Kaum Neues aber viele gut gelaunte Gesichter: "Angst hatte ich nur letztes Jahr”, so ein lachender Steve Ballmer auf Microsofts laufender Weltpartnerkonferenz in Los Angeles.
Mit dem sonnigen Los Angeles in Kalifornien hätte sich Microsoft in diesem Jahr keinen passenderen Ort für die Weltpartnerkonferenz aussuchen können. Den angereisten 15.000 Besuchern präsentiert sich der Softwareriese vor Ort in bester Laune, allen voran Firmenchef Steve Ballmer.
News hatten der CEO und seine Kollegen bei seiner Keynote am gestrigen Montag kaum zu verkünden, Ballmer und Co beschränkten sich auf eine Menge Lob für die Microsoft-Partner-Community, hielten sich dagegen stark zurück, was Produktankündigungen, überraschende News oder Eigenkritik, etwa in Sachen mageres Mobile-Geschäft, angeht.
Solche Fragen rucken mit Blick auf die Zahlen in der Tat in den Hintergrund: Den Managern zufolge hat sich die Microsoftgefolgschaft mittlerweile auf ein wahres Imperium aufgeblasen: Glaubt man dem Management, arbeitet der Konzern aktuell weltweit mit 640.000 Partnerunternehmen zusammen, die wiederum mit mehr als 15 Millionen Mitarbeitern gemeinsam im laufenden Geschäftsjahr einen Gesamtumsatz von 580 Milliarden Dollar erzielen.
"Vergessen Sie die 95 Prozent, von denen mein Vorredner (Anm. d. Red.: Partnerchef Jon Roskill)) sprach: Wir generieren aktuell 100 Prozent unseres Umsatzes via Partner, also Sie! Ich danke Ihnen dafür! Wir blicken auf ein phänomenales Jahr zurück, mit einem Wachstum im zweistelligen Bereich”, so ein emotional fast platzender Ballmer.
Alle Produktbereiche hinweg, ausgenommen der Geschäftszweig Windows Phone, über dessen Geschäftverlauf der Manager ähnlich wie bei seiner spontanen Aufrundung zuvor nur süffisant scherzte, habe Microsoft kräftiges Wachstum, Marktanteilsgewinne und spektakuläre News zu verkünden gehabt: Ein zweistellig wachsendes Geschäft mit Office-, Betriebssystem -und Serverlösungen sowie von Kunden wie Partnern positiv wahrgenommene Entwicklungen, was etwa Cloud (Azure, Office 365, Lync), Bing (Marktanteil 2011 mittlerweile von 14 Prozent) oder eine boomende Kinect-Spielekonsole. Auch der Kauf von Skype gehöre hier hinzu, doch zu konkreten E ntwicklungen und Zeitplänen äußerte sich Ballmer mit Verweis auf die noch laufenden gerichtlichen Prüfungen zur Enttäuschung vieler nicht.
Ballmer dankte der Partnerwelt, Windows 7 zum "sich am schnellsten verkaufenden Betriebssystem aller Zeiten" gemacht zu haben. Seit Verkaufsstart vor zwei Jahren seien 400 Millionen Windows 7 Lizenzen ü ber den Ladentisch gegangen. Als nächstes gelte es nun, rund 200 Millionen PCs, die noch Windows XP nutzen, abzulösen.
58 Prozent in der Cloud
Der CEO und auch Partnerchef Roskill ließen beide in keinen Zweifel daran, wie hoch die Erwartungen an die eigene Partnercommunity in Sachen Cloud mittlerweile sind. Ballmer verwies darauf, daß er im vergangenen Jahr in Washington auf Grund von möglichen Widerspruch noch Angst gehabt habe, auf die Bühne zu gehen und den Partnern mitzuteilen, daß er von ihnen allen den Einstieg in die Cloud erwarte.
"Sie müssen sich hier für uns entscheiden, das betone ich auch in diesem Jahr”, so Ballmer. Roskill sagte, daß sich Microsofts Erhebungen zufolge bereits 58 Prozent aller Partner mit der Cloud in irgendeiner Form beschäftigen - zwischen den Zeilen schwang dabei deutlich mit, dass Microsoft an dieser Stelle aber eigentlich 100 Prozent erwartet. Eine Produktankündigung hatte das Management dann doch noch parat: Ballmer zufolge soll im Frühjahr 2012 die erste Cloud-Version der ERP-Linie Dynamics auf den Markt kommen.
Deutsches Lager feiert mit
Auch das mitgereiste deutsche Management, das neben der mittlerweile traditonell festen Größe von rund 350 Partnern aus dem Bundesgebiet vor Ort ist, hält sich noch mit Partnernews zurück. Der Blick auf das vergangene Jahr scheint auch zu verlockend: Wie Senior Direktor Mittelstand & Partner bei Microsoft Deutschland, Martin Berchtenbreiter berichtet, konnte Microsoft im zurückliegenden Geschäftsjahr das Partnergeschäft im Bundesgebiet um fast ein Drittel steigern.
"Nach 31.500 Partnern vor einem Jahr ist das Microsoft Partner Network in Deutschland mittlerweile deutlich auf mehr als 37.000 Unternehmen gewachsen. Bei diesem Erfolg spielen auch die neuen Geschäftsoptionen via Clound eine zentrale Rolle, darunter CRM Online, Windows Intune, Windows Azure und SQL Azure. Die im vergangenen Jahr angekündigten und bereits laufenden Investitionen in den Channel von mehr als 20 Millionen Euro machen sich bereits jetzt bezahlt”, so der Manager.
Nachholbedarf sieht Berchtenbreiter noch in den Bereichen Unified Communications, Virtualisierung und Systems Management. Bis hier die News kommen, können die deutschen Teilnehmer neben den Sessions und der großen Austellungshalle ja auch ein bißchen die kalifornische Sonne genießen. Denn das ist hier anders als auf den Channelveranstaltungen so mancher Wettbewerber: Eine Wolke vermiest hier niemanden die Laune. (aro)