Das beherrschende Thema auf dem Fujitsu Forum 2017 war natürlich der Verkauf der Mehrheit der Client-Geräte-Sparte an Lenovo sowie das damit verbundene Join Venture. Mit diesem Entschluss geht die Mehrheit (51 Prozent) der Fujitsu Client Computing Limited (FCCL) an Lenovo. Die Kooperation soll ab dem 2. April 2018 in Kraft treten.
Mit diesem Schritt wollen Fujitsu und Lenovo ihre Kräfte in den Bereichen Forschung, Entwicklung, dem Design, der Herstellung und dem Vertrieb von Client-Geräten inklusive Peripherie für den weltweiten Markt bündeln. "Besonders der dadurch entstehende Vorteil des gemeinsamen Einkaufs von Komponenten soll die unter Druck stehende PC-Sparte wieder wettbewerbsfähiger machen", kommentierte Vera Schneevoigt, Senior Vice President bei Fujitsu. Die Marke Fujitsu bleibt erhalten und auch die Vertriebs-, Support-, Service- und Kundenschnittstellen ändern sich nicht. Der Standort Augsburg bleibt weiterhin Eigentum von Fujitsu und wird vorerst unverändert mit der Herstellung von Client-Produkten sowie Server, Storage, Mainframes und Industriemainboards fortfahren.
"Die Digitale Transformation ist und bleibt ein zentrales und strategisches Thema bei Fujitsu", so Dr. Rolf Werner, Head of Central Europe bei Fujitsu. Dabei konzentriert sich das Unternehmen auf die vier Säulen der Digitalisierung von Unternehmen: Künstliche Intelligenz (KI), Internet of Things (IoT) beziehungsweise Industrie 4.0 sowie Security und Cloud.
Fujitsu sieht die Cloud als die strategische Komponente für eine digitale Transformation. Den stärksten Demand erwartet der IT-Lieferant im Bereich Hybrid-IT. Laut Werner, will das Unternehmen mit den globalen Cloud Services K5 diesen Bedarf decken. Diesen hat Fujitsu in den letzten 18 Monat in den wichtigsten europäischen Ländern inklusive Deutschland ausgerollt. Neu im K5-Cloud-Portflio sind dedizierte private Speicherkapazitäten. Dieser ermögliche es dem Anwender seine Daten auch in Public- und Private-Cloud Umgebungen lokal zu speichern und somit die ab Mai 2018 anwendbare europäische Datenschutzverordnung einzuhalten.
Künstliche Intelligenz vereinfacht die Materialprüfung
Im KI-Bereich hat Fujitsu zum Beispiel mitRobopineinen Roboter entwickelt, der in Hotels an der Rezeption Besuchern Auskünfte erteilen oder in andern Bereichen als Wegweiser fungieren kann und zwar in mehreren Sprachen.
Zudem hat Fujitsu aktuelle eine KI-Lösung aus dem Industriebereich vorgestellt, die die Qualitätssicherung von Windrotorblättern bei Siemens-Gemesa deutlich vereinfachen soll. Mithilfe einesNon-Destructive-Testing-Verfahrens(NDT) werden an den bis zu 75 Meter langen Glasfaser-Turbinenrotorblättern Ultraschall-Scans durchgeführt. NDT ermöglicht durch eine nicht-invasive Technik, Fehler in der Integrität von Strukturen oder Materialien in einem Testobjekt festzustellen. Die aus dem Scan gewonnenen Daten werden in ein Bildanalyseformat umgewandelt und anschließend von einem speziell programmierten KI-Framework auf mögliche Materialfehler oder Ermüdungserscheinungen ausgewertet. Die KI-Einheit basiert auf Deep Learning-Komponenten, die tiefe neuronale Netze zur Verarbeitung von Bilddaten nutzt, um relevante Muster zu erkennen.
Das Produkt kann sich flexibel an neue Anforderungen anpassen und so auch im Automobilbereich, im Flugzeugbau oder in der Transporttechnik eingesetzt werden. Fujitsu plant 2018, diese KI-Technologie auch als Cloud-Variante für Anwender zur Verfügung zu stellen.
Intelliedge-Plattform für IoT- und Industrie-4.0-Anwendungen
Laut Fujitsu ist in Zeiten von Industrie 4.0 und Industrial Internet of Things (IIoT) die große Herausforderung, Daten schnell zu erfassen, zu analysieren und damit entsprechende Unternehmensprozesse anzustoßen. Um diesem Manko zu begegnen, hat der IT-Spezialist dieIntelliedge-Plattformentwickelt. Dabei handelt es sich um eine integrierte Edge-Computing-Lösung, die einerseits aus einer für Industrieumgebungen entwickelten Hardware- und zum anderen aus einer Open-Source-basierten Software-Komponente besteht.
