benötigten Features von der Lösung angeboten werden: Soll das Programm zum Beispiel auch den Web-Browser sichern und die E-Mail überprüfen? Sind Antispam- und Antiphishing-Fähigkeiten erwünscht oder wird gar eine komplette Suite für die Endpoint-Security benötigt? An dieser Stelle sind große Unterschiede zwischen freien und kommerziellen Lösungen zu finden.
3. Wie schnell reagiert der Hersteller/Anbieter der Lösung?
Eine AV-Lösung ist nur dann gut, wenn sie immer auf dem aktuellsten Stand ist. Es gilt also festzustellen, wie schnell ein bestimmter Anbieter beispielsweise beim Bekanntwerden eines neuen Virenausbruchs reagiert. Stellt er umgehend eine neue Signatur bereit? Warnt er seine Kunden oder dauert es gar einen Tag, bis die AV-Lösung auf eine neue Gefahr reagiert?
4. Wie passt die Lösung zu meiner IT?
Eine AV-Anwendung wird schnell zum Problem, wenn sie mit den im eigenen Netzwerk zum Einsatz kommenden Anwendungen nicht gut zusammenarbeitet. Kann sie die entsprechenden Dateitypen untersuchen? Fügt sie sich in die Sicherheitsvorgaben des Unternehmens ein? Lässt sie den wichtigen Netzwerkverkehr unbehelligt passieren? Das gilt nicht nur für große Firmennetzwerke, sondern auch für den Soho-Bereich (Small Office, Home Office).
5. Wie weit wird der Endanwender belastet?
Während einige Lösungen ihre Arbeit still im Hintergrund erledigen, existieren AV- und Security-Anwendungen, die jedes noch so unbedeutende Ereignis auf der Netzwerkschnittstelle mittels einer auffälligen "Fehlermeldung" verlautbaren – solche Lösungen sind kontraproduktiv und verleiten den Anwender zu schnell dazu, eine Meldung ungelesen "abzunicken". Bei einigen Freeware-Lösungen kommen dann häufig noch störende Meldungen hinzu, die den Anwender mehr oder minder aufdringlich zum Kauf der kommerziellen Version verleiten sollen.
avast! Free Antivirus – freie Lösung mit großem Funktionsumfang
Der tschechischen Softwarefirma Avast Software fehlt es sicher nicht an Selbstbewusstsein: So bezeichnet sich die Firma auf der Webseite selbst als "anerkannter Marktführer im Bereich Sicherheitssoftware" und ist auch bei der Einschätzung der eigenen Software nicht zurückhaltend, sondern gibt stolz zu verstehen, dass sie in puncto Erkennungseffektivität und Geschwindigkeit in der Lage sei, andere kostenpflichtige Lösungen zu schlagen. Wir haben die Probe aufs Exempel gemacht und diese Software installiert.
Wie es auch bei anderen Anbietern von AV-Lösung der Fall ist, bietet Avast hier eine Version seiner kommerziellen Software an, bei der einige Features nicht zur Verfügung stehen: So wird zwar der Schutz von Viren angeboten, ein Schutz vor Spam und Phishing oder auch der Schutz von Onlinebanking-Transaktionen bleibt der kommerziellen Vollversion vorbehalten. Aber ansonsten hat uns diese Lösung vor allen Dingen durch den großen Umfang der Features überrascht, die hier schon in der freien Version angeboten werden.
Vorteile von avast! Free Antivrus:
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schnelle und einfache Installation
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klar strukturierte Oberfläche mit Online-Hilfe in deutscher Sprache
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regelmäßige, schnelle Updates der AV-Daten
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integrierter Schutz beim Surfen mittels Plugin für Browser (Firefox, Internet Explorer und Google Chrome) durch Website-Reputation
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integrierte URL-Blockierung
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"Autosandbox" bietet die Möglichkeit, potenziell gefährliche Programme in einer isolierten Umgebung zu starten
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P2P-und Instant-Messaging-Echtzeitschutz können Dateien überprüfen, die über diese Kanäle auf den PC gelangen
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Schutz des E-Mail-Verkehrs (POP3 und IMAP4)
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steht auch für MacOS (MacOS 10.5 oder höher) als freie Version (aktuell noch Beta) zur Verfügung
Nachteile/Schwachpunkte dieser Programmversion:
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keine integrierte Firewall-Funktion
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keine Antispam- und Antiphishing-Lösung
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kein Schutz für Einkauf im Internet oder Onlinebanking
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sehr auffällige, häufige Hinweise, die den Anwender zum Kauf der Vollversion verleiten sollen
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häufige Meldungen, die in der Standardeinstellung auch noch von einer Sprachausgabe begleitet werden (können aber deaktiviert werden).
Unser Tipp: Wer auf seinem Windows-System die Standard-Firewall aktiviert, den Windows-Defender oder eine weiter Freeware-Lösung wie "Spybot Search & Destroy" zum Schutz seiner Privatsphäre installiert, bekommt im Zusammenhang mit dieser freien Antivirus-Lösung einen sehr guten Schutz kostenlos geliefert. Allerdings muss er selbst darauf achten, dass er die unterschiedlichen Lösungen auf dem aktuellen Stand hält. Zudem ist man bei solch einer Konstellation immer darauf angewiesen, dass die Anbieter dieser Lösung ihre Programme auch weiterhin pflegen und kostenlos auf dem aktuellen Stand halten.
