Mitarbeiterführung

Mitarbeiter ungleich behandeln bringt Erfolg

13.12.2018 von Christoph Lixenfeld
Forscher aus Deutschland und Großbritannien haben herausgefunden, dass das Dogma der ewigen Fairness und Gleichheit der völlig falsche Weg ist.
Teams werden zu mehr Leistung angestachelt, indem der Trainer die Mitglieder unterschiedlich behandelt.
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Ein seit Jahren immer gleiches Mantra von Manager-Seminaren und Führungskräfte-Schulungen ist die Aufforderung, alle Mitarbeiter mit dem gleichen Respekt zu behandeln. Niemanden zu benachteiligen oder zu bevorzugen.

"Vom moralischen Standpunkt aus betrachtet ist diese Forderung sicher berechtigt", sagt Christian Tröster, Professor an der Kühne Logistics University in Hamburg. "Dass die völlige Gleichbehandlung aber psychologisch der richtige Weg ist, dass sie der Gruppe insgesamt den größten Erfolg bringt, das glauben wir eher nicht."

Mit wir meint Tröster eine Gruppe von Forschern aus Deutschland, Großbritannien und Kanada, die sich der Frage nach dem Gleich oder lieber Ungleich in einer aufwändigen, vierstufigen Studie gewidmet haben. Resultate theoretischer Überlegungen und von Literaturrecherchen wurden durch Umfragen und Experimente überprüft und verifiziert.

Respekt und Selbstwertgefühl

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass jene Mitarbeiter, die mit mehr Respekt behandelt wurden als andere, nicht nur ein größeres Selbstwertgefühl entwickeln, sondern sich auch besser an allgemeine Regeln halten und vermehrt Aufgaben übernehmen, die der Gruppe insgesamt zugutekommen.

Bevorzugung bedeutet nicht, anderen den Respekt zu versagen.
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Christian Tröster: "Die Forderung, dass es wichtig ist, alle in jeder Situation immer gleich zu behandeln, wird übertrieben. Wir konnten zeigen, dass Bevorzugte keineswegs zu Egomanen werden."

Experiment mit gezieltem Lob

Beispielsweise hatten die Forscher während eines Experiments bestimmte Teilnehmer durch Lob und Interesse an ihren Beiträgen gezielt bevorzugt. Anschließend kam die Bitte, bei der Vorbereitung der nächsten Aufgabe mitzuhelfen. "Hier zeigten die zuvor besonders gut Behandelten eine größere Bereitschaft zur Hilfe."

Tröster und seine Kollegen sind davon überzeugt, dass sich auch Unternehmen diesen Effekt zunutze machen sollten. "Die Art, wie ein Mitarbeiter behandelt wird, ist deshalb so wichtig, weil er daraus seinen Status innerhalb der Gruppe ableitet."

Offensichtliche Ungleichheit wird natürlich dann nicht gutgeheißen, wenn sich einige offen benachteiligt fühlen. Deshalb möchten die Forscher ihre Ergebnisse auch keinesfalls als Aufforderung verstanden wissen, einen Teil der Mitarbeiter respektlos zu behandeln.

Bevorzugen, ohne andere zu diskriminieren

Christian Tröster: "Die Kunst besteht darin, einigen den Eindruck zu vermitteln, dass sie bevorzugt werden, ohne dass sich dadurch jemand diskriminiert fühlt. Respekt bleibt natürlich eine gültige Währung. Unterschiede machen zu können, gibt dem Chef ein Instrument in die Hand, mit dem er gewisse positive Effekte erzielen kann."

Lob muss nachvollziehbar sein

Konflikte durch Ungleichbehandlung gibt es dann nicht, wenn der Anlass dafür transparent und nachvollziehbar ist. Niemand wird etwas dagegen haben, wenn der Chef Einzelne wegen besonders guter Arbeitsergebnisse lobt.

Wer auch mal bevorzugt wird, engagiert sich stärker für die ganze Gruppe.
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Wirklich wertvoll ist solches Lob aber nur dann, wenn es nicht alle bekommen, weil anderenfalls die Gelobten keine herausgehobene, einzigartige Stellung mehr einnehmen. Solche Effekte und Verhaltensmuster finden sich nicht nur in Unternehmen, sondern zum Beispiel auch im Verhältnis zwischen Männern und Frauen, sagt Christian Tröster.

Bei der Formulierung der Ausgangsthese der zitierten Studie - Ungleichbehandlung motiviert - halfen auch Untersuchungen im Zusammenhang mit dem sogenannten Speed-Dating, bei dem Singles in kurzer Zeit möglichst viele andere Singles einzeln kennenlernen. Tröster: "Wollte sich ein Kandidat hinterher mit einer der Damen verabreden, dann freute die sich deutlich mehr darüber, wenn sie nicht wusste, dass er alle anderen auch treffen wollte."