Während sich Google Analytics und weitere klassische Web-Analyse-Tools aus der PC-Ära auf technische Metriken wie Seitenaufrufe, Verweise oder Besucherzahlen konzentrieren, gibt es immer mehr spezielle Marketinglösungen, die die Kunden und deren Handlungen in den Fokus stellen.
Denn die klassischen Metriken geben kein geeignetes Bild darüber, wie engagiert sich Besucher mit einem Online-Angebot beschäftigen. Hier kommen moderne Marketing-Tools wie Mixpanel und Customer.io ins Spiel. Sie richten sich in erster Linie an Internetfirmen, Softwarehersteller und E-Commerce-Anbieter, die ihre Kunden besser verstehen und die Interaktion und Kommunikation mit ihnen optimieren möchten. Welche Features werden am häufigsten verwendet? Was tun die meisten Kunden, nachdem sie ein Produkt im Online-Shop zum ersten Mal gekauft haben? Wie viele englischsprachige Nutzer haben sich vorigen Monat registriert, sind aber mittlerweile nicht mehr aktiv? Auf solche Fragen liefern sie eine Antwort.
Im Folgenden eine Vorstellung anspruchsvoller Web-Tools für Marketing-Profis, die den Kundendialog im Web optimieren möchten.
Outbound
Mit Outbound präsentiert sich ein leichtgewichtiges Web-Tool, mit dem Softwarehersteller ihren Usern personalisierte Benachrichtigungen automatisiert schicken können. Das System unterstützt E-Mail-Benachrichtigungen, SMS und Push Notifications für mobile Endgeräte. Diese werden durch vordefinierte Benutzeraktionen getriggert und lassen sich anhand einiger praktischen Parameter nach eigenen Anforderungen konfigurieren.
Ein Beispiel: Wenn sich ein neuer Kunde aus Deutschland anmeldet und zwei Tage nach der Registrierung nicht zurückgekommen ist, schicke ihm eine E-Mail. Parameter wie in diesem Fall das Herkunftsland ermöglichen dabei eine einfache Segmentierung. Mit dem integrierten A/B-Test-Modul lässt sich der Kampagnenerfolg von SMS, E-Mail und Push Notifications miteinander vergleichen. Ein weiteres, zentrales Feature: Sämtliche Interaktionen der User lassen sich mithilfe flexibler Reporting-Werkzeuge genau analysieren. Der SaaS-Dienst steht noch in der Public-Beta-Phase und kostet ab rund 150 Dollar im Monat. Im günstigsten Paket sind 2000 aktive User enthalten.
Reactor
Wem dieser Preis zu hoch ist, der sollte einen Blick auf Reactor werfen. Dabei handelt es sich um eine ganzheitliche Marketingplattform, die als "All-in-one User Interaction Hub" vermarktet wird. Die aus San Francisco stammende Lösung bringt Marketing-Automation, CRM und User Analytics auf einen gemeinsamen Nenner. Eine der Hauptfunktionen sind hier, so wie bei Outbound, die transaktionalen E-Mails. SMS und Push Benachrichtigungen sucht man bei Reactor allerdings vergeblich. Dafür punktet das Tool in Sachen Targeting, Automatisierung und Segmentierung mit einigen speziellen Features, die für den einen oder anderen Anwender interessant sein könnten. So lassen sich zum Beispiel Wetterdaten als Trigger einsetzen. Ein weiterer Vorteil: Reactor lässt sich mit populären Online-Anwendungen wie Salesforce und Shopify integrieren. Kostenpunkt: ab 50 Dollar pro Monat (6000 aktive User). Damit ist Reactor wesentlich günstiger als Outbound.
Customer.io
Mit Customer.io präsentiert sich eine interessante Alternative zu diesen Produkten, die sich aber speziell an Softwareentwickler richtet. Neben einem JavaScript-basierten Tracking-Code, den man, ähnlich wie etwa bei Google Analytics, leicht in eigene Softwareprojekte integrieren kann, steht eine Programmierschnittstelle (Rest API) bereit. Somit kann man den Dienst in jeder beliebigen Software einsetzen, die online arbeitet. Neben transaktionalen E-Mails können Anwender mit Customer.io auch Newsletter-Kampagnen professionell erstellen. Dabei lassen sich Kunden mithilfe von Triggern und Filtern einfach segmentieren. Ein weiterer Vorteil: Den E-Mail-Content kann das Marketing-Team mithilfe eines integrierten Rich-Text-Editors direkt im Programm erstellen. Was die Preise angeht: Die vier angebotenen Abo-Pläne richten sich nach der Anzahl der Kundenprofile, die man mit der Software verwalten möchte. Die monatlichen Preise bewegen sich zwischen 50 Dollar (5000 Nutzerprofile) und 1250 Dollar (500.000 Nutzerprofile).
