Design / Verarbeitung
Der Lieferumfang geht nur aufgrund der Schutzfolie für das Display über den Mindeststandard hinaus, sogar eine Speicherkarte fehlt.
Das Design des Touch 3G ist stark an den Vorgänger angelehnt. Unter dem Display befindet sich der nahezu quadratische Navkey, der von zwei minimalistischen Telefontasten flankiert wird. Von einem filigranen Gräting geschützt erstreckt sich der Lautsprecher auf fast zwei Zentimetern Breite entlang des oberen Display-Randes. Er wird von winzigen LEDs flankiert, die mit einem Blinken auf ungelesene Nachrichten oder verpasste Anrufe hinweisen. Mit 102x54x14,5 Millimetern ist das Touch 3G kaum höher und flacher als der Vorgänger, dafür aber etwas schmaler geworden. Mit 96 Gramm Gewicht bleibt es unter der magischen 100-Gramm-Grenze und unterbietet das alte Touch-Modell trotz einer besseren Ausstattung um 16 Gramm.
Trotzdem wurde nicht an der Verarbeitungsqualität gespart, Spaltmaße oder sonstige Passungenauigkeiten gibt es nicht. Trotz Kunststoff wirkt es insgesamt hochwertig. Der microSD-Slot verbirgt sich unter dem Akkudeckel, der stramm auf dem Gehäuse sitzt. Da für die Kameralinse einfach ein Loch in die Rückseite gebohrt wurde, dürfte sich hier recht schnell Staub ansammeln. Ansonsten gibt es nichts zu beanstanden.
Das 2,8 Zoll große Display löst 320x240 Pixel auf und stellt maximal 65.536 Farben dar. Wegen der niedrigen Auflösung sieht man trotz Clear Type-Schrift Treppchenbildungen, durch die geringe Farbanzahl fallen bei Grafiken bisweilen kantige Farbverläufe auf.
Zum Glück stehen die schmalen Tasten des Touch 3G weit aus dem Gehäuse hervor und sind scharf konturiert, sodass die Bedienung leichter fällt, als man auf den ersten Blick glaubt. Das gilt auch für den Navkey. Dessen Bestätigungsknopf in der Mitte ist zwar zu lose aufgesetzt und schwingt in alle Richtungen, aber mit dem ultrakurzen Tastenhub und dem knackigen Druckpunkt bleibt er stets beherrschbar. Für die Texteingabe blendet HTC die virtuelle Volltastatur leider nur im Hochformat ein. Dadurch wird das Eingabefeld so stark verdeckt, dass man den geschriebenen Text kaum sehen kann, zusätzlich fallen die Tasten so klein aus, dass man nur mit dem Stylus tippen kann. Der Touchscreen reagiert dabei sehr sensibel und präzise.
Ausstattung
Die Kamera macht bessere Fotos, als man beim Anblick der winzigen Linse ohne Blitz erwartet. Die Bildschärfe geht auch ohne Autofokus für 3,2 Megapixel in Ordnung, bewegte Objekte werden allerdings mit Bewegungsunschärfe versehen. Fotos fallen etwas zu dunkel aus, Farben werden leicht verfälscht und meist zu matt dargestellt.
Die Optionsvielfalt des Menüs erweckt den Eindruck einer brauchbaren Kamera, aber sie taugt höchstens für Schnappschüsse. Dafür spricht auch die kurze Auslöse- und Speicherzeit der Bilder von insgesamt nicht einmal zwei Sekunden.
Die Bildergalerie ist sehr einfach gehalten. In der Hauptansicht sieht man das Thumbnail des letzten Bildes, das mit einem senkrechten Fingerstreich weitergeblättert werden kann. Ein Druck auf die Bildvorschau öffnet das Foto im Vollbild und im Querformat. Nach wie vor ist die Vergrößerungsfunktion imposant. Durch eine kreisende Bewegung auf dem Display zoomt das Touch 3G rasant in das Bild, halbkreisförmige Bewegungen drehen es um 90 Grad.
Zum Musikhören kommt man um den Kauf einer microSD-Karte nicht herum, denn 256-Megabyte Speicher bieten kaum Platz für mehr als zwei oder drei Alben. Die Dateien kommen am besten mit dem Microsoft Media Player aufs Handy. Eine MP3 wechselt dabei in etwa drei Sekunden den Speicherplatz, zwei Gigabyte Musik sind bereits in wenigen Minuten auf dem Handy.
