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Modern Workplace - ohne Microsoft Teams geht fast gar nichts mehr

02.05.2023 von Ronald Wiltscheck
Nach und nach kehren die Knowledge-Worker wieder in ihre Büros zurück und sie erwarten nun von ihren Arbeitgebern flexible digitale Arbeitsplätze. Wir haben bei einigen IT-Dienstleistern nachgehorcht, welche Lösungen für den „Modern Workplace“ derzeit besonders stark gefragt sind.
Die Anforderugen an den "modernen Arbeitsplatz" steigen, wie IT-Dienstleister Kundenbedürfnisse befriedigen.
Foto: ST.art - shutterstock.com

Bereits zu Beginn der Pandemie im März 2020 hat Bechtle verstärkte Nachfrage nach Technologen zur mobilen Arbeit detektiert - vor allem Laptops und Tablets, Monitore, Mäuse, Headsets sowie weitere Hardware für Videokonferenzen. "Heute stehen Cloud Services und Kommunikationssoftware weiterhin auf dem Einkaufszettel", erklärt Ascan Collier, Geschäftsführer der Bechtle Logistik & Service GmbH.

Er glaubt, dass ein derartiges Angebot jedem Systemhaus gut zu Gesicht stünde, denn vor allem jüngere Anwender wünschen sich eine verbesserten Work-Life-Balance. Diese könnte auch dadurch erreicht werden, dass man des Öfteren von daheim aus arbeitet. Colliers Ansicht nach gelingt dies besser mit moderner und qualitativ hochwertiger Hardware.

Den Trend hin zur Cloud hat auch Axians aufgespürt. Jacques Diaz bringt hier den "virtuellen Arbeitsplatz" ins Spiel: "Besonders gefragt sind derzeit Business Applications aus der Cloud, Desktop as a Service (DaaS) sowie Antworten auf die durch Remote Work gestiegenen Sicherheitsanforderungen", berichtet der Axians-Deutschland-Chef. Und er hat noch eine weitere spannende Entwicklung ausgemacht: "In den Büros selbst sehen wir zunehmend Konzepte, bei denen Arbeitsplätze nicht mehr zwingend an den einzelnen Nutzer gebunden sind, sondern als Shared Workspace für alle nutzbar sein sollen."

In der Praxis bedeutet dies, dass einzelne Mitarbeiter sich jeden Tag aufs Neue ihren Schreibtisch aussuchen können. Und deswegen hat sich auch das Bestellverhalten der Kunden geändert: "Sie wollen mobile Arbeitsplätze und ordern nicht nur Notebooks, sondern vor allem auch Tablets oder Convertibles", weiß ACP-Deutschand-Chef Günther Schiller zu berichten.

Das bestätigt auch Ulrich Ocker, Director Competence Center Modern Device Solutions bei Cancom: "Die meisten Firmen kehren nicht mehr gänzlich zum klassischen Vor-Ort-Arbeitsmodell zurück, sondern etablieren folgerichtig hybride Arbeitsmodelle für ihre Mitarbeiter". Doch was bedeutet dies konkret? Der Cancom-Manager sieht hier einen eindeutigen Trend hin zum sogenannten "Shared Desk". Und deswegen müssen seiner Ansicht nach die PC-Arbeitsplätze in den Unternehmen standardisiert werden.

"Dies hat zur Folge, dass insbesondere Monitore mit integrierter Dockingstation und Webcam verstärkt nachgefragt werden. Endgeräte aller Art können so mit nur einem Kabel einfach über den USB-C Port angeschlossen und gleichzeitig geladen werden", so Ocker. Im Prinzip könne sich der Mitarbeiter somit sein Notebook frei wählen.

"Der Arbeitsplatz wird immer mobiler und diverser", fasst es Khaled Thaler treffend zusammen. Für den Director Workplace Partner Management bei Computacenter ist der "Multi-Device-Setup" der aktuelle "State of the Art" bei der Gestaltung eines modernen digitalen Arbeitsplatzes: "Mitarbeiter sollten frei wählen können, mit welchem Gerät und mit welcher Plattform sie arbeiten wollen."

Für Michal Krämer, den Inhaber des gleichnamigen Systemhauses aus dem Saarland, stellt sich die aktuelle Situation recht einfach dar: "Mit dem Umzug ins Homeoffice haben viele Unternehmen zum größten Teil auf Notebooks umgestellt, daher ist der Rückkehr ins Büro deutlich einfacher, da diese Notebooks einfach weiter genutzt werden können."

Weil aber feste Arbeitsplätze in den Büros oft entfallen, braucht es Buchungssysteme, in denen sich die Office-Worker ihren Schreibtisch, aber auch ihren PKW-Parkplatz, Meeting-Räume und andere Ressource, etwa Video-Equipment, reservieren können. Ein derartiges Buchungssystem hat zum Beispiel IT-Haus zuerst bei sich selbst und im Anschluss auch bei einigen Kunden eingeführt.

