Notebooksbilliger.de

„Multichannel ist wohl nur ein Strohfeuer“

14.02.2012
Im Interview berichtet Notebooksbilliger.de-Chef Arnd von Wedemeyer, welche Pläne für ihn 2012 oberste Priorität haben. Zwar hat der Elektroversender 2011 die zwischenzeitlich angestrebte halbe Milliarde nicht erreicht, doch kann sich Notebooksbilliger.de über eine Umsatzsteigerung von 37 Prozent auf 465 Millionen Euro freuen. Im Gespräch mit Channelpartner-Autor Matthias Hell erklärt Wedemeyer, welche Ziele er mit der Eröffnung neuer Onlineshops verfolgt, warum das stationäre Store-Geschäft langsamer ausgebaut wird als geplant und wie er die Chancen der als Multichannel-Player neu aufgestellten MSH einschätzt.
Notebooksbilliger.de Chef Arnd von Wedemeyer
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Im Interview berichtet Notebooksbilliger.de-Chef Arnd von Wedemeyer, welche Pläne für ihn 2012 oberste Priorität haben. Zwar hat der Elektroversender 2011 die zwischenzeitlich angestrebte halbe Milliarde nicht erreicht, doch kann sich Notebooksbilliger.de über eine Umsatzsteigerung von 37 Prozent auf 465 Millionen Euro freuen. Im Gespräch mit Channelpartner-Autor Matthias Hell erklärt Wedemeyer, welche Ziele er mit der Eröffnung neuer Onlineshops verfolgt, warum das stationäre Store-Geschäft langsamer ausgebaut wird als geplant und wie er die Chancen der als Multichannel-Player neu aufgestellten MSH einschätzt.

Nach einem Plus von 25 Prozent in 2010 konnte Notebooksbilliger.de im vergangenen Jahr den Umsatz sogar um 37 Prozent steigern. Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis?

Wedemeyer: Ich glaube, das sind ganz viele Bausteine. Ein riesiges, gut ausgewähltes Sortiment, das wir im eigenen Lager verfügbar halten. Viele exklusive Produkte, sehr attraktive Preise, viel guter Content.

Kann dieser Wachstumstrend im laufenden Jahr so weitergehen oder ist auch für Notebooksbilliger.de irgendwann einmal die Schallmauer erreicht?

Wedemeyer: Die Frage ist eher, wie sich die Konjunktur entwickelt und die Kauflaune der Verbraucher. Unsere internen Prozesse sind skalierbar, der Kundenstamm wächst, das Sortiment auch. Aber sollte sich eine Kaufzurückhaltung ergeben, werden auch wir darunter leiden.

Haben Sie sich persönlich schon eine Zielvorgabe gesetzt für das Erreichen der ersten Umsatz-Milliarde?

Wedemeyer: Nein, ich halte von Kristallkugeln nicht so viel. Deswegen genieße ich ja auch meine Unabhängigkeit sehr bewusst.

„Wir wollen 2012 mehrere neue Shops starten“

Der Name Notebooksbilliger suggeriert ein klar fokussiertes Sortiment, das in den vergangenen Jahren allerdings immer stärker erweitert wurde. Macht es Sinn, das Angebot noch weiter auszubauen?

Wedemeyer: Ja, das Sortiment wird weiter ausgebaut. Aber nicht unter Notebooksbilliger.de. Da sind wir von der Sortimentsgestaltung durch, jetzt geht’s nur noch in die Tiefe. Stattdessen wollen wir 2012 mit neuen Shops starten. Den ersten Schritt dazu haben wir Anfang Februar mit Nullprozentshop.de gemacht. Dort bieten wir spezielle Ware im Zuge der Absatzfinanzierung an. Bei Notebooksbilliger.de – und auch generell im Internet – ist die Finanzierungsquote noch nicht so hoch. Doch gerade wenn es um Schnäppchen geht, wird die 0-Prozent-Finanzierung von den Konsumenten im Retail sehr gerne gewählt. Es geht nun darum, diese Kunden auch im Netz abzuholen.

Wird für Nullprozentshop.de nur das Sortiment von Notebooksbilliger.de gespiegelt oder handelt es sich um einen komplett eigenständigen Shop?