Mixpanel
Start-ups wie Outbound, Reactor und Customer.io müssen sich vor allem an einem Analytics-Dienst messen: Mixpanel. Das 2009 im Sillicon Valley gegründete Unternehmen hat sich in nur wenigen Jahren zu einem der Marktführer im zukunftsträchtigen User-Analytics-Segment entwickelt. Mithilfe verschiedener SDKs (Software Development Kit) lässt sich Mixpanel in beliebige Web-, Desktop- und Mobile-Apps leicht integrieren. Entwickler können dann im Code genau spezifizieren, welche Nutzer-Events erfasst werden sollen. Die gesammelten Daten werden dann auf einem optisch ansprechenden Web-Dashboard grafisch aufbereitet und lassen sich anhand flexibler Reports effizient auswerten. Das Besondere dabei, ist, dass man genau verfolgen kann, wie jeder einzelne User mit der Anwendung beziehungsweise Website interagiert. Neben den personalisierten Notifications, die auch Reactor und Outbound bieten, überzeugt Mixpanel durch zahlreiche weitere Features wie umfassende Analytics-Werkzeuge (Segmentierung, A/B Testing, Retention und so weiter), Kundenumfragen und In-App-Notifications.
Mixpanel wird im Freemium-Model angeboten. Anwender können bis zu 200.000 Events im Monat kostenlos tracken und auf die volle Funktionalität der Software zugreifen. Der Start-up-Plan erlaubt bis zu 500.000 erfasste Events im Monat und schlägt mit 150 Dollar zu Buche.
Intercom
In direkter Konkurrenz zu Mixpanel steht Intercom, ein weiterer SaaS-Dienst, der ebenfalls aus San Francisco stammt. Ähnlich wie bei Mixpanel können Softwareanbieter damit genau nachverfolgen, wie Kunden ihre Anwendungen nutzen. Gleichzeitig liefert Intercom wertvolle Einblicke darüber, aus welchen Ländern die User stammen, welche Betriebssysteme sie nutzen oder wann sie sich das letzte Mal eingeloggt haben. Ein besonderes Merkmal von Intercom gegenüber Mixpanel besteht darin, dass die Kommunikation mit den Nutzern in den Fokus gestellt wird. In der Web-App werden sämtliche App-Nutzer übersichtlich aufgelistet. Die Liste kann man mithilfe verschiedener Attribute wie etwa letztes Log-in oder Herkunftsland filtern. Darüber hinaus lassen sich beliebige Nutzersegmente anlegen. Dann können Anwender persönliche Nachrichten an bestimmte Nutzer oder Nutzergruppen manuell schicken. Transaktionale E-Mails werden ebenfalls unterstützt. Sämtliche Kundendiskussionen werden übersichtlich in einer gesonderten Sektion präsentiert. Das macht die Kommunikation mit mehreren Usern gleichzeitig unkompliziert.
UserEcho
Neben solchen Analytics-Systemen gibt es eine Reihe spezieller Web-Tools aus dem Bereich Kundenservice, von denen Unternehmen profitieren können, die den Dialog mit ihren Kunden verbessern möchten. Hierzu zählt UserEcho. Dabei handelt es sich um eine professionelle Marketinglösung, die dazu dient, Arbeitsprozesse rund um das Management von Kunden-Feedback zu optimieren. Die Software ist neben Englisch auch auf Deutsch und weiteren Sprachen verfügbar und besteht aus drei Kernmodulen: Support-Forums, Help-Desk und Live-Chat. Das Ziel ist es, eine offene und transparente Kommunikation mit Bestands- und potenziellen Kunden im Web zu schaffen. Dabei spielen soziale Netzwerke eine zentrale Rolle und lassen sich in das eigene Kundenserviceportal nahtlos integrieren. Ein weiterer Vorteil sind die zahlreichen Add-ons und Integrationsmöglichkeiten. So steht beispielsweise ein nützliches Feedback-Widget zur Verfügung, das man in jede beliebige Website einbinden kann. Damit können Kunden eigene Ideen für neue Features einbringen und Anregungen und Kritik äußern. Die Preise fangen bei 15 Dollar pro User und Monat an.
Weitere professionelle Kundenservice-Tools aus der Cloud finden Sie hier.
Zopim
Wer eine leichtgewichtigere Alternative zu UserEcho sucht, wird bei Zopim fündig. Damit bietet der Kundenservicespezialist Zendesk einen einfach gestrickten Live-Chat-Service an, der sich auf dem Markt als eine zuverlässige Lösung erfolgreich positionieren konnte. So zählt der Hersteller nach eigenen Angaben bereits über 100.000 Firmen aus mehr als 100 Ländern zu seinen Kunden. Zopim versetzt E-Commerce-Anbieter und Webseitenbetreiber in die Lage, ein Chat-Widget in die eigene Webseite zu integrieren, das einen direkten Dialog mit den Webbesuchern ermöglicht - Stichwort "Customer Engagement". Die Integration erfolgt denkbar einfach. Man muss lediglich einen JavaScript-Codeschnipsel in die gewünschte Homepage integrieren. Wer populäre Online-Shops wie Shopify und Magento oder quelloffene CMS-Lösungen wie Wordpress, Drupal und Joomla verwendet, kann auf spezielle Plug-Ins zurückgreifen, die die Konfiguration des Chat-Widgets vereinfachen.
Weitere moderne Live-Chat-Tools, die mit Zopim konkurrieren, finden Sie hier.
Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag des Expertenblogs toolsmag