Die Zeiten in denen Speicherplatz allein deshalb ein Problem darstellte, weil nicht genügend Festplatten in der entsprechenden Kapazität zur Verfügung standen oder Platten im Terabyte-Bereich unbezahlbar waren, sind definitiv Vergangenheit: Speicherplatz ist billig und reichlich vorhanden. Zwar sind Cloud-Speicher allgegenwärtig und gerade auf sie trifft die Aussage vom "unendlichen Speicherplatz" am besten zu - dennoch ziehen es viele Anwender gerade in kleineren und mittleren Betrieben aber auch engagierte Heimanwender vor, ihre Daten lokal zu speichern.
Nicht zuletzt dadurch haben NAS-Systeme (Network Attached Storage) eine gewisse Omnipräsenz erreicht und sind nahezu überall im Einsatz. Gerade in den letzten Jahren haben sich diese Geräte zudem vom simplen Datenspeicher im Netzwerk hin zu einem Allround-Gerät für eine ganze Reihe von Einsatzszenarien gewandelt. Diese Vielffalt liegt zumeist in der Software begründet, so dass die NAS-Systemen mit umfangreichen Funktionen aufwarten. Wir haben uns auf dem Markt umgeschaut und zeigen welche grundsätzlichen Fähigkeiten Sie heute von einer NAS erwarten sollten und stellen eine Auswahl der Features vor, die Ihnen die verschiedenen Hersteller noch bieten können.
Standard-Features für ein NAS-System
Grundsätzlich ist eine NAS ein sehr einfaches Gerät: Sie besteht aus einem Gehäuse, in dem eine oder auch mehrere Festplatten stecken, sowie einem Prozessor, eine oder auch mehrere Netzwerkschnittstellen und natürlich einem Betriebssystem, das die Funktionen des Speichersystems im Netzwerk bereitstellt. Ein aktuelles NAS-System sollte ein paar grundsätzliche Features und Fähigkeiten aufweisen. Wir zählen dazu auf jedem Fall:
Die Möglichkeit, Daten sicher mittels SSL-Verschlüsselung anzubieten. Das gilt vor allen Dingen dann, wenn der Zugriff auch von außerhalb des eigenen Netzwerks erfolgen soll.
Eine übersichtliche und leicht zu bedienende Oberfläche: Hier hat sich glücklicherweise in den letzten Jahren viel getan und die von uns betrachteten Systeme boten alle eine übersichtliche Oberfläche für die essentiellen Einstellungen des Systems.
Unterstützung für Anbindung via iSCSI: Ein Feature, das in der Zwischenzeit bei fast allen Mittelklasse-Systemen zu finden ist.
Unterstützung "traditioneller Protokolle" wie FTP und NFS.
Ein gutes Power-Management: Können Festplatten und NAS beispielsweise für bestimmte Zeiten "schlafen gelegt" werden? Gibt es Wake-On-LAN Features? Werden externe USVs unterstützt?
Eine umfangreiche Backup-Unterstützung durch die Software der NAS: Im Idealfall können sowohl die Workstations automatisch auf die NAS replizieren als auch die NAS im Verbund mit einer anderen NAS und/oder Cloud-Speicher entsprechende Sicherungen automatisch fahren.
Multimedia und mehr
Ein NAS-System ist bereits vom Konzept her der ideale Speicherort für Multimedia-Dateien aller Art: Ganz gleich ob es sich um Audio- oder Video-Dateien sowie Fotos handelt, sie können zentral abgelegt werden und die Nutzer können diese Bilder und Töne mittels Browser oder auch über Geräte wie den Fernseher oder ein Radio mit Netzwerkanschluss nutzen. So bieten alle Hersteller von Mittelklasse-Systemen, wie beispielsweise QNAP, Netgear, Synology oder auch Buffalo und Seagate ihren Anwendern die Möglichkeit, mit Hilfe der NAS-Systeme Fotos, Videos und Musik-Dateien im Netz bereitzustellen. Natürlich hatten "Bastler" unter den Anwendern schon früher die Möglichkeit, sich selbst beispielsweise einen Twonky Media-Server auf dem Linux-System ihrer NAS zu installieren, was aber immer Aufwand und eine gehörige Portion Fachkenntnis erforderte.
Eine Zeit lang haben die Anbieter mit eher wechselndem Erfolg versucht, die Media-Server direkt in die Betriebssysteme der NAS-Geräte mit hinein zu bringen. Fast alle Systeme, deren Software wir uns im Rahmen dieser Recherche näher angesehen haben, lösen diese Probleme heute mittels Apps. Sie stellen zumeist in einem eigenen App-Store entsprechende Anwendungen bereit, die der Nutzer dann auf seine NAS herunterladen kann. Bei allen Herstellern fanden wir zumeist mehrere Apps, die der jeweiligen NAS Multimedia-Features zur Verfügung stellen. Einige Hersteller liefern ihre Geräte dabei bereits mit vorinstallierten Apps beispielsweise für Fotos und Videos aus, während andere wie Netgear bei der ReadyNAS, die uns zu Testzwecken zur Verfügung stand, zunächst ganz darauf verzichten - der Nutzer oder im Unternehmensumfeld besser der Administrator kann dann entscheiden, was sinnvoller Weise auf dem jeweiligem NAS-System laufen soll.
