Mehrwertsteuer-Erhöhung findet zum Teil jetzt schon statt

16.06.2006 von dpa (Deutsche Presse-Agentur)
Offiziell wird die Mehrwertsteuer erst am 1. Januar 2007 um drei Prozent erhöht. Manche Unternehmen werden ihre Preise wohl schon zuvor anpassen.

Per Gesetz wird die Mehrwertsteuer für Konsumenten zwar erst am 1. Januar 2007 um drei Prozent erhöht. Viele Unternehmen heben die Preise wohl aber bereits gleich nach der Urlaubszeit an. Die Preise werden schon im zweiten Halbjahr 2006 steigen, lautet etwa das Fazit einer Studie der Managementberatung Sempora in Bad Homburg, die 170 Unternehmen aus Industrie und Handel befragt hat.

"Es ist nicht auszuschließen, dass die Preise vorab erhöht werden", sagt auch Marktforscher Rolf Bürkl von der GfK-Gruppe in Nürnberg. Dennoch hätten sich viele Verbraucher mit dem Thema noch gar nicht befasst. Nach einer Studie der GfK hatten sich im April rund 40 Prozent der Befragten noch nicht entschieden, ob sie anstehende Käufe vorziehen wollen. Nur 7 Prozent der deutschen Haushalte hatten mit Blick auf die Mehrwertsteuererhöhung bereits Anschaffungen getätigt.

Weitere 7 Prozent planten "ganz sicher", vor dem Jahreswechsel zu kaufen. An erster Stelle stehen dabei Renovierungen, Möbel, Haushaltsgeräte, Unterhaltungselektronik und ein neues Auto. Im Herbst allerdings könnte es bereits zu spät sein, diese Ausgaben zu tätigen: "Ich gehe davon aus, dass die Preise für große Geräte jetzt schon erhöht werden", sagt Theo Wolsing von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf.

Damit die Hersteller zum Jahreswechsel sagen können, sie hätten die Preise gehalten, wird es sicher zu vorgezogenen Anhebungen kommen, sagt auch Georg Abel von der Verbraucher Initiative in Berlin. "Das zeigt die Erfahrung aus der Euro-Umstellung."

Wolsing rät Verbrauchern, möglichst schnell einzukaufen, wenn sie größere Anschaffungen geplant haben. Und wer schon mit dem Hausbau oder einer Modernisierung begonnen hat - oder zumindest die Planung vollzogen hat -, sollte möglichst viele Rechnungen noch in diesem Jahr begleichen.

Dabei sind nach Worten von Wolsing auch Teilzahlungen bis Ende des Jahres möglich: Und bei Zahlungen vor dem Jahreswechsel sei klar, dass der niedrigere Steuersatz anfällt. Bei der Schlussrechnung sei darauf zu achten, dass je nach dem Zeitpunkt, zu dem die Leistung erbracht wurde, der richtige Steuersatz vom Kunden verlangt wird.

Bei Anschaffungen wie Autos oder Computern rät Wolsing, die Lieferfristen zu beachten und gegebenenfalls auf das Kaufdatum zu pochen: "Auch wenn das Auto erst im Februar geliefert wird, muss der Steuersatz vom Kaufdatum im Oktober gelten."

Neben dem Preis sollten Besonderheiten beim Anschaffungstermin beachtet werden. So verspricht der Handel laut dem Branchenverband HDE in Berlin für die Zeit nach der Sommerpause etwa verstärkte Rabattaktionen.

Und eine Besonderheit stellen wohl auch Unterhaltungsgeräte wie Flachbildfernseher und DVD-Festplattenrekorder dar. Hier kann es sich lohnen, mit dem Kauf noch zu warten, sagt Wolsing: "Da gleicht der Verfall der Preise die Mehrwertsteuererhöhung möglicherweise wieder aus." (pcwelt/cm)