Integrierte Software-Lösungen für den modernen Arbeitsplatz

Was Hardware betrifft, da sind die Würfel bereits gefallen: Desktop-PCs sind kaum noch gefragt, Notebooks mit Zusatz-Equipment wie einer Docking-Station, einem oder auch mehreren weiteren Bildschirmen mit Webcam, einer "echten" Tastatur mit größerer Maus sind sowohl im Homeoffice als auch im Büro vorwiegend die erste Wahl.

Doch welche Software braucht es für den modernen Arbeitsplatz? Hier nennen fast alle befragten IT-Dienstleister Microsoft Teams als das Collaborations-Werkzeug schlechthin - natürlich in einer kompletten Microsoft-365-Umgebung. Nur so könne man der veränderten Arbeitsweise derjenigen gerecht werden, die mehr Flexibilität bezüglich ihres Arbeitsortes und ihrer Arbeitszeit wünschen, fasst Thomas Seifert von IT-Haus die aktuelle Lage zusammen.

Auch für Wolfgang Fehr, Solution Manager bei Computacenter, ist Microsoft Teams der Favorit - mit einer Ausnahme: dem öffentlichen Dienst. Dort wird die Cisco-Lösung "WebEx" bevorzugt. Doch mit der einmaligen Zurverfügungstellung der Collaborations-Software ist es nicht getan: "Unsere Kunden möchten neben Videokonferenzen und Desktop-Sharing auch noch weitere konkrete Anwendungen gemeinsam nutzen, etwa Miro für interaktive virutelle Workshops oder Microsoft Planner für hybride Projektteams", skizziert der Computacenter-Manager reale Kunden-Szenarien. Geht die Integration noch tiefer, spielt die Microsoft Power Platform ihre Stärken aus.

Zusatz-Lösungen für Microsoft Teams offeriert verstärkt auch das Teccle-Mitglied Acontech. Dessen Kunden möchten mit Teams auch telefonieren, was neue Integrationsprojekte mit sich bringt. Das High-end-Whiteboard "Surface Hub 2S" fand bei mehreren Acontech-Kunden ebenfalls Anklang. Und dort ist noch lange nicht Schluss: "Unsere Kunden zeigen nun auch Interesse an fortgeschrittenen Lösungen, wie der Virtual- und Augmented Reality-Integration in Meeting- und Zusammenarbeitslösungen, es gibt erste Versuche mit 'Mesh for Teams', der Microsoft-Variante des Metaverse", berichtet Acontech-Geschäftsführer Stefan Zenkel.

Nicht zu kurz darf dabei das Thema Security kommen, sagt Bechtle-Manager Ascan Collier: "Wir müssen die Infrastruktur unserer Kunden an die neuen hybriden Arbeitsverhältnisse anpassen. Hierfür gibt es unterschiedliche Ansätze der Security-Anbieter". Denn Mitarbeiter wollen zu jeder Zeit von überall aus sicher auf Anwendungen und Daten in ihren Unternehmen zugreifen, dazu braucht es die passende Infrastruktur-Hard- und -Software. Besonders großen Wert legt hier Bechtle auf die Absicherung und Wiederherstellung von Daten.

ACP-Deutschland-Chef Günther Schiller hat darüber hinaus eine verstärkte Nachfragen nach Endpoint-Security- und Device-Management-Software festgestellt. Und Carsten Pavlovits von Cancom ist von "Zero Trust"-Ansatz begeistert, bei dem alle Datenzugriffe und Applikationsanforderungen so behandelt und geprüft werden, als ob sie aus einem öffentlich zugänglichen und damit potenziell unsicheren Netzwerk kämen.

Krämer IT im Saarland bedient vorwiegend kleinere Kunden, und deren Wünsche unterscheiden sich teilweise doch von den Bedürfnissen des oberen Mittelstands. "Wir sehen einen Trend zu Remote Desktop- Lösungen, entweder im Einzelfall durch Terminal Server lokal abgebildet, vermehrt aber zentralisiert im Rechenzentrum", berichtet Firmen-Chef Michael Krämer. Offenbar hegt diese Klientel doch gewisse Vorbehalten gegenüber reinen Public Cloud-Anwendung. Im Bereich Telekommunikation setzen Krämer-IT-Kunden auf moderne VoIP-TK-Anlagen, um auch ortsunabhängig mit der gleichen Nummer telefonieren zu können. Hinzu kommt ein erhöhter Bedarf nach Online-Storage-Lösungen, aber bitte nur bei deutschen Anbietern, also bei DSGVO-konformen lokalen Dropbox Alternativen.

Bei Axians-Kunden spielen auch die Fachanwendungen eine große Rolle: "Sie werden nun modernisiert und an den hybriden Arbeitsplatz angepasst", so der Deutschland-Chef Jacques Diaz. Enthus-Manager Andreas Nisi verweist in diesem Zusammenhang auf rechenintensive CAD-Anwendungen, die - weil Cloud-"ready" - auch am hybriden Arbeitsplatz den Awendern stets hoch performant zur Verfügung stehen müssen.

