SAP-Arbeitsmarkt

Mit Spezial-Know-how 100.000 Euro verdienen

25.09.2019 von Lilian Loke
Insbesondere die SAP-Beratung verspricht für Fachkräfte Spitzengehälter. Allerdings fordert der Bereich auch ständige Weiterentwicklung, Kommunikationsstärke sowie hohe Leistungs- und Reisebereitschaft. Fachkräfte mit viel Projekterfahrung und profunder Prozess- und Branchenwissen werden händeringend gesucht.

"Mit Spezialthemen können Fachkräfte nach drei Jahren bereits die 100.000 Euro-Einkommensmarke knacken", prophezeit Thomas Biber, Geschäftsführer der auf das SAP-Umfeld spezialisierten Personalberatung Biber & Associates. Hierzu zählen laut Biber aktuell zum Beispiel SAP Hybris Billing, vormals Billing and Revenue Innovation Management (BRIM), die Lagerverwaltungssoftware SAP Extended Warehouse Management (EWM) und die Cloud-basierenden Human-Capital- und Talent-Management-Softwarelösungen von SAP SuccessFactors.

Ob für Berufseinsteiger oder langjährige SAP-Profis - generell bleiben Praxiserfahrung und stetige Weiterbildung für die SAP-Karriere Trumpf.
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Mit SAP Leonardo hat das Walldorfer Unternehmen zudem seine neueste Innovation auf den Markt gebracht, welche Anwendungen und Microservices für das Internet der Dinge, maschinelles Lernen, Blockchain sowie Analytik und Big-Data-Analysen bietet. Fachkräfte in diesem Bereich sind derzeit noch kaum zu bekommen.

"Da es de facto kaum Fachkräfte für SAP Leonardo gibt, bietet solch ein Thema Beratern besonders schnelle Aufstiegsmöglichkeiten und enorme Gehaltssteigerungen", weiß Biber. "Neueste Spezialthemen sind ihrer Natur nach besonders lukrativ, aber auch mit Risiko verbunden, wenn Berater Zeit für die Weiterbildung investieren. Denn es kann immer passieren, dass eine neue Softwarelösung im Nachhinein doch nicht so erfolgreich ist wie ursprünglich erwartet." Wie überall in der Geschäftswelt gilt: Große Chancen bedeuten meist hohe Risiken. Diese Investition ist also eine unternehmerische Entscheidung des jeweiligen Beraters.

Kernthemen: Finance, Logistik und S/4HANA

Ob Finanzsektor, Automobil, Pharmazie oder Logistik, in allen Branchen gehören die SAP Business Suite S/4HANA sowie Kenntnisse in Finanz- und Logistikkomponenten wie SAP EWM (Extended Warehouse Management), SAP IS-Retail oder SAP PP-PI (Produktionsplanung Prozessindustrie) weiterhin zu den besonders nachgefragten Brot-und-Butter-Themen für Berater.

Thomas Biber: "Von Zertifikaten ist eher abzuraten, denn Unternehmen geben der praktischen Erfahrung in SAP-Projekten jeder Schulungserfahrung den Vorzug."
Foto: Biber & Associates

S/4HANA bleibt laut Biber branchenübergreifend ein heißes Thema. Im Zuge der Cloud-Migration werde Spezialwissen zu S/4HANA immer mehr auf dem Arbeitsmarkt angefordert. Zudem stelle SAP 2025 den Support für seine On-Premises-Version der bisherigen Business Suite ein. Dadurch, so der Insider, ständen Unternehmen auch unter Zugzwang, auf die neue Lösung umzusteigen. Für SAP-Fachkräfte, die noch keine Berührungspunkte mit S/4HANA gesammelt haben, sei es daher ratsam, sich mit diesem Thema für die Zukunft verstärkt auseinanderzusetzen. Denn wer in drei bis fünf Jahren keine Erfahrung mit S/4HANA mitbringe, werde Probleme auf dem Arbeitsmarkt bekommen. Gerade für Führungskräfte sei erweitertes Know-how hier essenziell.

Gehaltstrends: Steigerung im mittleren Segment

Der Gehaltstrend für SAP-Berater weist weiterhin ungebrochen nach oben. Generell können schon junge SAP-Berater ohne Projekterfahrung mit Jahresgehältern zwischen 40.000 und 50.000 Euro rechnen. Bereits nach drei bis fünf Jahren ist ein Jahresverdienst von 70.000 bis 90.000 Euro möglich. Aktuell sind besonders im mittleren Segment des klassischen Senior-Beraters im gehobenen Mittelstand Steigerungen zu verzeichnen: "Hier vermitteln wir immer mehr Stellen mit Jahresgehältern über 80.000 Euro", erklärt der Personalberater.

Für intensive Reisetätigkeit bieten Consulting-Häuser SAP-Consultants zudem geldwerte Vorteile. Firmenwagen sind bei diesen Positionen in der Regel Bestandteil des Gehaltspakets. Oft werden hier auch Kosten für die private Nutzung inklusive der Wochenenden und teilweise auch der Urlaubszeit eingeschlossen. Bei intensiver privater Nutzung belaufen sich diese leicht auf 10.000 Euro oder mehr im Jahr, rechnet man die Kosten für Benzin, Unterhalt sowie Wertverlust mit ein.

Je höher das Gehalt, desto größer ist allerdings in der Regel auch der variable Gehaltsanteil. 20 bis 30 Prozent erfolgsbasierte Zulagen sind weit verbreitet. In Beratungshäusern macht die Prämie teilweise bis zu 50 Prozent des Basisgehalts aus. Für Inhouse-Fachkräfte fallen die Gehälter generell niedriger aus als für ihre SAP-Freelancer-Kollegen, dafür erhalten sie jedoch in vielen Fällen ein fixes Gehalt.

Zudem hängt die Vergütung auch von der Branche und Region ab. Besonders hoch vergütet sind Stellen in der Chemie- und Pharmaziebranche. Ebenfalls sehr gute Verdienstchancen bieten die Automobilindustrie, Banken, Versicherungen und die Luxusgüterbranche. In den klassischen Ballungsräumen rund um Frankfurt am Main, München, Stuttgart, Köln und Düsseldorf liegen die Einkommen für SAP-Fachkräfte deutlich höher als in den weniger dicht besiedelten Regionen Westdeutschlands oder den neuen Bundesländern.

Praxiserfahrung ist Trumpf in der SAP-Karriere

Ob für Berufseinsteiger oder langjährige SAP-Profis - generell bleiben Praxiserfahrung und stetige Weiterbildung für die SAP-Karriere Trumpf. "Von Zertifikaten ist eher abzuraten, denn Unternehmen geben der praktischen Erfahrung in SAP-Projekten jeder Schulungserfahrung den Vorzug", betont Biber. Fachkräfte sollten sich deshalb darauf konzentrieren, ihre Weiterbildung kontinuierlich durch neue, technologisch und branchenspezifisch interessante Projekte voranzutreiben. Die eigene Weiterqualifizierung durch erfolgreich abgeschlossene Projekte und eine vielfältige Branchen- und Beratungserfahrung steigere den persönlichen Marktwert und sei für eine erfolgreiche Karriere ausschlaggebend. Die zielstrebige Suche nach neuen fachlichen Herausforderungen sei, so Biber, für SAP-Fachkräfte damit nicht nur finanziell der nächste Karriereschritt, sondern eine essenzielle Investition in die berufliche Zukunft.