Neben den Vorteilen, die dieses System der Apps sicher bietet, sollten Anwender aber immer auch die Einschränkungen im Hinterkopf halten: Genau wie bei den unterschiedlichen Betriebssystemen für die Smartphones, sind sie bis zu einem gewissen Grad an den Anbieter und dessen App-Store gebunden. Sicher ist es bei vielen NAS-Systemen möglich auch andere Apps zu installieren - so finden sich in den App-Store einiger Hersteller auch genug Apps, die eher unzureichend oder überhaupt nicht an die jeweilige NAS angepasst sind.
Fazit: Wer sich heute eine NAS zulegt, ganz gleich ob es sich dabei um ein Mittelklassemodell oder auch ein einfacheres kleineres Modell handelt, kann sicher sein, dass er dieses System auch als Foto-, Musik- und Video-Server im eigenen Netz oder auch extern über die Cloud nutzen kann. Wie gut sich die jeweilige App bedienen und verwenden lässt, ist nach unserer Erfahrung durchaus unterschiedlich. Da ist es gut, dass die meisten Anbieter mehrere Apps für Foto und Video anbieten. Auch für die Einbindung von iTunes stellen alle Anbieter, die wir uns angeschaut haben, eine App zur Verfügung.
Cloud-Verbindung und Virtualisierung
Ein kurzer Blick auf den Seiten der Anbieter der verschiedensten NAS-Systeme zeigt, dass es zwei aktuelle Themen gibt, die alle Hersteller für sehr wichtig erachten: Da sind zunächst einmal die vielfältigen Möglichkeiten, die eigenen NAS-Systeme auf den unterschiedlichsten Wegen mit der Cloud zu verbinden: Viele Hersteller wie beispielsweise Netgear bieten einen eigenen Online-Dienst (hier unter dem Namen ReadyCloud) an, der es den Anwendern ermöglicht, von jedem beliebigen Standort aus mittels einer Internet-Verbindung auf ihre NAS-Geräte zugreifen und diese zu verwalten. Dabei soll dann auch die Sicherheit des Zugriffs und der Datenübertragung gewahrt werden.
Weiterhin bieten die meisten Hersteller von NAS-Systemen die Möglichkeit, die NAS und deren Daten mit öffentlichen Speicherplatz in der Cloud zu synchronisieren und so auch entsprechende Backups durchzuführen. Synology nennt diesen Dienst beispielsweise Cloud Sync und stellt ihn für die eigenen NAS-Systeme als App bereit. Damit können Nutzer dann beispielsweise ihre NAS-Daten mit Dropbox, OneDrive von Microsoft, Google Drive oder auch mit Amazon AWS synchronisieren. Eine Installation der entsprechenden Programme auf den Client-Workstations im Netzwerk kann entfallen, da dies dann ebenfalls über die NAS zentral geregelt wird.
Ganz aktuell sind auch die verschiedenen Möglichkeiten, die von den Herstellern zur Unterstützung von Virtualisierungslösungen angeboten werden. So stellt QNAP mit dem NAS-Betriebssystem QTS 4.1 eine Software mit der Bezeichnung "Virtualization Station" zur Verfügung. Dabei handelt es sich nach Angaben des Herstellers um einen Hypervisor, der unter diesem Betriebssystem auf einer sogenannten "Turbo NAS" gehostet betrieben werden kann. Administratoren sind damit in der Lage, virtuelle Maschinen (VMs) auf diesem System zu installieren und zu betreiben. Auf diese Weise steht der IT ein Weg offen, Betriebssysteme wie auch Anwendungen direkt auf der NAS zu betreiben, die dort sonst nicht lauffähig wären. Als weiteren Vorteil führt der Herstellen auf, dass die virtuelle Maschinen in der "Virtualization Station" direkt auf die Daten auf dem Turbo NAS zugreifen können, wodurch eine sichere Datenübertragung und bessere Ausnutzung der Bandbreiten möglich sind, da die Daten nicht über physikalische Netzwerkkabel übertragen werden müssen. Auch andere Hersteller arbeiten an solchen Lösungen, wobei viele der Hersteller- wie auch QNAP - eine spezielle Möglichkeit anbieten, Docker-Container mit den in ihnen virtualisierten und "verpackten" Anwendungen auf den NAS-Systemen zu betreiben.
Fazit: Wer heute ein NAS-System für den professionellen Einsatz anschafft, wird bei allen Systemen die unterschiedlichsten Möglichkeiten finden, seine NAS und damit seine Daten mit Cloud-Speichern aller Art zu verbinden. Für Anwender, die bereits große Teile ihrer IT-Infrastruktur virtualisiert betreiben, lohnt es sich zudem auf jedem Fall, einen Blick auf die neuen Fähigkeit der diversen NAS-Systeme zu werfen, mit denen auf ihnen auch virtuelle Maschinen und Container realisiert werden können.
Was es sonst noch gibt…
Die Liste der zusätzlichen Features, die von den verschiedenen NAS-Herstellern nach und nach in ihre Betriebssysteme integriert werden, lässt sich noch sehr lange fortsetzen und wird auch in der nahen Zukunft sicher weiter anwachsen. Das reicht von zusätzlichen Anwendungen wie einem Editor, der bei Synology mitgeliefert wird über eine eigene Suchmaschine namens Qsirch bei QNAP, mit deren Hilfe Nutzer die riesigen Datenmenge auf ihrem NAS-Speicher im Stil der Google-Suchmaschine durchforsten können, bis hin zum amerikanischen Anbieter Drobo, der mit seiner "Beyond-Raid-Technik" seine NAS-Systeme mit einer alternativen Lösung ausstattet. Diese verspricht, unter anderem Laufwerksausfälle noch besser handhaben zu können, als das mit traditioneller RAID-Technik möglich ist.