Unternehmen jeder Größe können die von Microsoft gehostete Software nutzen. Das gab der Konzern zu Beginn der CeBIT bekannt. Partner sollen diese online zur Verfügung gestellten Lösungen vertreiben. Auf diesen Kanal setzt Microsoft insbesondere bei der Ansprache von kleineren und mittelständischen Kunden.
"Die meisten unserer Partner wollen ja gar nicht selbst hosten", argumentiert Microsofts Mittelstandschef Robert Helgerth. Deswegen glaubt er, dass mittelständische Partner ihren Kunden mit der von Microsoft bereitgestellten Software einen Mehrwert bieten. Aber auch selbst hostende Partner oder ISVs könnten Microsofts Online-Dienste mit ihren eigenen Angeboten zusammenschnüren. Auf diese Weise würden sie die Kundennachfrage nach flexibler und günstiger Software besser beantworten, heißt es aus Redmond. Außerdem möchte Microsoft mit den neuen Diensten neue Kunden ansprechen.
Derzeit testet der Hersteller die online bereitgestellten Softwarepakete SharePoint, Exchange und Office Communications in den USA. Bereits im Produktiveinsatz befinden sich die Office Live und Exchange Hosted Services. In Deutschland sollen die neuen Online-Dienste in der ersten Jahreshälfte 2009 verfügbar sein. So stehen derzeit auch noch keine Preise oder Serviceumfänge fest, Näheres wird man wohl erst im Juli dieses Jahres erfahren – auf der weltweiten Microsoft-Partnerkonferenz in Houston/Texas, USA.
So viel steht aber schon heute fest: Microsoft-Partner werden, außer der Provision zusätzliche Erlöse aus Beratungsleistungen realisieren können. Allerdings werden diese wohl geringer ausfallen als bei vergleichbaren Projekten mit fest bei Kunden installierter Software, auch "on premise" genannt.
Das wollte auch Helgerth im Gespräch mit ChannelPartner nicht abstreiten, nur so viel: "Wir haben das so durchkalkuliert, dass am Ende für den Partner das Gleiche herauskommt." Das heißt im Klartext, dass bei den Online-Projekten sowohl der Aufwand als auch der damit verbundene Umsatz sinken. "Das Ganze ist im Grunde genommen ein Produkt, das der Partner bei uns bestellen und vertreiben kann", erklärt der Mittelstandschef. Der Anpassungsbedarf beim Kunden wird geringer, das Projekt kann schneller abgeschlossen werden.
So wird Microsoft die Software selbst hosten – in Europa erstmals in Großbritannien in einem eigenen Rechenzentrum. Basis all der so angebotenen webbasierten Anwendungen sind die jeweiligen Server-Versionen der Software. So wird der Kunde einzelne Produkte wie E-Mail oder Kalender in Anspruch nehmen können, aber auch die komplette SharePoint- oder Communications-Suite. Er kann das Ganze über eine webbasierte Oberfläche testen, bestellen und nutzen, neue Anwendungen hinzufügen und nicht mehr benötigte Applikationen entfernen. Auch die Anlage von neuen Nutzern soll einfacher vonstatten gehen als bei herkömmlicher lokal installierter Software. Selbstredend kann der Systemadministrator jederzeit die Qualität der von Microsoft gelieferten Services überprüfen.
Dennoch, auch der Partner kann von Microsofts neuem Angebot profitieren: Etwa indem er den konkreten Bedarf des Kunden analysiert und für ihn ein neues Konzept der Softwarenutzung erarbeitet. Dabei könnte beispielsweise eine Kombination aus lokal installierter Software und Online-Services herauskommen. Die Integration mit vorhandenen Systemen obläge hier dem Partner. Er könnte auch die Mitarbeiter seines Kunden schulen, sodass sie künftig die online bereitgestellte Software selbst zu konfigurieren in der Lage sind.
Meinung des Redakteurs
Nun ist es heraus: Spätestens Mitte 2009 wird Microsoft auch in Deutschland als Hoster auftreten. Für viele Partner ist dies ein Paradigmenwechsel. Doch sie haben nun Zeit, sich auf das neue Software-Vertriebskonzept einzustellen. Welche Geschäftsmodelle sich dabei als lukrativ erweisen werden, bleibt allerdings unklar. (rw)