Touch-Bedienung, Cloud-Anbindung und App-Store

Microsoft stellt Office 2013 vor

17.07.2012 von Hans-Christian Dirscherl
Microsoft-Chef Steve Ballmer hat auf einem Event im Metreon in San Francisco das neue Office 2013 (Codename: Office 15) vorgestellt. MS Office ist jetzt in erster Linie ein Cloud-Dienst, der für Touchscreens optimiert wurde. Eine erste Testversion ist bereits verfügbar. Doch einige Fragen bleiben offen.

Microsoft-Chef Steve Ballmer hat auf einem Event im Metreon in San Francisco das neue Office 2013 (Codename: Office 15) vorgestellt.

Microsoft OFfice 2013 (hier die Auswahl auf SkyDrive). Kirk Koenigsbauer, Corporate Vice President von Microsoft, führte durch die Demonstration von Office 2013.


MS Office ist jetzt in erster Linie ein Cloud-basierter Abonnementdienst, der ganz auf das neue Betriebssystem Windows 8 für PCs, Laptops und Tablets mit Touch-Steuerung ausgerichtet ist. So sollen sich Dokumente und Präsentationen künftig für eine größere Darstellung durch einfache Handbewegung "aufziehen" lassen, per Fingertipp sollen neue Inhalte erstellt oder Funktionen aufgerufen werden können. Auch soll es möglich sein, mit einem Stift seine E-Mails auf das Display zu schreiben, dass dann den zunächst handgeschriebene Text automatisch in das Format der Mail umwandelt. Office 2013 wird allerdings auch von unter Windows 7 laufenden Systemen unterstützt und ist mit den Office-Web-Apps und Office 365 kompatibel. Zudem soll Office 2013 stärker als alle seine Vorgänger mit Sozialen Internetdiensten, wie das kürzlich gekaufte Yammer oder Facebook, verknüpft sein. Eine erste Testversion ist bereits verfügbar. Doch einige Fragen bleiben offen.

Im Vorfeld war viel über die Neuerungen von Office 2013 gemunkelt worden: Geht Microsoft mit Office 2013 voll in die Cloud? Bleibt auch die neue Office-Version die Cash-Cow der Redmonder? Wie mobil wird Office 2013 werden? Insbesondere mit Blick auf das iPad? Und was ist mit Office 2013 für Android?

Das neue Office heißt tatsächlich Office 2013

Die Vorstellung war im kleinen Rahmen gehalten, Microsoft hatte nur einige Dutzend Reporter in das Metreon nach San Francisco eingeladen, übertrug den Event aber auch live für jedermann zugänglich im Internet als Videostream. Die Journalisten bekamen denn auch das erwartete Produkt zu sehen: Office 2013, den Nachfolger von Office 2010. Der Name der neuen Office-Version war schon seit einigen Wochen bekannt, weil Screenshots mit der Bezeichnung Office 2013 in der Öffentlichkeit aufgetaucht waren.

Office aus der Cloud

Steve Ballmer, im grau-weiß gestreiften Hemd ohne Kravatte, ließ es sich nicht nehmen und stellte Office 2013 persönlich vor. Office 2013 würde einen Teil der Neuerungen von Windows 8 mitbringen und in erster Linie als Cloud-Service zum Kunden kommen. Damit wird Office 2013 das erste Office, das von Anfang an hauptsächlich als Service und nicht primär als klassische Desktop-Version konzipiert ist: Cloud first. Ballmer bezeichnet Office 2013 als das ehrgeizigste Office-Release aller Zeiten, es sei ideal für das moderne Büro, das wesentlich auf Tablets und Smartphones stattfindet.

Office 2013 für Windows 7, Windows 8 und ARM

Office 2013 läuft auf verschiedenen Windowsversionen, unter anderem auch auf Windows 7, ist aber für Windows 8 designt und für Touchscreen und Fingerbedienung optimiert. Auch ARM-Plattformen werden unterstützt. Collaboration steht im Mittelpunkt, wofür auch das kürzlich aufgekaufte Business-Netzwerk Yammer wichtig ist. Es soll die soziale Infrastruktur für die Zusammenarbeit bieten. Auch die Kommunikation über Skype wird unterstützt. Office 2013 soll ideal für Meetings sein, in denen viele Mitarbeiter Anmerkungen hinterlassen.

Powerpoint 2013

Kirk Koenigsbauer, Corporate Vice President von Microsoft, durfte die Office-2013-Demo vorführen. Er zeigt PowerPoint auf einem Windows 8-PC (Desktop-Version). Die Ribbonleiste lässt sich während des Arbeitens ausblenden. Das Look und Feel von Office 2013 passt perfekt zu Windows 8, unterscheidet sich aber nicht all zu sehr von Office 2010. Mit den Fingerspitzen wischt Koenigsbauer durch die Präsentation. Ein neuer Präsentationsmodus zeigt die Tools, die man für Powerpoint nutzen kann: Stift, Timer etc.