Der Player begnügt sich im Gegensatz zu teureren Geräten von HTC mit einer schlichten 2D-Ansicht. Das ist zwar nicht mehr so faszinierend wie auf dem Touch Diamond, dafür muss man beim 3G kein lästiges Ruckeln ertragen oder sekundenlang auf das nächste Cover warten. Die Bedienung bleibt gleich: mit einem horizontalen Fingerstreich wechselt man zwischen den Liedern, die Buttons neben dem Coverart sind ausreichend groß. Tippt man auf "Bibliothek", dann blendet das Handy Listenmenüs ein, die zwar schmucklos, dafür aber übersichtlich und informativ sind. Sie ermöglichen eine bequeme Musikauswahl nach Interpret, Album, Genre und Komponist und erlauben auch das Erstellen eigener Wiedergabelisten. DRM-geschützte Musik spielt das Touch 3G neben den Standardformaten ebenfalls ab. Mit einem 10-Band Equalizer kann man den Klang verändern, zusätzlich stehen zahllose Presets zur Auswahl. Der Sound enttäuscht trotzdem. Die Lautstärke der Kopfhörer ist zwar im Vergleich zu anderen Handys auf ein akzeptables Maß gewachsen, allerdings zeigen sie starke Tendenzen zum Übersteuern. Das gesamte Klangbild kann man bestenfalls als höhenlastig bezeichnen. Da das Headset über den miniUSB-Port angeschlossen wird, lassen sich auch nicht einfach bessere Kopfhörer anschließen. Ein Radio gibt es nicht, dafür hat das Touch 3G wieder den vorinstallierten RSS Hub, einen der besten Podcast-Clients, die derzeit erhältlich sind. Sowohl Audio-, als auch Videopodcasts lassen sich wegen der guten Übersicht einfach verwalten.
Auf dem HTC Touch 3G ist der hervorragende Opera 9.5 installiert, das Internet kommt wie zu Hause am heimischen Rechner auf das Display. Die Darstellung ist fehlerfrei, Zoomen und Navigieren auf Internetseiten klappt aber nicht ganz so flüssig wie auf dem deutlich teureren Touch HD. Beim Touch 3G mindern das kleine Display und die niedrige Auflösung zusätzlich das Internetvergnügen, in der Seitenübersicht sind Texte unlesbar. Schlimmer ist aber die Tatsache, dass man nur im Hochformat surfen kann Ansonsten erleichtern bekannte Komfortfunktionen die Reise durch das Netz. Seiten können gespeichert und anschließend offline betrachten, Links mittels SMS direkt aus dem Browser heraus weitergeleitet werden. Mit einem Fingerstreich scrollt man durch seine Listen mit Favoriten oder den bereits besuchten Webseiten. Dank Tabbed Browsing können auch mehrere Webseiten gleichzeitig geöffnet werden. Flash beherrscht der Browser zwar nicht, aber HTC installiert eine spezielle Software, mit der man auf das komplette Angebot von Youtube zugreifen kann.
Trotz eines elektronischen Assistenten hilft häufig nur die manuelle Einrichtung von E-Mail-Accounts. Dabei versteht sich das Touch 3G auf IMAP- und POP3-Konten und stellt auch HTML-Mails fehlerfrei dar. 6 Betreffzeilen werden im Posteingang gleichzeitig auf dem Display angezeigt, das sorgt für gute Übersicht. Die Anzahl der ungelesenen Mails zeigt auch der Homescreen an. Einen globalen Eingangsordner für unterschiedliche Konten kennt das Windows-Mobile-System leider nicht.
Das Touch 3G funkt Quadband-GSM, daher kann man es fast überall auf der Welt verwenden. Daten beamen sich gedankenschnell mit HSDPA (7,2 Megabit pro Sekunde) auf das Handy, kostengünstiger und noch schneller ist WLAN. Mit Skype werden VoIP-Gespräche sogar ins Ausland günstig. Mit einem Fingertipp lassen sich in HTCs Comm Manager jegliche Verbindungsarten bequem ein- oder auszuschalten. Nur für erweiterte Optionen kommt man nicht um die winzigen Windows Mobile-Menüs herum, in denen man ohne Stylus aufgeschmissen ist. Die Liste der Bluetooth-Profile ist lang. Dazu gehört EDR, A2DP für den Anschluss drahtloser Stereo-Kopfhörer und auch das Sim Access Profile (SAP). Damit greift die Kfz-Freisprechanlage auf die SIM-Karte des Telefons zu.