Avira AntiVir Personal – der Klassiker bei den freien Lösungen
Den meisten Anwendern, die in den letzten Jahren einen Windows-Rechner verwendet haben, dürfte die Software der deutschen Sicherheitsfirma Avira ein Begriff sein, die sich durch den kleinen Regenschirm im Task-Tray des Systems bemerkbar macht: Die Software AntiVir Personal ist in Deutschland schon fast zum Synonym für eine kostenfreie AV-Lösung geworden. Etwas an Boden hatten die Entwickler aus Tettnang verloren, weil es ziemlich lange dauerte, bis eine 64-Bit-fähige Version ihrer Software zur Verfügung stand – ein Problem, das in der Zwischenzeit aber behoben ist.
Vorteile von Avira AntiVir Personal:
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schnelle und einfache Installation
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übersichtlich gestaltetes Kontroll-Center erleichtert die Bedienung
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gute Online-Hilfe
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regelmäßige Updates
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integrierter Schutz vor Rootkits (muss allerdings explizit angestoßen werden)
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kann Windows-Systemdateien (Windows Vista/7) auf Integrität überprüfen
Nachteile/Schwachpunkte dieser freien Programmversion:
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nur rudimentärer Schutz vor Phishing-Angriffen
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teilweise "unscharfe Begriffe" in den Einstellungen (Beispiel: "Bei der Bezeichnung Anwendung handelt es sich um eine Applikation, deren Nutzung mit einem Risiko verbunden sein kann…")
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"Mailguard"-Schutz für E-Mails steht erst in der kostenpflichtigen Premiumversion zur Verfügung
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keine Firewall-Funktion
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keine automatische Überwachung der Downloads via P2P- oder Instant-Messaging-Programme
Unser Tipp: Auch für die freie Version des AV-Programms von Avira gelten die Empfehlungen, die wir schon für das Avast-Programm gegeben haben: Wer diese Lösung auf seine PC installiert, bekommt einen guten Grundschutz zur Verfügung gestellt, muss sich aber um die weiteren Schutzmaßnahmen selbst kümmern. Dies gilt hier auch für den Schutz des E-Mail-Programms und der P2P- und Instant-Messaging-Lösungen.
BitDefender Total Security 2012 – Schutz mit Komplettausstattung
Um den kostenpflichtigen Gegensatz zu den freien AV-Programmen darzustellen, haben wir aus der reichen Auswahl der kommerziellen Sicherheitsprogramme mit BitDefender Total Security 2012 eine Lösung ausgewählt, die (schon mit ihrem Namen) den Anspruch erhebt, dem Anwender eine komplette Sicherheitslösung für seinen Windows-PC zu bieten. Fast alle Anbieter von Sicherheitslösungen besitzen eine derartige Programmsuite, so dass diese Version von BitDefender hier gut als exemplarisches Beispiel dienen kann.
Vorteile von Bitdefender Total Security:
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schnelle Installation
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gut strukturierte Oberfläche einschließlich "Auto-Pilot", der dem Anwender fast sämtlich Einstellungen abnimmt
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Anti-Spyware, Anti-Spam und Mail-Schutz
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integrierte Firewall
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integrierter Schutz für Links von Facebook-Seiten und von Twitter
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Kindersicherung
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Filterung persönlicher Daten
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in der Standardeinstellung so gut wie keine Pop-Up-Meldungen
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Eine MacOS-Version ist ebenfalls erhältlich.
Nachteile/Schwachpunkte dieser Software-Suite:
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Eigentlich kein Nachteil: Aber im Vergleich zu den Freeware-Lösungen kostet der Einsatz dieser Lösung natürlich pro Jahr einen gewissen Betrag.
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Die Meldungen der Software werden so gut unterdrückt, dass wir zunächst annahmen, einige Komponenten wie die Firewall wären außer Betrieb – es erfordert eine gewisse Suche in den Einstellungen, wenn man die "normalen" Pop-Up-Meldungen auf dem Bildschirm haben möchte.
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Eine direkte Überwachung von P2P- oder Instant-Messaging-Anwendungen ist nicht vorgesehen, es ist aber (mit etwas Fachkenntnis) möglich, sie mittels der integrierten Firewall entsprechend zu kontrollieren.
Unser Tipp: Wer sicher gehen will und sich nicht darum kümmern möchte oder kann, dass unterschiedliche Programme immer auf dem aktuellen Stand gehalten werden, der sollte unbedingt eine komplette Sicherheits-Suite wie die hier vorgestellte BitDefender-Lösung auf seinem PC installieren: Sie sorgt automatisch dafür, dass immer alle Einstellungen und Vorgaben richtig sind. Besonders gut hat es uns bei dieser Lösung gefallen, dass bei ihr eine Überwachung der so beliebten Facebook-Seiten ebenfalls dazugehört. Allerdings hat ein solcher Komfort natürlich auch seinen Preis.
Fazit
Unser kurzer Vergleich zeigt recht deutlich, dass es heute auch mit Hilfe freier Lösungen durchaus möglich ist, einen PC hinreichend gegen die Bedrohung durch Viren und anderen Schädlinge abzusichern. Er zeigt aber auch, dass eine solche "Billig-Methode" deutlich mehr Wissen und Arbeit vom Anwender erfordert: Wer bereit ist, in eine Sicherheits-Suite zu investieren, kann seine Sicherheitssorgen viel schneller durch das einfache "Set and Forget" einer vollwertigen Internet-Sicherheits-Suite beseitigen. (Computerwoche/rw)