Das Zeitalter der Single-Clouds und Insellösungen ist vorbei. Mehr und mehr Unternehmen sehen im Zuge ihrer weiteren IT- und Cloud-Strategie vernetzte und hybride Szenarien in Form der Hybrid- und Multi-Clouds als die zentralen Deployment-Modelle an. Sie versprechen ihnen die optimale Grundlage für die weitere Digitalisierung, Dynamisierung und Flexibilisierung der IT sowie der gesamten Organisation. In der derzeitigen Phase, in der viele Unternehmen insbesondere im Hinblick auf die Multi Cloud noch ganz am Anfang stehen, geht es vor allem darum, geeignete Dienstleister zu identifizieren, eine Strategie abzustimmen und eine Bestandsaufnahme der Cloud-Readiness zu festigen.
Doch einige Entscheider, nicht zwingend aus den IT-nahen Abteilungen sondern vor allem im Business-Umfeld, fragen sich nach wie vor, ob dieser Aufwand sich am Ende überhaupt auszahlt. Was kann eine vernetzte Hybrid oder Multi Cloud denn besser, nachdem wir jetzt bereits erste SaaS-Applikationen und Cloud-Workloads auf die Beine gestellt haben?
Multi Cloud bedeutet Best of Breed
Multi Cloud ist vermutlich vor allem eines: Die Antwort auf die Entwicklungen der letzten Jahre hinsichtlich der Komplexität und Anforderungsvielfalt digitaler Workloads im Unternehmen. Denn der Anspruch der Unternehmen, Mitarbeiter und Kunden als Nutzer der digitalen Infrastrukturen ist es, stets die höchstmögliche Performance und User Experience bereitzustellen. Dies wirkt sich unmittelbar auf den IT-Betrieb aus. Denn ohne eine geeignete Infrastruktur-Grundlage, die Flexibilität, Performance und die optimale Entwicklungsoberfläche verspricht, gelingen die Versuche nur selten.
Da die Infrastrukturen aber insbesondere im Betrieb verschiedener Workloads ganz unterschiedliche Stärken aufweisen und ohnehin in der Praxis die Entwickler und Entscheider möglichst gerne die Freiheit haben, sich für die am besten geeignetste Plattform zu entscheiden, werden heute und in Zukunft immer mehr Cloud- und Infrastruktur-Plattformen im Unternehmen existieren. Dies bestätigen auch die befragten Entscheider im Rahmen der Studie "Hybrid- & Multi-Cloud-Services im deutschen Mittelstand". Sie nennen zu über 56 Prozent die steigenden Anforderungen durch den Betrieb digitaler Workloads sowie die Endlichkeit einzelner Infrastrukturen (39 Prozent) als maßgebliche Gründe für ihre zukünftigen Hybrid- und Multi-Cloud-Strategien.
Doch mit dem parallelen, aber isolierten Betrieb der Workloads auf verschiedenen Infrastrukturen ist es meist nicht getan. Denn die gegenseitigen Abhängigkeiten und die Notwendigkeit, auf Data Lakes der anderen Applikationen oder eine zentrale Datengrundlage zuzugreifen, macht die Integration und Orchestrierung der verschiedenen Architekturen zur zentralen Herausforderung. Denn die befragten Entscheider haben ebenfalls bestätigt, dass sie eine Vielzahl dieser digitalen Workloads, wie beispielsweise die Klassiker ERP, CRM und Workplace-Anwendungen, aber auch Analytics-, Portale und E-Commerce-Systeme bis hin zu IoT-Lösungen einsetzen. Für alle genannten Workloads haben sie auch ganz unterschiedliche Betriebsmodelle vor Augen. Der Bezug als SaaS-Service impliziert bereits eine Multi-Cloud-Strategie. Darüber hinaus können auch andere Standard- und Individuallösungen genutzt werden, die entweder ebenfalls auf Cloud-Infrastrukturen oder auch in Private Clouds oder On-Premise betrieben werden. Die Deployment-Vielfalt allein in einem Unternehmen steigt damit stetig.
