Mit NComputing können Fachhändler einen PC-Arbeitsplatz für 90 Euro verkaufen

07.12.2007
Fachhändler können mit einer Thin Client-ähnlichen Lösung von NComputing ihren Kunden Arbeitsplatzumgebungen mit Hardwarekosten ab 90 Euro pro Anwender (Client) anbieten. Das System soll trotzdem gute Marge abwerfen und kann zudem noch als echte "GreenIT"-Lösung bezeichnet werden.

Von Boris Böhles

Thin-Clients kennt jeder. Sie konnten sich nie richtig durchsetzen und spielen keine große Rolle in Unternehmen. Gegenüber "kompletten" Rechnern sind Thin Clients vor allem in Arbeitsumgebungen mit wenigen Plätzen zu teuer. Ein weiteres Problem kann zu geringe Performance darstellen, da Applikationen auf Servern ausgeführt werden und die Datenübertragungen an die Clients über das Netzwerk realisiert wird.

Das Unternehmen NComputing bietet eine Art Thin Client-Lösung, die sich für wenige Arbeitsplätze eignet. Sie bietet die Vorteile einer Thin Client-Umgebung, nämlich geringen Stromverbrauch, zentrale Softwareinstallation und einfachen beziehungsweise keinen Wartungsaufwand und kostet dabei viel weniger: Bereits für rund 90 Euro lässt sich ein Arbeitsplatz realisieren.

Die Lösung

Die NComputing-Lösung stammt aus Deutschland und nutzt einen herkömmlichen PC als Host-Rechner, an den bis zu 30 Anwender angeschlossen sind. Jeder Anwender hat eigene Eingabegeräte und einen Monitor. Per Virtualisierungssoftware bekommt jeder Nutzer eine eigene Desktop-Umgebung bereitgestellt, in der er arbeiten kann. Schnittstelle zwischen Host-PC und den einzelnen Anwendern ist eine kleine Box, an die die Eingabegeräte, Lautsprecher und der Monitor angeschlossen werden. Sie bietet sogar einen USB-Port. Als Schnittstelle im Host fungiert entweder eine spezielle PCI-Karte oder der LAN-Port.

NComputing "X300"-Lösung: PCI-Karte für den Host-Rechner und drei Client-Schnittstellen-Boxen.

NComputing hat Geräte der so genannten "X-Serie" ("X300"), die per Kabel direkt mit dem PC verbunden werden und die "L-Serie" ("L130" und "L230"), die über das Ethernet mit dem Hauptrechner kommunizieren. Letztere kann die besagten 30 Anwender mit einem Rechner verbinden, während die X-Serie pro PCI-Karte mit drei Benutzern direkt kommuniziert. Bei dieser Lösung gilt es zu beachten, dass das zu verwendende CAT 5/6-Kabel nicht länger als zehn Meter sein darf. Bei beiden Serien kommunizieren die Clients über das eigene NComputing- Protokoll UXP (User Extension Protocol). Geöffnete Anwendungen laufen parallel auf dem Host-Rechner für jeden einzelnen Nutzer.

Der Hersteller betont, dass die Einrichtung einfach und die Anwendung leicht zu bedienen seien. Weder Händler noch Nutzer bräuchten Schulungen, um das System einzurichten beziehungsweise zu benutzen. Unterstützt werden Linux- und Windows-Betriebssysteme. Die Preise betragen für die X-Serie 267 Euro (89 Euro pro Nutzer) für drei Nutzer, die L-Serie kostet umgerechnet pro Nutzer 209 beziehungsweise 219 Euro (je nach L-Modell).

Laut Hersteller reicht bei der X-Serie ein PC in einer aktuellen Standard-Konfiguration. Ein Dual-Core-Prozessor mit 1,8 GHz Taktfrequenz und ein bis zwei Gigabyte RAM Arbeitsspeicher reiche bereits aus. Mittlerweile seien solche PCs derart leistungsfähig, dass bei normaler Benutzung nur ein Bruchteil der Leistung tatsächlich genutzt werde. Konkret würden laut NComputing nur bis zu fünf Prozent der Leistungsfähigkeit von Prozessoren genutzt. Diese Angabe hängt natürlich von der Applikationsart ab, die auf den Hosts genutzt werden. Beim Surfen im Internet oder Erstellen eines Textdokuments ist dieser Wert aber durchaus realistisch.

