Unternehmen, die Microsoft-Server-Produkte kaufen, sind häufig nicht darüber informiert, wann welche Benutzerlizenzen notwendig sind. Es gibt viele Irrtümer und falsche Informationen hinsichtlich der Lizenzierung von Microsoft-Produkten.
In diesem Beitrag wollen wir den Sachverhalt untersuchen und darüber aufklären, wann Sie welche Lizenzen benötigen. Mit der Einführung der Serverprodukte System Center 2012/2012 R2, SQL Server 2012/2014 und Windows Server 2012 R2 hat Microsoft seine Lizenzierungspolitik teils deutlich geändert.
Windows Server 2012 R2 richtig lizenzieren
Auf Servern mit Windows Server 2012 R2 Standard dürfen Unternehmen zum Beispiel zwei virtuelle Server pro Lizenz installieren. Sollen auf einem Hyper-V-Host mehr virtuelle Server im Einsatz sein, sind mehrere Lizenzen für die Standard-Edition notwendig oder eben eine Data-Center-Lizenz. Die Data-Center-Edition erlaubt den Betrieb unbegrenzt vieler virtueller Server auf einem Host. Beide Editionen decken außerdem immer nur zwei Prozessoren des Hosts ab.
Die erforderliche Mindestanzahl von Betriebssystemlizenzen für jeden Server wird durch die Anzahl der physischen Prozessoren des Hosts sowie die Anzahl an virtueller Servern bestimmt, die Sie auf dem Hyper-V-Host installieren. Setzen Unternehmen also Server mit mehreren Prozessoren ein, ist pro Prozessorpaar (nicht Kern) eine Lizenz notwendig, egal welche Edition im Einsatz ist.
Häufig lohnt sich die Anschaffung der Data-Center-Edition dann, wenn Sie auf einem Server mit zwei Prozessoren mehr als 14 virtuelle Server betreiben. Die Data-Center-Edition kostet laut Microsoft 6.155 US-Dollar, die Standard-Edition 882 Dollar. Diese Rechnung muss natürlich jedes Unternehmen für seine individuelle Situation anstellen.
Zusätzlich zu den Editionen Standard und Data Center gibt es für Windows Server 2012 R2 die Editionen Essentials und Foundation. Windows Server 2012 R2 Essentials erlaubt die Anbindung von bis zu 25 Benutzern; dafür sind keine Benutzerlizenzen (Client Access Licences, CALs) notwendig. Setzen Unternehmen Windows Server 2012 R2 Foundation ein, darf im Server nur ein Prozessor verbaut sein. An Windows Server 2012 R2 Foundation dürfen Sie bis zu 15 Benutzer anbinden, ohne dafür CALs kaufen zu müssen.
Für die Editionen Standard und Data Center benötigen Sie Client-Zugriffs-Lizenzen (CALs). Dies können Sie in Windows Server 2012 R2 auf Basis von Benutzern oder pro Gerät erwerben. In Windows Server 2012 R2 dürfen Anwender auch mit Windows-Server-2012-CALs zugreifen. Das gilt ebenso für Serverdienste wie Rechteverwaltung und die Remotedesktop-Dienste. Wenn Sie also von Windows Server 2012 zu Windows Server 2012 R2 lizenzieren, brauchen Sie neue Serverlizenzen, aber keine neuen Benutzerlizenzen. Das gilt allerdings nicht, wenn Sie auf Windows Server 2008/2008 R2 setzen. Wenn Sie hier zu Windows Server 2012 R2 wechseln, benötigen Sie neue Benutzerlizenzen; das gilt natürlich auch beim Wechsel zu Windows Server 2012."
Client-Zugriffs-Lizenzen verstehen
In Windows Server 2012 R2 gibt es weiterhin Gerätelizenzen oder Benutzerlizenzen. Sie können die verschiedenen Lizenzen miteinander mischen. Es ist jedoch nicht erlaubt die einzeln erhältlichen Lizenzpakete in Geräte- und Benutzerlizenzen aufzusplitten. Das heißt: Sie dürfen ein Fünferpaket Gerätelizenzen und ein Fünferpaket Benutzerlizenzen für einen Server kaufen und lizenzieren. Es ist aber nicht erlaubt, diese Pakete aufzuteilen und zum Beispiel als Zweier-Gerätelizenz und Achter-Benutzerlizenz zu verwenden.
Wenn Sie mit Geräte-CALs lizenzieren, müssen Sie für jedes Gerät, das auf diesen Server zugreift, eine Lizenz kaufen, unabhängig davon, wie viele Benutzer an diesem PC arbeiten. Wenn Sie zum Beispiel im Schichtbetrieb arbeiten und an unterschiedlichen Zeiten verschiedene Benutzerrechner verwenden, benötigen Sie für diese PCs nur jeweils eine Geräte-CAL. Im umgekehrten Fall, wenn also ein Benutzer mit mehreren PCs, Notebooks oder Smartphones auf den Server zugreift, brauchen Sie für diesen Benutzer mehrere Geräte-CALs, da er mit mehreren PCs auf den Server zugreift. Alternativ können Sie eine Benutzer-CAL kaufen.