Wedemeyer: Wir wollen unsere neuen Shops immer mit einem anderen Schwerpunkt und einem autarken Produktmanagement angehen. Dazu bauen wir unser Produktmanagement aus und suchen hier auch noch nach geeigneten Mitarbeitern Auch muss die Warenpräsentation und das Gefühl für jeden Shop spezifisch sein. Bei Nullprozentshop.de setzen wir eher auf attraktive, hochpreisige CE-Artikel und Weiße Ware– eine Art „Best of Notebooksbilliger.de“ ergänzt um eigene Produktwelten.

Wie viel Zeit wollen Sie diesen neuen Projekten geben oder erwarten Sie gleich einen ähnlich großen Erfolg wie bei Notebooksbilliger.de?

Wedemeyer: Uns ist klar, dass auch im E-Commerce eine sinnvolle Geschäftsentwicklung immer nur organisch erfolgen kann. Deshalb gehen wir auch nicht mit hochfliegenden Umsatzerwartungen an die neuen Shops und rechnen damit, dass sich spürbare Umsätze erst in zwei bis drei Jahren ergeben.

„Der Shift von Offline zu Online erfolgt schneller als erwartet“

Nicht nur neue Onlineshops sind bei Notebooksbilliger.de geplant, auch das stationäre Store-Geschäft sollte eigentlich weiter ausgebaut werden. Doch haben die Filialen in München und Sarstedt noch keinen Zuwachs bekommen - hängt dies mit einer gewissen Ernüchterung über das stationäre Geschäft zusammen?

Wedemeyer: Gar nicht. Beide Läden laufen und wachsen hervorragend. Ich mag einfach Offline nicht so gerne. Uns fallen immer Themen ein, um die wir uns lieber kümmern. Und mittlerweile bin ich mir nicht mehr sicher, ob der vielgepriesene Multichannel zumindest in unserer Branche nicht nur ein Strohfeuer ist. Jedenfalls ist zur Zeit meine private Beobachtung, dass der Shift von Offline zu Online schneller und konsequenter bei den Konsumenten erfolgt, als ich erwartet habe. Und genau das spräche dann tatsächlich gegen die Eröffnung weiterer Stores.

Wettbewerber wie Cyberport scheinen das anders zu sehen und setzen sogar auf Showroom-artige Shops in Premiumlagen. Verzichtet hier Notebooksbilliger.de nicht auf eine lukrative Erweiterung des Geschäfts?

Wedemeyer: Ich fände auch jede Menge schicke Läden toll, aber wir bieten lieber den Leuten die gleichen Preise Offline wie Online. Wir werden sehen, wer seine Stores mittelfristig wieder zumachen muss oder nicht. Denn wer bisher schon mit Renditen von nur einem Prozent unterwegs war, wird sich ohnehin warm anziehen müssen. Kommen dann auch noch Stores dazu, geht die wirtschaftliche Flexibilität schnell flöten. Wenn Multichannel nachhaltig funktioniert, machen wir das auch gerne. Aber es muss eben nachhaltig sein.

Beim Thema Multichannel liegt der Blick auf Media-Saturn nahe. Mit den Onlineshops Saturn.de und Mediamarkt.de sowie der Übernahme von Redcoon ist nun die Online-Neuaufstellung der MSH abgeschlossen. Wie bewerten Sie die Chancen des Retail-Marktführers im Onlinehandel?

Wedemeyer: Wir haben nach der Übernahme von Redcoon noch weniger mitbekommen als vorher. Redcoon ist aber auch kein Kern-Wettbewerber für Notebooksbilliger.de. Auch der Saturn.de Onlineshop ist für uns nicht spürbar. Was nicht heißt, das sich das nicht irgendwann ändert. Allerdings ist dann die Bedrohung für die Märkte der MSH mit Sicherheit größer als für irgendeinen Onlineshop. Da ja nur dort das häufig sehr spezifische Sortiment gespiegelt wird. Da liegt die Frage nahe, was passiert, wenn erst einmal alle Mediamarkt-Kunden online gekauft haben? Die quälen sich dann bestimmt nicht mehr in den nächsten Store. Auch im Hinblick auf die Multichanndel-Aufstellung der MSH halte ich daher an meiner alten These fest, dass jedes hybride Vertriebsmodell die Umsatzrendite verkleinert. (hell)