Auch die Netzwerkvariante "L230" der Client-Schnittstellenbox von NComputing ist kaum größer als ein Geldbeutel.

Bei der L-Serie hängt die benötigte Leistungsfähigkeit des Host-Rechners von der Anzahl der Nutzer ab. 30 Client-Arbeitsplätze verlangen nach einem stärkeren System als zehn. Grundsätzlich lässt sich aber sagen, dass eher ein Server-System einzusetzen ist, als ein Standard-PC.

Anzumerken ist, dass Anwender bei der Netzwerk-Lösung (L-Serie) eingeschränkt sind. So lassen sich beispielsweise Videos in Vollbild-Modus nur mit der X-Serie und somit via Direktverbindung zwischen Client und Host anschauen. Die LAN-basierte Lösung erlaubt dies nicht.

Im Moment läuft die Lösung unter Linux und Microsoft Windows bis einschließlich "XP" und "2000". "Vista" wird momentan noch nicht unterstützt. Dies soll sich aber im Jahr 2008 ändern.

Die Zielgruppe

Deshalb ist die Zielgruppe der NComputing-Lösung auch klar begrenzt. Einsatzorte sind Umgebungen, in denen ein echtes Thin Client-System zu teuer ist. Im Fokus stehen etwa Schulen oder Universitäten mit Gemeinschafts-PC-Räumen sowie kleine Büroumgebungen, die vorwiegend Internet- und Office-Anwendungen nutzen.

"Wir sind keine Konkurrenz zu Citrix oder Wise", sagt Carsten Puls, Senior Director, Strategic Marketing bei NComputing.

Die Vorteile für diese Kunden liegen klar auf der Hand: Steht in solchen Umgebungen an jedem Arbeitsplatz ein vollständiger Rechner, wird viel Rechenleistung nicht genutzt und viel Energie verbraucht. Außerdem spart der Kunde enorm bei der Anschaffung der Hardware. Trotzdem kann der Fachhandel nach wie vor seine Marge machen, da natürlich für jeden einzelnen Arbeitsplatz Lizenzen für verwendete Software gekauft werden müssen. Laut Carsten Puls, Senior Director, Strategic Marketing bei NComputing, seien bessere Margen (15 bis 20 Prozent) pro Arbeitsplatz als bei reinem PC-Verkauf ein weiterer Vorteil. Außerdem werde die Service-Marge größer, da Händler gleiche Service-Pakete wie bei einem Auftrag mit vollständigen Rechnern anbieten können, aber weniger Hardware reparieren müssen.

Das Partnerprogramm

Trotzdem die Entwicklung der NComputing-Lösung aus Deutschland kommt, ist das Produkt hierzulande noch weitgehend unbekannt. Auch die Anzahl der Partner ist mit 100 recht überschaubar, obwohl das Unternehmen rein indirekt vertreibt.

NComputing will wachsen und bekannter werden, gleichwohl liegt der Fokus nicht auf dem großen Corporate-Markt. "Wir sind keine Konkurrenz zu Citrix oder Wise", sagt Puls. Trotzdem möchte das Unternehmen mehr Fachhändler davon überzeugen, seine Lösung zu verkaufen.

Um Partner zu gewinnen, entwickelt NComputing im Moment ein Partnerprogramm, das sich momentan noch in der Entwicklungsphase befindet und im nächsten Jahr final umgesetzt werden soll. Es wird "Gold"- und "Platinum"-Partner geben, erstere müssen umgerechnet mindestens 50.000 US-Dollar Umsatz im Jahr erwirtschaften. Um den Platinum-Status zu erreichen, müssen es mindestens 100.000 US-Dollar Umsatz sein. Außerdem sind unter anderem Incentives und spezielle Margen und Marketing-Unterstützung für "aggressive", also besonders verkaufsstarke, Partner geplant. Auch Trainings und Verkaufs-Unterstützung soll es geben.

In Deutschland können Fachhändler die NComputing-Produkte bei den vier Distributoren Hako24, Secomp, Sphinx Computer und Schwarz beziehen.
(bb)