Unternehmen, die Mitarbeiterbeteiligungsprogramme anbieten, weisen nicht nur motivierte Mitarbeiter sondern auch eine bessere Performance auf als andere. Dies zeigen die Ergebnisse einer aktuellen Untersuchung der Managementberatung AT Kearney und der Arbeitsgemeinschaft Partnerschaft in der Wirtschaft (AGP). Demnach erhöhen direkte Mitarbeiterbeteiligungen die Motivation und Identifikation der Beschäftigten, zugleich steigen Umsätze und Gewinne deutlich stärker als bei anderen Unternehmen. Obwohl Unternehmen Beteiligungsprogramme aufgrund ihrer positiven Erfahrungen weiterempfehlen, werden diese bislang nur von einem minimalen Prozentsatz aller deutschen Betriebe angeboten.
Insgesamt verfügen erst 3.750 von insgesamt drei Mio. deutschen Unternehmen über Mitarbeiterbeteiligungsmodelle. "Zum einen gibt es bei der Wiederveranlagung von Beteiligungskapital so gut wie keine steuerliche Förderung. Andererseits liegt die bislang geringe Verbreitung an der im Vergleich zu anderen Ländern speziellen Wirtschaftsstruktur Deutschlands. Es gibt sehr viele Klein- und Kleinstunternehmen, bei denen das Thema nicht so ausgeprägt ist wie in der Großindustrie", erklärt AGP-Geschäftsführer Heinrich Beyer gegenüber pressetext. Rund acht Prozent der 26 Mio. sozialversicherungspflichtigen Angestellten nehmen demnach ein derartiges Angebot in Anspruch. Ein Großteil der Beschäftigten ist am Gewinn, nur ein geringer Teil am Kapital ihres Unternehmens beteiligt. Im internationalen Vergleich liegt Deutschland damit im unteren Mittelfeld. In Frankreich ist insbesondere in großen Aktiengesellschaften das Angebot von Beteiligungsprogrammen obligatorisch. Hier beteiligen sich etwa 40 bis 50 Prozent der Mitarbeiter an unterschiedlichen Programmen, in Großbritannien sind es 20 bis 30 Prozent der Mitarbeiter, ergänzt Beyer.
In den kommenden Jahren wird jedoch auch in Deutschland ein Anstieg der Beteiligungsprogramme erwartet. Einerseits findet derzeit eine rege Diskussion auf politischer Ebene statt, die schon bald zur Schaffung der bislang fehlenden steuerlichen Förderung führen könnte. Bis zum Frühjahr 2008 will die Koalition demnach einen Gesetzesentwurf vorlegen, der einen jährlichen steuerbegünstigten Betrag in Aussicht stellt. "Aber auch abgesehen davon erwarten wir in den nächsten zwei bis drei Jahren einen deutlichen Anstieg an Mitarbeiterbeteiligungsprogrammen", sagt Beyer. So könnten bald 20 Prozent der Mitarbeiter von einer Erfolgsbeteiligung profitieren (2007: acht Prozent), bei Kapitalbeteiligungen erwartet Beyer zumindest eine Verdoppelung von bislang zwei auf fünf Prozent. 80 Prozent der befragten Unternehmen würden die Beteiligungsprogramme aufgrund ihrer positiven Erfahrungen weiterempfehlen. Zehn Prozent davon raten jedoch, mit der Einführung bis zur neuen steuerlichen Gesetzgebung zu warten. Alle befragten Unternehmen beurteilen ihre Beteiligungsmodelle positiv, knapp ein Drittel spricht sich zudem für eine Weiterentwicklung aus.
Im Rahmen der Untersuchung wurden insgesamt 238 Unternehmen befragt, die partiell oder mehrheitlich im Mitarbeiterbesitz sind. Diese verzeichneten zwischen 2004 und 2006 einen durchschnittlichen Umsatzanstieg von 27 Prozent. Im gleichen Zeitraum legte das deutsche Bruttoinlandsprodukt dagegen um nur fünf Prozent zu. Zudem wiesen die Unternehmen einen positiven Jahresüberschuss und steigende Beschäftigtenzahlen (plus zwei Prozent) auf. Damit lagen die Befragten auch in diesem Bereich über dem bundesweiten Durchschnitt, der im selben Zeitraum einen Beschäftigungsrückgang von einem Prozent aufwies. "Die materielle Beteiligung trägt nicht allein zur Motivation der Mitarbeiter bei. Der primäre Erfolgsfaktor ist eine partnerschaftliche Unternehmenskultur", betont Beyer. Beide Faktoren weisen jedoch einen deutlichen Zusammenhang auf. Während vor allem jene Unternehmen Mitarbeiterbeteiligungsprogramme anbieten, die auf das Engagement ihrer Mitarbeiter setzen, wären diese Modelle in streng hierarchisch strukturierten Unternehmen kaum zu finden. "Viele mittelständische Unternehmen nutzen Beteiligungsprogramme auch, um Mitarbeiter zu binden", erläutert Beyer abschließend gegenüber pressetext. Da sie nicht dieselben Gehälter wie etwa die Großindustrie zahlen könnten, müssten sie zusätzliche Anreize wie die Bindung an das Unternehmen anbieten.
Mit der Unternehmensgröße steigt auch die Wahrscheinlichkeit einer möglichen Gewinnbeteiligung. Wie die Untersuchung zeigt, sind bei kleinen Unternehmen mit bis zu 49 Mitarbeitern nur acht Prozent beteiligt, bei Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten bereits 34 Prozent. Unterteilt nach Branchen werden Gewinnbeteiligungen vor allem bei Kredit- und Nachrichtenübermittlungsfirmen sowie bei Bergbau-, Energie- und Wasserversorgungsunternehmen angeboten. Bei mehr als zwei Drittel der Unternehmen halten Mitarbeiter ihre Beteiligung direkt, zumeist in Form von stillen Beteiligungen oder Belegschaftsaktien, in jedem Fall beruhen die Programme auf Freiwilligkeit. (pte/mf)