Outlook 2013

Danach geht es zum Mailclient Outlook. Erneut ohne Ribbonleiste, nur Tabs sind zunächst zu sehen. Die Ribbons lassen sich aber jederzeit einblenden. Man kann nun direkt auf eine Mail antworten, ohne eigens ein neues Windows-Fenster aufzumachen. Outlook bietet eine relativ leichte Oberfläche mit vielen Vorschaufunktionen, den so genannten Peeks: Diese erzeugen Popups für Funktionen wie Kontakte oder Kalendereinträge. Outlook kann Adressen und Daten erkennen. Per Button kann die dafür passende App gestartet werden, zum Beispiel Bing Maps oder Outlook Kalender. Skype-Anrufe sind direkt aus Outlook heraus möglich.

OneNote 2013

Dann geht es weiter zu OneNote. Handschriftliche Anmerkungen sind möglich. Über ein Popup-Steuerrad lassen sich Schriftgröße, Farbe und Löschen auswählen. Von Handschriftenerkennung ist aber nicht die Rede.

Word 2013

Jetzt startet Koenigsbauer Word. Und zwar die Desktop-Version. Man kann alle persönlichen Einstellungen in Office überall hin mitnehmen, dank der Cloud; dafür muss man sich bei Office einloggen. Wenn man also mehrere Wordinstallationen auf verschiedenen PCs hat, so hat man doch überall die gleichen Einstellungen.
Word wird zudem dank einem neuen Lesemodus (Reading Mode) zu einer Art Kindle. Per Wischen kann man von Seite zu Seite blättern. Eingebettete Multimedialemente lassen sich im Lesemodus abspielen. Kommentare von Kollegen sind in Word möglich. Von SkyDrive und der Bing Websuche lassen sich Inhalte direkt einfügen. Bilder lassen sich bequem verschieben und mit Text umfließen. PDFs lassen sich direkt in Word 2013 öffnen und bearbeiten. Und danach als PDF oder Word abspeichern. Inklusive Bilder; alle Formatierungen bleiben erhalten.

SkyDrive, Sharepoint, Excel

SkyDrive

Danach wechselt Koenigsbauer auf einen PC mit einer abgespeckten Office-Version und nutzt nun Skydrive. Standardmäßig speichert die Desktopversion von Office alles auf Skydrive. Dann wird gezeigt, wie das Dokument auf einem Windows Phone bearbeitet wird.

Sharepoint 2013

Als nächstes wird Sharepoint gezeigt. Womit wird nun mitten in der Zusammenarbeit in Unternehmen sind. Das neue Sharepoint sieht so ähnlich wie der Nachrichten-Feed von Facebook aus. Mit einem Newsfeed samt Zeitleiste. Eine "People Card" sammelt LinkedIn-, Facebook-, Yammer- und SharePoint-Feeds, die vermutlich von den Outlook-Kontakten stammen. Die People Card zeigt auch, ob jemand in Skype erreichbar ist. Man kann dann direkt einen Anruf starten oder per Mail oder Chat Kontakt aufnehmen.

Excel 2013

Weiter geht es mit Excel: Das neue "Flash fill"-Feature wird vorgeführt, das Daten von anderen Spalten lesen und für neue Spalten passend bestücken kann. Das Chart-Feature empfiehlt jetzt den passenden Charttype für den Content, den man abbilden will. Daten werden on the fly berechnet.
Jetzt kommt Steve Ballmer zurück auf die Bühne. Schnell, fließend und berührbar sei die neue Office-Oberfläche, wie Ballmer betont. Immer wieder betont Ballmer zudem den ARM-Support. Wer Office auf einem ARM-Gerät mit Windows 8 RT verwendet, muss auf nichts verzichten.

Windows 8, Cloud, Social sind die Highlights von Office 2013, macht Ballmer dem Publikum klar. Die Beta-Nutzer seien begeistert. Ausgewählten Testern steht nämlich schon seit Ende Januar eine Technical Preview von Office 15 zur Verfügung.

Erstes Fazit zu Office 2013

Office 2013 kommt im Metro-Design von Windows 8, setzt voll auf die Cloud und Collaboration, unterstützt bestens die Fingerbedienung von Touchscreens, bietet ARM-Support und integriert Skype. Wer allerdings keinen Touchscreen-PC oder kein Tablet hat, kann die neue Bedienbarkeit von Office 2013 nicht genießen.

Office für iPad und Android - Schweigen

Ballmer bestätigt den Erscheinungstermin für Windows 8 im Oktober und für Office im nächsten Jahr. Doch es fällt kein Wort über Office für iOS und Android! Anscheinend sind die Office Mobile-Versionen noch nicht weit genug entwickelt. Das komplette Angebot und die Preise sollen im Herbst 2012 bekannt gegeben.

So bleiben nach der spektakulär angekündigten Präsentation doch einige Fragen offen. Spezielle Unternehmens- und Entwicklerfragen will Microsoft zu einem späteren Zeitpunkt beantworten.

Testversion bereits verfügbar

Interessierte können auf einem Windows 7- oder Windows-8-Rechner die Streaming-Version von Office ausprobieren (allerdings gibt es noch keine deutschsprachige Version): http://www.microsoft.com/office/preview/en. Diese Version für Endanwender nennt sich Home Premium Service von Office 365. Alternativ können Sie Office 2013/Office 365 Home Premium Preview auch von hier herunterladen.

Dieser Artikel wurde von unserer Schwesterpublikation PC-Welt übernommen. (kv)