Microsoft verkauft Software für drei Dollar

20.04.2007
Microsoft kündigte an, die Firma werde demnächst Software für drei Dollar verkaufen. Allerdings nur in Entwicklungsländern.
"Unlimited Potential" soll in Entwicklungsländern den Zugang zu PCs fördern.

Unter dem gut gewählten philantrophischen Titel "Unlimited Potential" will sich Microsoft mehr als bisher in Entwicklungsländern engagieren, deren Bevölkerung so gut wie abgekoppelt von der technologischen Entwicklung ist. Gründer Bill Gates kündigte in Peking an, demnächst Software für drei Dollar in Dritte Welt-Ländern zu verkaufen. Bis zum Jahr 2015 solle die Zahl der PC-Nutzer weltweit um einen Milliarde auf rund drei Milliarden gesteigert werden, erklärte er.

Ab dem 2. Quartal 2007 will Microsoft ein Softwarepaket für Schüler in Entwicklungsländern anbieten, das Betriebssystem, Office-Suite und Lernsoftware (Windows XP Starter Edition, Office Home und Student 2007 sowie Microsoft Math 3.0, Learning Essentials 2.0 für Microsoft Office und Windows Live Mail) umfasst. Es soll drei Dollar kosten. Allerdings können die angesprochenen Studenten das Paket nicht selbst kaufen, sondern erhalten es von Regierungen, die sich an der Microsoft-Initiative beteiligen und Schülern kostenlose PCs zur Verfügung stellen.

Microsoft hat bereits das Programm "Partners in Learning" in der Lehrerausbildung ins Leben gerufen. In das sich über fünf Jahre erstreckende Programm investiert der Software-Anbieter 250 Millionen Dollar; eigenen Angaben zufolge wurden bereits in 101 Ländern 2,5 Millionen Lehrer und mehr als 57 Millionen Studenten angesprochen beziehungsweise ausgebildet.

Zugleich will Microsoft in den nächsten zwei Jahren weitere 200 "Innovation-Center" eröffnen. Aktuell unterhält der Softwerker 110 solcher Ausbildungs- und Verkaufsstätten in 60 Ländern. 25 Länder sollen hinzukommen.

Des Weiteren kündigte die Gates-Company eine Partnerschaft mit der Asian Development Bank mit Sitz in Manila, Philippinen, an, um in Zusammenarbeit mit Regierungen die "ökonomische Entwicklung" von Entwicklungs- beziehungsweise Schwellenländern zu fördern. Dazu passt auch die Partnerschaft mit Indien; dort will Microsoft bis Ende 2007 online ein "Arbeitsbeschaffungs-Portal" einrichten.

Orlando Ayala, zuständig bei Microsoft für die Abteilung "Emerging Segments Market Development Group", erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur Reuter mit bemerkenswerter Offenheit, bei all diesen Projekten handle es sich vor allem darum, Geschäfte zu machen, nicht um philanthropische Bemühungen.

Damit spricht er einen Punkt an, auf den auch Analysten abzielten, die sich zur Ankündigung von Gates Gedanken machten. Sie verwiesen darauf, dass in vielen Entwicklungsländern Produktpiraterie an der Tagesordnung ist und deshalb die Initiative Microsofts auch darauf abziele, mit Regierungen solcher Länder stabile geschäftliche Beziehungen einzuleiten beziehungsweise auszuweiten. Ferner müsse Microsoft etwas gegen die Alternative Linux unternehmen , des Weiteren etwas der Initiative OLPC (One Laptop per Child) entgegensetzen.

Während Microsoft sich an der Entwicklung von Intels Dritte Welt-PC "Classmate" beteiligt hat, sind AMD und Red Hat bei dem Laptop-Angebot OLPC federführend. Diesen Sommer sollen rund fünf Millionen solcher Laptops unter anderem an Brasilen, Argentinien, Uruguay, Rwanda, Nigeria, Libyen, Pakistan und Thailand verkauft werden. Allerdings liegt im Moment der Produktionspreis noch bei rund 150 Dollar. (wl)