Helmut Reinking, Chefredakteur der Automobilwoche, sieht das naturgemäß anders: Die Nuancen sind sein Thema - und bereitwillig werden sie von erwachsenen Männer diskutiert, wie jüngst bei unserem gemeinsamen Roundtable. Ich wollte an dem netten Abend im Bayerischen Hof keine Spaßbremse sein, aber hier unter uns IT-Fokussierten kann man es ja mal sagen: Die Unterschiede zwischen Mercedes, BMW und VW sind genauso schnuppe wie die zwischen einem Dell- und einem HP-Computer. Es ist egal, wie schön oder schnell ein Rechner rechnet. Solange die Kisten anständig laufen, spielt es überhaupt keine Rolle, wer bei Tempo 250 MB pro Sekunde eventuell eine bessere Performance hinlegen könnte. Die (Daten-) Autobahnen geben das eh nicht her.
Viel wichtiger ist bei Rechnern - wie bei Autos - welche Services sie "enablen". Marketing-Profis aus der Automobilbranche würden dieses dämliche Wort nie in den Mund nehmen. Für sie ist Autofahren Selbstzweck - da kann die IT wirklich noch etwas lernen. Und doch trifft es "Enabling" am besten. Wie können wir es den Menschen einfacher machen, ihre Ziele zu erreichen?
Erstaunlicherweise hat die Autobranche hier wenig zu bieten. Sie ist gut in Prozessen, vorbildlich auch im Marketing. Aber welche Dienste stellt sie Kunden bereit, die nicht nur von A nach B kommen wollen, sondern die dabei auch noch online gehen möchten? Da das pilotierte Fahren noch nicht so weit ist, geben die Digital Natives ihre eigene Antwort darauf: Sie investieren ihr Taschengeld lieber in Smartphones als in Führerscheine. Gut so! Sie schränken den Individualverkehr ein - und somit den größten ökologischen Schwachsinn, den wir uns leisten.
Genug Auto-Bashing. Wir müssen an dieser Stelle noch Marc Lampe danken. Der neue CIO von Daimler in China hat uns die Chance eröffnet, das neue Motorenwerk in Peking zu besichtigen. Der zweite Jahrgang vom Leadership Excellence Program konnte dort im Rahmen seines Auslandsmoduls bestaunen, wie die Teile für Vier- und Sechszylinder ineinander fließen. Stark! Wie gesagt, bei den Prozessen macht der Autobranche so schnell keiner etwas vor.
Viel Spaß beim Lesen!