Die Intelliedge Appliance lässt sich in die eigene IT-Umgebung einbinden und wird über eine Management-Konsole gesteuert. Das System erfasst, filtert und analysierte riesige Datenmengen, die etwa von Industrieanlagen in Operational-Technology-Umgebungen (OT) wie zum Beispiel in der Produktfertigung oder Energieerzeugung anfallen. Die so extrahierten Informationen können von den lokalen Edge-Computing-Systemen über sichere und bandbreitenunabhängige Netzwerkverbindungen an die entsprechende Cloud-Infrastruktur weitergeleitet werden. In der Cloud erhält dann der Anwender einen zentralen Überblick über die Prozesse und kann diese von dort aus verwalten. Zudem lassen sich Workflows wie etwa Materialverbverbrauch, Bestellabwicklung sowie Produktionsabläufe digital darstellen und mit Technologien wie Artificial Intelligence, Deep Learning oder Machine Learning automatisiert optimieren.
Sicherheit ist Trumpf
Einen besonderen strategischen Schwerpunkt legt Fujitsu auf das Thema Sicherheit, das aktuell durch die ab Mai 2018 anwendbare europäische Datenschutz-Grundverordnung (EU-DSGVO) befeuert wird. In diesem Zusammenhang wurde dem IT-Unternehmen die technische Leitung des neuen EU-Projekts "Protecting Digital Industries" übertragen, das sich zum Ziel gesetzt hat, die digitale Welt vor Sicherheitsrisiken zu schützen.
Im Focus des Projekts steht die Entwicklung eines automatisierten Risikomanagements für IoT-Systeme in Automotive-, Produktions-, Gesundheits- und weiteren kritischen Infrastrukturen. Es läuft von Januar 2018 bis Dezember 2020 und wird finanziell von dem EU-Forschungs- und Innovationsprogramm Horizon 2020 unterstützt. Mit im Boot sind 13 weitere Partner aus den EU-Staaten, die eine Expertise im Bereich IoT-Services und Cyber Security haben. Zusammen sollen offene, skalierbare und datengesteuerte End-to-End Sicherheitsservices entwickelt werden, die mithilfe von künstlicher Intelligenz (KI) und Big Data das Sicherheitsniveau von IoT-Komponenten und Industrie-4.0-Anwendungen anheben soll. Die erarbeiteten Lösungen sollen IoT-Plattformanbietern, -Lösungsintegratoren oder -Geräteherstellern helfen, sichere Services und Produkte bereitzustellen, die bestehende und zukünftige Sicherheitsstandards erfüllen.
Darüber hinaus hat Fujitsu einenCyber Threat Intelligence Serviceins Leben gerufen, der die weltweite Bedrohungslage kontinuierlich beobachtet und einschätzt, indem Daten aus unterschiedlichen Quellen gebündelt und für eine Risiko- beziehungsweise Bedrohungsanalyse herangezogen werden. Zudem stehen Fujitsu-Sicherheitsexperten bereit, die Unternehmen in Bezug auf ihr individuelles Sicherheitsmanagement berät, aber auch bei der Implementierung neuer Security-Mechanismen hilft.
Neue Server Offerings
Auch im digitalen Zeitalter bilden Server die Basis, auf der geschäftskritische Anwendungen direkt oder in virtualisierten Umgebungen laufen. Um diesen Bereich zu forcieren beziehungsweise für diesen aktuelle und leistungsfähige Technologie zur Verfügung zu stellen, hat Fujitsu je zwei neue Server aus der Primequest- und der Primergy-Familie mit Intel Xeon Scalable-Range-Prozessoren vorgestellt. Die 8- und 4-Sockel-Primequest-Enterprise-Server 3800E und 3400E kommen in 7-HE-Rack-Bauform und sollen prädestiniert für unternehmenskritische Anwendungen aus der UNIX-Welt sowie für Datenbankanwendungen oder Echtzeitanalysen sein.
Dagegen eignen sich die beiden Dual-Sockel-Server im Tower- beziehungsweise Rack-Format TX2550 M4 und RX2520 M4 für Anwendung mit hohem Storage-Bedarf. Das TX-System ist eine universelle All-in-One Lösung für kleine Unternehmen. Die Rack-Variante kann als Einstiegssystem für Basis-Businessanwendungen genutzt werden. Es adressiert Service-Provider aber auch Unternehmen, die eine Lösung für die Bewältigung von Infrastrukturaufgaben oder Basis-Workloads in Rechenzentren suchen.