Kooperation mit Unternehmen gefordert

"Misstrauenskultur der Finanzbehörden"

21.03.2008
Eine neue OECD-Studie lobt die Mittlerrolle der Steuerberater und fordert einen vertrauens- und respektvolleren Umgang der Finanzbehörden mit den steuerpflichtigen Unternehmen.

Eine neue OECD-Studie lobt die Mittlerrolle der Steuerberater und fordert einen vertrauens- und respektvolleren Umgang der Finanzbehörden mit den steuerpflichtigen Unternehmen - zum beiderseitigen Vorteil. "Leider marschiert der deutsche Fiskus derzeit in die entgegengesetzte Richtung, auf dem Weg der Einschüchterung und Kriminalisierung", erklärt Dr. Ferdinand Rüchardt, Vorstandsmitglied des bundesweit tätigen Steuerberatungsunternehmens Ecovis.

Im Zentrum der aktuellen Untersuchung standen die Steuerstrategien von Großunternehmen, die in der Regel über eigene Steuerabteilungen mit hochkarätigen Fachleuten verfügen. "Letztlich entscheiden die Unternehmen, welche steuerlichen Risiken sie eingehen wollen, sprich: wie stark sie aggressive Steuerminimierungsmodelle nachfragen und welche der möglichen Optionen sie wählen", heißt es in dem Bericht.

"Das aber bedeutet", so Dr. Ferdinand Rüchardt, "dass selbst die großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, die Konzerne in Steuerfragen beraten, oft Getriebene der Mandantenwünsche sind".

Grundsätzlich attestieren die Autoren der Studie den steuerlichen Beratern eine überaus wichtige Mittlerrolle, weil sie Unternehmen und Privatpersonen "helfen, ihre Pflichten als Steuerzahler in einer immer komplexeren Welt zu verstehen und sie zu erfüllen".

Vor diesem Hintergrund plädieren die FTA-Experten - gerade auch im Interesse des Fiskus - für ein stärker auf Kooperation und Vertrauen gegründetes Verhältnis zwischen den Finanzbehörden und den steuerpflichtigen Unternehmen.

Um deren Bereitschaft zur Transparenz zu fördern, müssten die Steuerbehörden jedoch ihr Verhalten ändern. Konkret heißt das: mehr Verständnis für unternehmerische Probleme, unparteiliches und verhältnismäßiges Handeln, Offenheit und Aufgeschlossenheit gegenüber den Steuerzahlern.

So empfiehlt das FTA-Team, mögliche steuerliche Streitpunkte frühzeitig anzusprechen und gemeinsam zu klären, statt gleich das traditionelle Arsenal an Zwangsmitteln einzusetzen. "Leider geht der Trend hier zu Lande zu noch schärferen Betriebsprüfungen, erhöhtem Fahndungsdruck und überzogenen Steuerstrafverfahren", klagt Rüchardt.

Die Autoren der FTA-Studie sind dagegen überzeugt, dass von einem konstruktiven Dialog zwischen Finanzbehörden, Unternehmen und Steuerberatern nicht nur die Firmen profitieren, weil ihre Steuerprobleme schneller, ohne umfassende Betriebsprüfungen und mit geringeren Kosten gelöst werden. "Auch für den Fiskus zahlt sich der neue Ansatz aus: Er kann seine Kräfte voll auf die wirklich gravierenden Fälle hartnäckiger Steuervermeidung und Intransparenz konzentrieren." (mf)