Sobald diese Workloads und Applikationen sich gegenseitig beeinflussen, beispielsweise wenn mobile Apps für Kunden direkten Zugriff auf das CRM-System brauchen oder die Sensor-Daten aus der IoT-basierten Produktionssteuerung unmittelbar Einfluss auf die ERP-Daten haben, ist eine Integration zumindest auf der Datenebene notwendig.
Darüber hinaus ist es vor allem für die Sicherstellung eines ausfallsicheren Betriebs wichtig, eine einheitliche Oberfläche oder einen Infrastruktur-Management-Layer zu besitzen, der als Orchestrierungsplattform alle Aktivitäten der IT überblicken kann. So ist die Identifikation von Fehlerquellen einfacher, beziehungsweise möglicherweise auch erst machbar.
Externe Cloud-Skills gefragt
All dies ist aber beileibe nicht trivial. Wenngleich das Ziel eine möglichst einheitliche und vertraute Management-Oberfläche ist, so müssen für jede einzelne Cloud-Infrastruktur die relevanten Skills und das Know-how existieren, diese Plattform von Grund auf aufzubauen und zukünftig auch zu betreiben. Schon bei der Wahl der geeigneten Plattform und des Betriebsmodells, je nach Workload, spielen mehrere Faktoren eine Rolle. So ist es alleine bis zur Migration in die (Multi-)Cloud-Welt ein langer Weg, den viele Unternehmen und Entscheider auch mit externen Providern gehen möchten.
Denn überall dort, wo das Fachwissen über die gesamte Cloud-Landschaft hinweg noch nicht sehr ausgeprägt ist, sind Managed Service Provider gefragt. Dies hat sich auch in der Studie bestätigt. Zwar werden nach wie vor einige Unternehmen auch Teile oder die gesamte Planung, Migration und den Betrieb auf eigene Faust machen. Dennoch setzt die Mehrheit darauf, sich von den Managed Service Providern, die als zertifizierte Partner und langjährige Cloud-Experten ihre Leistungen anbieten, begleiten zu lassen.
Nicht zuletzt aufgrund der derzeitigen Marktphase, in der Hybrid- und insbesondere Multi-Cloud-Architekturen noch im Aufbau sind, sind vor allem externe Skills bei der Planung und Evaluation gefordert. Die Ausbildung der neuen IT- und Multi-Cloud-Strategie ist somit ebenso wichtig wie eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung, Readiness-Analysen oder erste Proof-of-Concepts.
Zukünftig wird die Nachfrage im Umfeld der Transformation und des Betriebs noch weiter steigen. Mit zunehmender Reife der Unternehmen hinsichtlich ihrer Hybrid- und Multi-Cloud-Strategien werden viele sich jedoch eingestehen müssen, dass auch in diesen Handlungsfeldern nicht immer die notwendigen Skills und Möglichkeiten inhouse vorhanden sind.
Schon heute fragen erste Unternehmen auch solche weitergehenden Kompetenzen von den Managed Service Providern nach. Die Umsetzung und Migration der Anwendungen und Daten, der Aufbau einer API-Strategie zur Integration dieser Systeme sowie Audits im Umfeld der Lizenzbedingungen und Security gehören für viele Entscheider schon heute zu den wichtigsten Kompetenzen. Ähnliches gilt für die Betriebsverantwortung, die vor allem das Management der aktuellsten Security-Standards oder der Lastverteilung und Cloud-Architektur betreffen.
Der Weg zur Multi Cloud in den Unternehmen hat begonnen. Es zeigt sich und wird sich auch zukünftig bestätigen, dass Hybrid- und Multi-Cloud-Architekturen, mit vernetzten und aufeinander abgestimmten Infrastruktur-, Daten- und Applikationslandschaften in allen Bereichen Vorteile bringen können, sofern die Umsetzung richtig erfolgt.