Microsoft kümmert sich um "Unified Communications"

26.06.2006
Microsofts Dominanz auf dem Desktop soll nun auch die im IP-basierenden Telefonbereich folgen. "Dieses Segment ist nun reif dafür", erklärte Jeff Raikes, Chef der Business-Sparte des Konzerns,

Microsofts Dominanz auf dem Desktop soll nun auch die im IP-basierenden Telefonbereich folgen. "Dieses Segment ist nun reif dafür", erklärte Jeff Raikes, Chef der Business-Sparte des Konzerns, auf einem Strategietreffen in San Francisco und präsentierte die Roadmap und das Partnernetzwerk für "Unified Communications"..

Geht es nach dem Willen des Software-Riesens und seiner Verbündeten Siemens, HP und Motorola, soll ab 2007 Unternehmens-Hardware und Software in den Markt gebracht werden, mit der Nutzer des "Office System" über Instant Messaging, Mobil- und Festnetztelefon, Audio-, Video- und Web-Konferenzen und Internettelefon kommunizieren können.

Laut Raikes rechnet sich Microsoft nicht zuletzt deshalb gute Chancen in diesem Milliardenmarkt aus, da bisherige Lösungen oft Stückwerk seien, inkompatibel und nicht eingebunden seien in Unternehmensprozesse.

Der Beitrag aus Redmond werde sein, unter der Dachmarke "Office System" - diverse Produkte für "Unified Communications" zu offerieren.

So soll der Exchange Server 2007, geplant für Ende 2006 oder Anfang 2007, Unified-Communication-Funktionen enthalten; der Speech Server 2007 soll Ende dieses Jahres auf den Markt kommen, und im zweiten Quartal 2007 sollen Communications Server 2007 (der bisherige "Live Communications Server" (LCS)), Communicator 2007, Live Meeting, Office Communicator phone experience und das hauseigene Videokonferenzkamera "RoundTable" folgen. Auf der Clientseite wird es die passende Software "Office Communicator 2007" mit einem VoIP-Softphone inklusive Präsenzanzeige und Web-Kommunikations- und Video-Funktionalität und Sprach geben.

Partner Motorola soll (Mobil-)Telefone mit Microsoft-Software ausrüsten, Siemens seinen Softswitch "HiPath 8000" mit Microsofts Lösungen integrieren und Hewlett-Packard seine Exchange-Dienstleistungen in Richtung Unified Communications ausbauen. Diverse Hersteller von Bürotelefonen (darunter Polycom, LG-Nortel und Thomson Telecom) sollen ihre Telefone mit der passenden Version des "Office Communicator" bestücken. Als weitere Peripherie-Partner für allerlei USB-Geräte. Monitore und Web-Kameras nennt Microsoft GN Netcom, Logitech, Plantronics, Samsung und Tatung.

Wie Microsoft-Partner Cisco und andere Anbieter wie zum Beispiel Avaya, ebenso TK-Ausrüster wie zum Beispiel Nokia/Siemens, Nortel oder Alcatel, diesen Frontalangriff aus Redmond beantworten werden, steht noch dahin. Ein amerikanischer Cisco-Sprecher erklärte, die beiden Unternehmen könnten auf eine lange gemeinsame Erfolgsgeschichte zurückblicken. Charles Giancarlo, Senior Vice President und Chefentwickler bei Cisco, äußerte jedoch laut dem "Wall Street Journal", er erwarte sich "eine Menge Zähnefletschen und Säbelrasseln", falls Microsoft sein Projekt ernsthaft angehen werde. Cisco bietet mit "Cisco Unified Communications" eine komplette Sprach-, Daten- und Video-Infrastruktur an.

Hingegen meinte Bern Elliot, Analyst bei US-Marktforscher Gartner, dass Microsoft "nach einigen Fehlschlägen sich daran macht, einen neuen Weg der Kommunikation zu entwickeln", um Sprach- und Video-Funktionalität in Mainstream-Anwendungen wie Office, CRM oder Mailserver einzubauen. Daraus müssten Konflikte mit Partnern entstehen. Peter O'Kelly, Analyst bei der amerikanischen Unternehmensberatung Burton Group, sagte, diese Ankündigung bedeute "einen klaren Wechsel der Beziehungen Microsofts zu anderen Unternehmen".

Meinung des Redakteurs:

Der auf "Active Directory" und SIP setzende Ansatz, grundlegende Kommunikatiosn-Software zu entwickeln, die von Partnern übernommen werden könnte, um eigene Lösungen zu entwickeln, erscheint nicht neu, sondern altbekannt - es war "Windows" plus nachgereichten "Office", das Microsoft den Weg zum Desktop öffnete, es war das Serversystem "Windows" plus Exchange und SQL-Server und Intel, die für Redmond die Bresche in die Serverphalanx etablierter Anbieter wie IBM, HP oder Sun schlugen, und der Versuch, in Office-Produkte Software wie "Live Meeting" und das Kollaborations-Programm "Groove" einzubauen, liegt nicht lange zurück.

Klar ist: In Sachen Sprache und Video, Kommunikation ist Microsoft; wie Bill Gates schon lange gefordert hat, jetzt aufgewacht. Spätestens als es Anfang des Jahres seine Abteilungen "Real-Time Communications" und Exchange zum Unified Communications-Bereich zusammenlegte und zuletzt ankündigte, die Forschungsgelder für das laufende Geschäftsjahr um zusätzlich zwei Milliarden Dollar aufzustocken, signalisierte es die zentrale Bedeutung des Themas Kommunikation.

Wer die heutige Ankündigung nicht ernst nimmt, irrt: Microsoft hat in seinem Ausblick auf das laufende . (wl)