Zuerst: Ein Zurück gibt es nicht. Office 2007, seit Februar diesen Jahres auf dem Markt, enthält keine versteckten Hintertüren, die Word, Excel, Powerpoint und Co mit den wohlbekannten befehlsorientierten klassischen Oberflächen erscheinen lassen. Ob aus freien Zügen oder gezwungen: Wer mit dem neuen Office-Paket zu arbeiten beginnt, der muss den Umgang mit den neuen grafischen Symbolen, den "Bändern" ("Ribbons") und Kartenreitern ("Tabs"), die Microsoft in sämtlichen Anwendungen erscheinen lässt, erst erlernen.
Nur wenn von Anwenderseite verstanden wurde, dass klassischen die Menüstrukturen weitgehend verschwunden sind, ist ein effektives Arbeiten mit dem neuen System möglich, so Microsoft.
Christoph Bischoff, der das deutsche Information-Worker-Geschäft von Microsoft verantwortet, beziffert auch gleich die zu erwartende Umstellungszeit: Zwischen zwei Stunden und zwei Wochen, durchschnittlich aber nicht mehr als drei Tage, dauere es voraussichtlich, bis Office-erfahrene Anwender mit dem System gut zurecht kommen.
Bis zu 60 Prozent weniger Klicks
Microsoft verspricht, dass sich auf der einen Seite mit Office 2007 bis zu 60 Prozent an Mausklicks einsparen lassen, auf der anderen Seite eine ganz neue Fülle an Befehlen zur Verfügung steht. Was auch indirekt als Selbstkritik zu verstehen ist: Der Hersteller meint damit vorwiegend Funktionen, die bereits die Vorgängerversionen boten, zugleich aber einfach zu gut versteckt waren, dass der unbedarfte Nutzer von ihnen profitieren konnte.
"Beispielweise braucht man jetzt für die bedingte Formatierung in Excel, die Ergebnisse in den festgelegten Bereichen automatisch grafisch markiert, einen einzigen Mausklick. Früher waren für die Funktion vier Klicks nötig.", sagt Bischoff. Zudem würden nur rund 15 Prozent der Office-Anwender der Vorversion diesen Befehl überhaupt kennen. Wäre er bekannter, würden ihn vermutlich um die 60 Prozent regelmäßig nutzen, so Bischoff.
Dass bestimmte Befehle mit nur einem Mausklick möglich sind, sollen die angesprochenen grafischen Symbole ermöglichen: Die "Ribbons" (Symbolleisten) und "Tabs" (Kästchen mit grafischen Inhalten) erscheinen in den Anwendungen automatisch als Kontext zur gerade durchgeführten Operation. Wird in Word beispielweise an einer Tabelle gearbeitet, ist in der Befehlsliste nur die zugehörige Tabellenfunktion dargestellt. Überhaupt finden sich in "Powerpoint", "Excel" und "Access" deutliche Verbesserungen, wie sich Ergebnisse grafisch darstellen lassen. Alleine die neuen Möglichkeiten von Powerpoint werden manche Marketingagentur auf sie zukommende Auftragsarmut befürchten lassen.
Vom System zur Suite
Laut Microsoft sind es nicht nur die "Ribbons" und "Tabs", die Office ein neues Gesicht geben: Hinter den Kulissen hat der Hersteller die Sammlung der Anwendungen nach eigenen Angaben zu einem "verbundenen System" verschmelzen lassen.
Office 2007 bietet immense Möglichkeiten des Zusammenspiels einzelner Anwendungen. Eine besondere Rolle kommt dabei Outlook zu, das unter Einbindung des Sharepoint-Servers sogar künftig eingesetzt werden kann, um den Inhalt von beliebigen Dateien, auch von Drittherstellern anzuzeigen. Neue Möglichkeiten bei der Aufgaben- und Kalenderverwaltung sowie verbesserte Teamwork-Funktionen sollen zudem den Stellenwert von Outlook anheben.
Dabei gibt es zwei Haken: Damit Office seinen integrativen Charakter vollständig ausspielen kann, sind als Plattform Windows Vista nötig, und im Netzwerk bestimmte Server-Produkte von Microsoft. Ein Beispiel: Mit Vista als dahinter stehendes Betriebssystem bietet Office beeindruckende Möglichkeiten, um Dateien zu verwalten.
Bereits im Windows Explorer können dann beliebige Dateien über eine Vorschau bis zu einem bestimmten Grad bearbeitet werden, auch die Desktopsuche wirkt deutlich leistungsstärker als in den alten Versionen. Auch Synchronisation und Ex- und Import von Dateiinhalten sind deutlich einfacher.
Wahrer Charakter erst mit Sharepoint und Exchange
Seinen wahren Charakter zeigt Office 2007 aber erst, wird das System in Kombination mit dem Sharepoint- und dem Exchange-Server eingesetzt: Webzugriff auf E-Mails und Dateien, Enterprise-Content-Management, Business-Intelligence, Enterprise-Content-Management, Portale, Workflows und rollenbasiertes Arbeiten sind nur ein paar Beispiele, für die die Office-Anwendungen als Front-End dienen können.
Das zeigt: Die Anforderungen an den Anwender steigen. Auch wenn die Bedienung der einzelnen Programme einfacher wird, der Nutzer wird stärker gefordert. Was Microsoft auch offen zugibt: Jeder Firmenmitarbeiter habe es mit einer zunehmenden Menge an Informationen zu tun, die er selbst erstellt oder zu verwalten habe, so der Hersteller. So sei der Anwender gefragt, seine Dokumente zukünftig verstärkt mit Meta-Informationen, also zusätzlichen Infos wie Autor oder Schlagworte, zu versehen, um die anschließende Suche im Netzwerk zu erleichtern.
Überhaupt steigen laut Microsoft die Erwartungen an den modernen "Information Worker": Immer mehr Angestellte müssten gut aussehende Präsentationen erstellen, aus der Ferne aufs Netzwerk zugreifen, im Teamwork arbeiten und steigende Datenmengen verwalten. Ein Zurück gebe es auch hier nicht. (aro)