Jeder Benutzer mit einer Benutzer-CAL kann an beliebig vielen PCs eine Verbindung mit einem Server aufbauen. Die CALs müssen eindeutig zugewiesen sein. Sie können daher nicht nur so viele CALs kaufen, wie gleichzeitig Benutzer arbeiten, sondern müssen die Gesamtzahl Ihrer Arbeitsstationen, Smartphones und sonstigen Geräte lizenzieren, wenn Sie Gerätelizenzen kaufen.
Bei Benutzerlizenzen müssen diese genau der Anzahl der Benutzer zugewiesen werden, die insgesamt mit dem Server arbeiten. Es ist nicht erlaubt, auf einem Server Lizenzen von Standard und Data Center zu mischen. Sie dürfen eine Lizenz auch nicht auf mehrere Server aufteilen, zum Beispiel eine Lizenz auf zwei Server mit einzelnen Prozessoren.
Beispiele für die Microsoft-Lizenzierung
Hierzu ein Beispiel: In Ihrem Unternehmen sind 100 Mitarbeiter beschäftigt, von denen jedoch lediglich 63 mit PCs am Server arbeiten. Wenn Sie Geräte-CALs kaufen, wird jede gekaufte Lizenz einem bestimmten PC zugeordnet. Mit diesen PCs können sich jetzt beliebig viele Mitarbeiter mit dem Server verbinden, wenn sich diese zum Beispiel PCs im Schichtbetrieb teilen. Wenn neue PCs hinzukommen, müssen Sie für diese PCs weitere Gerätelizenzen kaufen.
Ein weiteres Beispiel: In einer IT-Firma sind 40 Mitarbeiter beschäftigt. 25 davon arbeiten mit der Windows-Domäne; jeder hat einen PC und ein Notebook, mit denen er am Server arbeitet. Obwohl in diesem Unternehmen nur 40 Mitarbeiter beschäftigt sind, verbinden sich 50 PCs mit dem Server. Es müssen daher 50 Gerätelizenzen erworben werden. Wenn das Unternehmen seine Lizenzen jedoch als Benutzerlizenz erwirbt, werden lediglich 25 Lizenzen benötigt, da nur 25 Benutzer mit dem Server arbeiten.
CAL-Suites und externe Benutzer - im Paket lizenzieren
Für einige Produkte bietet Microsoft auch Pakete an. Das erleichtert die Lizenzierung teilweise deutlich. Die CAL Suites bündeln Benutzerlizenzen. Wollen Sie also im Unternehmen korrekt lizenzieren, kann der Einsatz von CAL Suites einiges an Kosten einsparen.
Lizenzierungsspezialisten müssen häufig die gleiche Frage beantworten: "Ich habe Szenario X, Y oder Z. Brauche ich eine CAL?" Grundsätzlich gilt: Serversoftware, die über Server lizenziert ist und ein CAL-Lizenzmodell verwendet, benötigt zunächst immer eine Serverlizenz. Diese wird pro Instanz, Prozessor oder Produkt ausgestellt. Außerdem werden Client-Zugriffs-Lizenzen für Benutzer und/oder Geräte benötigt, um die Serversoftware nutzen zu dürfen.
Externe Benutzer, also Anwender, die nicht im Unternehmen angestellt sind und von außerhalb auf den Unternehmensserver zugreifen, können entweder mit einer CAL oder einer speziellen External-Users-Lizenz arbeiten. In manchen Serverlizenzen, zum Beispiel Exchange 2013, Lync 2013 und SharePoint 2013, sind externe Benutzerlizenzen Bestandteil der Serverlizenz. Das heißt, für diese Benutzer benötigen Sie keine CALs.
Remotedesktop-CALs korrekt einsetzen
Wenn Ihre Benutzer direkt mit einem Remotedesktop-Sitzungs-Hosts, auch Terminalserver genannt, arbeiten, benötigen diese eine CAL. Auch wenn ein Produkt eines Drittherstellers genutzt wird, um auf den Server zuzugreifen, zum Beispiel Citrix, benötigen Ihre Anwender eine CAL.
Setzen Sie im Unternehmen eine Virtual-Desktop-Infrastructure (VDI)-Umgebung ein, benötigen Ihre Anwendungen dann eine RDS-CAL, wenn irgendeine RDS-Technologie im Einsatz ist, also Remote Desktop Web Access, Remote Desktop Gateway, Remote Desktop Connection Broker, Remote Desktop Session Host oder Remote Desktop Virtualization Host.