Das hat nicht funktioniert

Zweieinhalb Jahre nach Beginn der Pandemie lässt sich auch ein erstes Zwischenfazit ziehen, was Lösungen betrifft, die sich in der neuen hybriden Arbeitswelt nicht bewährt haben. Welche waren das? Für Carsten Pavlovits, Director Enterprise Workplace bei Cancom, sind es ganz klar die Remote Desktop-Lösungen in eigenen Kundenrechenzentren, die aussterben werden. Dabei gibt es seiner Meinung derzeit sehr gute Gründe für virtuelle Desktops: vermehrte Cyber-Security-Vorfälle und Hacker-Angriffe durch ungesicherte Homeoffice-Anbindungen zu den physischen Clients sowie Lieferengpässe bei der Hardware.

Pavlovits detektiert hier also eine Verlagerung der virtuellen Arbeitsplätze in die Cloud, etwa hin zum "Microsoft Azure Virtual Desktop". Die Vorteile einer derartigen Lösung liegt für den Cancom-Manager klar auf der Hand: Ein sicherer und zuverlässiger Zugriff auf die gewünschten Client-Anwendungen.

Für Wolfgang Fehr, Solution Manager bei Computacenter, lösen sich die in die Jahre gekommenen monolithische Architekturkonzepte mehr und mehr auf: "Konkret bedeutet dies, dass traditionelle Netzwerke durch moderne SdN-Architekturen ("Software defined Networks") ersetzt werden, auch die standardisierten und zentralen Clientkonzepte unterliegen demnach derzeit einem starken Wandel, und die alte Security-Denke in Perimeter-Sicherheiten gehört ebenfalls der Vergangenheit an: "Gefragt ist derzeit zu Inhalte-, Device- und Orts-bezogener Sicherheit, also das sogenannte 'Zero Trust'-Modell", erklärt Fehr. Hier empfiehlt der Computacenter-Manager bei den Kunden die entsprechende Aufklärung zu leisten.

"Viele kurzfristig angeschaffte günstige Softwarelösungen für VPN- oder Remote-Zugriff haben sich schneller als gedacht als Fehlinvestition herausgestellt, weil die Zeit für ausgiebige Tests fehlte", weiß Axians-Deutschland-Chef Jacques Diaz zu berichten. Hier musste dann der IT-Dienstleister aushelfen, indem er diese Anwender mit Cloud-Lösungen ausgestattet hatte, die nicht vom Kunden selbst sondern durch Axians professionell gewartet und gemanagt werden.

ACP-Chef Günther Schiller weist in diesem Zusammenhang auf die Lieferengpässe in den vergangenen zwei Jahren hin: "Einige unserer Kunden konnten dadurch ihren tatsächlichen Bedarf an Hardware nicht immer decken, was oft zu Frustration geführt hat." Stefan Zenkel, Geschäftsführer bei der Acontech GmbH, wird da schon etwas konkreter: "Lösungen, die nicht das gesamte Zusammenarbeitsportfolio abdeckten und sich einseitig auf bestimmte Funktionen konzentrierten (nur Video, Webinar, Chat oder Zugriff nur von bestimmten Geräten und Orten), erschienen vielen Kunden zu komplex", so der Manager. Seiner Erfahrung nach wussten die Anwender oft nicht, wann sie welche Technologie wie einsetzen sollten. Und wenn dann noch die Hardware der Kunden für den Einsatz der erworbenen Collaborations-Software nicht zertifiziert war, stieg der Frustpegel beträchtlich.

Deswegen plädiert Zenkel hier dafür, aus Hard- und Software bestehende Lösungen auszuliefern. Als Mitglieder der Teccle-Gruppe tut sich hier Acontec leicht - etwa in der Kooperation mit dem WaaS-Spezialisten und Teccle-Mitglieds Aluxo.

Andreas Nisi, Teamlead Product Management Workplace bei Enthus, benennt hier noch einen anderen Anfängerfehler, den viele Kunden zu Beginn der Pandemie begangen haben: "Die im Frühjahr 2020 kurzfristig beschafften 'Notlösungen' fürs Homeoffice haben sich oftmals nicht bewährt." Die oft sehr günstige Hardware (Notebooks, Bildschirme, Headsets und Webcams) musste laut Nisi schon nach kurzer Zeit wieder ersetzt werden. Daher fordert de Enthus-Manager, dass die Ansprüche an den Heimarbeitsplatz genauso hoch sein sollten wir an den Workplace im Büro: "Lösungen sollten in beiden Umgebungen reibungslos und effizient funktionieren."

Einen weiteren Aspekt bei der Nutzung von Collaborations-Software deckt Thomas Seifert auf. Der Vertriebsleiter bei IT-Haus weist daraufhin, dass viele Kunden all die tollen Funktionen in Microsoft Teams gar nicht kennen, geschweige denn nutzen. Und deswegen bevorzugt Seifert hier kontinuierliche Anwenderschulungen.

Zum Video: Modern Workplace - ohne Microsoft Teams geht fast gar nichts mehr