Kontaktverwaltung und Terminkalender wurden fast unverändert von anderen aktuellen HTC-Handys übernommen. Die Oberfläche des Kalenders lehnt sich an Outlook an und bietet den gewohnten Komfort. Im Telefonbuch sorgt eine schmale Buchstabenleiste dafür, dass man schnell zum gewünschten Anfangsbuchstaben springen kann. Der Rest ist von anderen Smartphones mit Microsoft-Betriebssystem bekannt. Die zahlreichen PIM-Funktionen von Windows Mobile 6.1 werden nur von wenigen anderen Betriebssystemen übertroffen. Im "Programme"-Ordner findet man darüber hinaus viele kleine, aber wichtige Helfer wie Rechner, Notizen, Sprachmemo und Zip-Datei-Explorer. Eine echte Navigationslösung enthält HTC dem Touch 3G-Nutzer zwar vor, doch immerhin findet man seinen exakten Standort mittels des verbauten A-GPS-Chip auf Google Maps wieder. Die eigene Position findet das das Handy in der Regel innerhalb weniger Sekunden, die Ortung ist stabil. Für etwa 80 Euro gibt es Software, die aus dem Touch 3G ein echtes Navigationsgerät macht.
Telefonfunktionen / Ausdauer
Auch beim Touch 3G versteckt HTC wieder das hässliche Windows Mobile unter der hübschen Touchflo-Oberfläche. Diesmal fehlen allerdings die dreidimensionalen Animationen, die den Highend-Geräten des taiwanischen Herstellers mehr als nur einen Hauch von iPhone geben. Der Homescreen verzichtet daher auf die animierte Uhr, stattdessen wird die Uhrzeit in einfacher 2D-Grafik angezeigt. Die meisten Anwendungen lassen sich mit dem Finger bedienen.
Am unteren Rand des Displays findet man eine praktische Menü-Leiste, die zu den wichtigsten Bereichen wie Kontakte, SMS/MMS, Email, Musik, Internet und Wetter führt. Dabei wechselt man mit einem waagerechten Fingerstreich bequem zwischen den einzelnen Bereichen. Die Präsentation ist auf dem 3G deutlich zurückhaltender gestaltet als etwa auf dem Touch Diamond. Album-Cover verschwinden nun nicht mehr beim Blättern am Display-Rand, sondern werden einfach nur ausgetauscht, die Wettergrafik besteht nicht mehr aus fotorealistischen Darstellungen von Regen- oder Schneestürmen, sondern aus simplen zweidimensionalen Bildchen. Dafür reagiert die Oberfläche sehr schnell. Die Kombination aus Qualcomm-Prozessor mit 528 Megahertz, satten 192 Megabyte Arbeitsspeicher und einer Touchflo-Oberfläche in einfacher 2D-Grafik bietet eigentlich immer ausreichende Leistungsreserven. Nur hin und wieder lässt sich das Handy eine Sekunde Zeit, bevor das Telefonbuch oder die Liste aller Musikdateien angezeigt wird. Viel schneller geht es mit Windows Mobile derzeit aber einfach nicht.
Auch beim Telefonieren hinterlässt das Touch 3G einen guten Eindruck. Leises Grundrauschen hält sich dezent im Hintergrund, Gesprächspartner klingen allerdings nicht voluminös genug. Das Fehlen von Bass lässt Personen am anderen Ende der Leitung hart und etwas zu blechern, dafür aber umso besser verständlich klingen. Die Lautstärke des Smartphones reicht auch in lauterer Umgebung aus. Der 1100 mAh-Akku soll laut Herstellerangabe für 450 Stunden (18,75 Tage) Standby reichen, realistisch erscheinen je nach Nutzungsgrad aber 3-6 Tage. Dennoch ist das ein sehr guter Wert, der unter anderem auch durch diverse technische Tricks erreicht wird. So gehört das Touch 3G zu den modernen Handys, deren Standby-Zeit im UMTS-Betrieb länger ausfällt als bei normaler GSM-Nutzung.
Fazit
Wer auf visuelle Spielereien verzichten kann und sein Handy mehr als Lebensplaner und weniger als Multimediacomputer versteht, ist mit dem Touch 3G sehr gut beraten. Ultrakompaktes Design, erweiterbares Smartphone-Betriebssystem, gute Ausstattung, strammer Akku und schnelle Verbindung ins Internet sind besonders bei dem niedrigen Preis von etwa 375 Euro eine echte Kaufempfehlung. Eingeschränkt wird die hauptsächlich durch das vergleichsweise kleine Display, das zusätzlich eine für aktuelle Smartphones zu niedrige Auflösung besitzt. Wer ständig surfen, Musik hören oder Filme auf seinem Handy anschauen möchte, sollte lieber etwas mehr Geld einplanen und zu Apple iPhone, Samsung Omnia oder HTC Touch HD greifen. Alle anderen können bedenkenlos zugreifen.