Drucker, Anwendungsserver und Linux lizenzieren
Viele Unternehmen fragen sich, ob Multifunktionsdrucker, die mit einem Windows-Druckserver verbunden sind, auch Benutzerlizenzen erfordern. Das ist der Fall. Denn der Drucker kommuniziert mit dem Server, erstellt Jobs, benötigt eine IP-Adresse und interagiert mit der Serversoftware. Daher ist die Lizenzierung auch für Drucker erforderlich. Wenn also der Drucker auf irgendeine Art und Weise mit dem Server kommuniziert und Serversoftware nutzt, zum Beispiel zum Versenden von gescannten Dokumenten per E-Mail, braucht er eine CAL.
Haben allerdings die Benutzer, die mit dem Drucker kommunizieren, eine CAL, und kommuniziert der Drucker durch einen Auftrag des Anwenders mit dem Server, ist dieser Datenverkehr durch die CAL des Anwenders abgedeckt. Wenn nicht, braucht der Drucker eine eigene Geräte-CAL. Das gilt auch für servergestützte Scanner, Fax-Geräte und andere Netzwerkgeräte, die mit Windows-Servern arbeiten. Geräte, die nicht mit Windows-Servern kommunizieren, benötigen keine CAL.
Windows-Server, die untereinander kommunizieren, benötigen ebenfalls keine CAL. Wenn Sie aber einen Anwendungsserver einsetzen, der wiederum eine SQL-Datenbank auf einem SQL-Server benötigt, müssen Sie für jeden Benutzer, der die Anwendung nutzt, eine CAL für den SQL-Server erwerben. Das gilt auch dann, wenn die Anwender nur mit der entsprechenden Applikation arbeiten und nicht mit dem SQL-Server selbst. Auch wenn ein Linux-Server die Authentifizierung eines Domänencontrollers nutzt, müssen Sie die User, die diese Authentifizierung nutzen, mit CALs lizenzieren.
Webserver richtigen lizenzieren
Setzen Sie Windows Server 2012 R2 mit Web Workloads ein, also Webanwendungen, die im Internet zur Verfügung gestellt werden, ohne sich anmelden zu müssen, benötigen Sie keine CALs für Anwender. Dabei muss es sich um Webanwendungen handeln, die im Internet, also außerhalb des Netzwerks, verfügbar sind. Nur Webdienste, POP3 und der öffentliche Datenverkehr sind davon abgedeckt. Sobald sich aber interne Benutzer am Webserver an einem Windows-Server-Dienst anmelden, wird eine CAL benötigt, auch wenn diese Anwender über das Internet zugreifen.
Aber auch wenn sich externe Anwender aus dem Internet am Server anmelden, benötigen diese eine CAL oder eine externe Lizenz. Das ist zum Beispiel dann der Fall, wenn Sie einen Webshop betreiben und sich die Anwender an diesem anmelden müssen. Sobald ein Benutzer individuell an einem Windows-Server angemeldet ist, auf welchem Weg auch immer, muss dieser lizenziert sein.
Gültigkeitsbereich von CALs
CALs dürfen nur im eigenen Unternehmen verwendet werden. Es ist nicht gestattet, dass sich Anwender mit ihren CALs, zum Beispiel bei anderen Unternehmen, lizenzieren können. CALs für Firma A sind nur für Firma A gültig, CALs für Firma B nur für Firma B. Nur wenn es sich um Partnerunternehmen handelt, ist der wechselseitige Zugriff erlaubt. Das gilt auch für Support-Mitarbeiter oder Consultants, die auf Server bei Kunden zugreifen.
Wenn externe Anwender in Ihrem Unternehmen eine IP-Adresse von einem Windows-DHCP-Server im Netzwerk erhalten, benötigen Sie für diese Anwender eine CAL.
Zu einer Serverlizenz gehören immer zwei Benutzer- oder Gerätelizenzen, mit denen sich Administratoren des Servers anmelden dürfen. Für diese benötigen Sie also keine CALs. Diese CALs dürfen aber nur für die Verwaltung des Servers genutzt werden. Wenn Administratoren auch mit der Serversoftware arbeiten, sind CALs notwendig.
Fazit
Wie Sie sehen, ist die Lizenzierung von Microsoft-Umgebungen alles andere als einfach. Generell gilt aber: Jedes Gerät und jeder Anwender, der irgendeinen Serverdienst nutzt, benötigt eine CAL,.
Anwender, die über das Internet anonym auf Webseiten zugreifen, die mit IIS zur Verfügung gestellt werden, benötigen so lange keine CALs, bis sie sich am Server anmelden. Ausführlichere Informationen erhalten Sie in einem Blog-Beitrag von Microsoft-Technet. (mje)