Der weltweite Handy-Markt war im ersten Quartal 2008 von deutlichen Marktanteilsverschiebungen geprägt. Nokia konnte seine Spitzenposition im Vergleich zum Vorjahr noch weiter ausbauen und beansprucht mittlerweile knapp 41 Prozent des Weltmarktes für sich, wie aktuelle Daten des Marktforscher Strategy Analytics zeigen.
LG Electronics und Sony Ericsson kommen zugleich dem mittlerweile auf Platz drei gerutschten angeschlagenen Handy-Hersteller Motorola immer näher. "Motorolas Marktanteil von knapp zehn Prozent war der niedrigste seit dem Beginn unserer Aufzeichnungen", sagen die Marktforscher. Es bestehe Gefahr, dass das Unternehmen auch von LG überholt wird. Auch am US-Markt könnte Motorola seine bisherige Führungsposition an Samsung verlieren.
"Der weltweite Markt ist gemessen an den verkauften Stückzahlen im ersten Quartal stärker gewachsen, der Replace-Markt in Europa ist weiter zurückgegangen als erwartet und Apple hat es tatsächlich geschafft, sich als wichtiger Player im Smartphone-Markt zu positionieren", fasst Nicolas von Stackelberg, Analyst bei Sal. Oppenheim, einige der wichtigsten Entwicklungen am Handy-Markt zusammen.
Die Verlierer des ersten Quartals seien Motorola und Sony Ericsson gewesen, während LG Electronics, Samsung und Research in Motion ein erfolgreiches Anfangsquartal verzeichnet haben. LG und Samsung konnten vor allem in Nordamerika ihr Geschäft ausweiten. Mehr Beachtung müsse in nächster Zeit chinesischen Herstellern wie ZTE oder Huwaei zukommen. "Es ist davon auszugehen, dass diese sehr aggressiv in Emerging Markets agieren, insbesondere in Indien und der Region Subsahara."
Samsung, das laut Strategy Analytics derzeit einen Weltmarktanteil von 16,4 Prozent hält und damit die Nummer zwei hinter Nokia ist, werde Motorola voraussichtlich auch am US-Markt überholen, wo der Handy-Hersteller bislang noch den Markt anführt, sagt Analyst Stackelberg. Wann dies passieren wird, könne derzeit aber noch nicht abgeschätzt werden. Samsung selbst hat große Ambitionen, Motorola am US-Markt ebenfalls zu überholen.
Die Absatzzahlen in den USA sollen von 32 Mio. im letzten Jahr auf 40 Mio. gesteigert werden, zitiert das Wall Street Journal Choi Gee-sung, Leiter der Telekom-Sparte bei Samsung. Samsung konnte seinen Umsatz im ersten Quartal auf umgerechnet elf Mrd. Euro erhöhen, 32 Prozent davon wurden in der Handy- und Network-Sparte erwirtschaftet.
Der Nettogewinn lag bei 1,4 Mrd. Euro (plus 37 Prozent). Motorola verbuchte dagegen einen Verlust von 194 Mio. Dollar, der Umsatz ging um 21 Prozent auf 7,45 Mrd. Dollar zurück, wobei der Einbruch im Mobiltelefon-Segment mit einem Umsatzrückgang von 40 Prozent besonders drastisch ausfiel. Nokia verbuchte einen Umsatz von 12,66 Mrd. Euro (plus 28 Prozent), der Nettogewinn stieg auf 1,22 Mrd. Euro (plus 25 Prozent).
Mit der geplanten Abspaltung von Motorolas Handy-Sparte bis 2009 sei zudem eine endgültige Lösung noch weit entfernt, so Stackelberg. Eine wahrscheinliche Lösung wäre, dass Motorolas Handy-Geschäft in einer asiatisch-amerikanischen Konstruktion aufgeht. Soll die Marke weitergeführt werden, erschwert dies jedoch den Verkauf an Unternehmen, die selbst bereits eine starke Marke haben.
Laut Strategy Analytics wurden in den ersten drei Monaten rund 282 Mio. Mobiltelefone abgesetzt (plus 14 Prozent). Die koreanischen Hersteller LG und Samsung hätten mit ihrer starken Performance herausgestochen, da sie zwei bis vier Mal so schnell wie der Gesamtmarkt gewachsen wären. LG war im ersten Quartal mit einem Marktanteil von 8,6 Prozent die Nummer vier hinter Motorola (9,7 Prozent), gefolgt von Sony Ericsson mit 7,9 Prozent. Trotz des steigenden Marktanteiles von Nokia warnen die Marktforscher vor möglichen Problemen aufgrund von Schwächen am nordamerikanischen Markt sowie im Smartphone-Segment. (pte/cm)