Nicht nur in wirtschaftlich schwächeren Zeiten, sondern permanent - zur Erhöhung der Unternehmensrendite - ist im Unternehmen eine Fahndung nach Sparpotenzial gefragt. Da steht selbstverständlich auch das Marketing im Fokus. Leider wird in den meisten Fällen mit der Gießkanne in allen Bereichen eine einheitliche prozentuale Kürzung der einzelnen Budgetteile vorgenommen. Dabei liegen die Nachteile bei dieser Vorgehensweise auf der Hand: Die dem Etat zu Grunde liegenden Marketingziele können damit nicht mehr erreicht werden und somit werden Ausgaben für die Markenführung ineffizient. Ist es denn daher nicht sinnvoller, die bestehenden Maßnahmen und Dienstleistungen auf deren Effizienz zu überprüfen?
Die Liste von Dienstleistern reicht von vielerlei Kommunikationsagenturen (Klassik, Dialog, Online, Presse, etc.) bis hin zu Datenerfassungsunternehmen. Oftmals lassen sich große Teile des Marketingbudgets ohne Qualitätsverlust einsparen. Einen wesentlichen Beitrag hierzu leistet beispielsweise ein Scoring der Lieferanten-Services. Gerade historisch gewachsene Beziehungen zu externen Dienstleistern unterliegen keinem echten Kosten- oder Qualitätscontrolling, da eine langjährige Zusammenarbeit nur selten hinsichtlich der Qualität der erbrachten Leistung oder auch dem Preis-Leistungs-Verhältnis hinterfragt wird. Ziel einer Optimierung des Marketingbudgets muss es deshalb sein: Erhöhung der Dienstleistungsqualität bei gleichzeitig sinkenden Kosten. Allerdings setzen derartige Budgetoptimierungen fundierte Marken- und Marketingkenntnisse voraus.
Bewertungsmodell zur Steigerung der Marketingeffizienz
Grundlage für das Bewertungsmodell sind folgende 7 Schritte, die am sinnvollsten zusammen mit einem Experten geplant und durchgeführt werden:
- Anpassung an das vorhandene Bewertungsmodell durch kundenindividuelle Erfordernisse
- Identifikation und Bewertung von Einsparungshebeln im gesamten Prozess des Dienstleistungsmanagements
- Bewertung der Agenturen und der Dienstleister bei der Zusammenarbeit mit den internen Agenturverantwortlichen und beteiligten Schnittstellen
- Identifikation überteuerter oder qualitativ schwachen Lieferanten
- Anonymisierung der angebotenen Leistungen beziehungsweise deren Neuausschreibung
- Bewertung der im Rahmen der Ausschreibung eingegangen Angebote
- Planung und Umsetzung von Angebot-Pitches
- Auswahl der neuen Agenturen und Dienstleister
Realisierung des Einsparpotenzials
Die Zusammenarbeit mit dem Berater kann provisionsabhängig vereinbart werden. Auf diese Weise kann der Prozess für das Unternehmen risikofrei umgesetzt werden. Im ersten Schritt werden Workshops und Einzelgespräche mit allen Mitarbeitern der Fachabteilungen durchgeführt. Diese dienen dazu, die Mitarbeiter für ein höheres Qualitätsempfinden zu sensibilisieren. Auf dieser Basis erfolgt im nächsten Schritt die Anpassung des bewährten Agentur-Scoringmodells an die individuellen Bedürfnisse des beteiligten Unternehmens. Dabei werden die externen Dienstleister in einem umfassenden Agenturprofil erfasst. Dieser Agentursteckbrief umfasst alle relevanten Informationen über den Dienstleister, wie beispielsweise das Leistungsportfolio, Preisklassifikationen oder nachweisbare Branchenkompetenzen.
Je nach Größe der Unternehmensbereiche können die Agenturen durch die Projektmanager im Rahmen von individuellen Einzelgesprächen oder durch ein automatisiertes Online-Erfassungstool bewertet werden. Die Ergebnisse fließen in einen Agentursteckbrief ein, der alle relevanten Informationen über den Dienstleister enthält. Im Anschluss daran wird mit überlegt, welche Leistungen in eine Neuausschreibung gehen. Hierzu werden die bestehenden Dienstleistungsverträge analysiert, die angebotene Leistung standardisiert und neue potenzielle Dienstleister identifiziert. Letztendlich werden die realen Einsparungseffekte bei gleicher oder gesteigerter Qualität monetär hinterlegt.
Steigerung der Marketingeffizienz und reduzierte Kosten
Selbst ohne Nachverhandlungen mit den Agenturen, die bestehen bleiben sollen, lassen sich dadurch 10 bis 15 Prozent des Kommunikationsbudgets einsparen. Zusätzliche Effizienzgewinne für die Organisation können durch das Aufsetzen von Rahmenverträgen, die Prozessvorgabe zur Dienstleisterbewertung und die Etablierung von Lead-Agenturen erreicht werden. Die darüber hinaus gewonnene Transparenz in der Agenturlandschaft führt zu einer Sensibilisierung der eigenen Mitarbeiter hinsichtlich der Bedeutung der Markenführung, der Qualität von Agenturen und Dienstleistern aber auch der damit verbundenen Kosten. Hans Herrmann
Über den Autor: Hans Herrmann ist seit dem Jahr 2007 Senior Executive Consultant der 2hm & Associates GmbH. Er berät insbesondere Unternehmen aus dem Bereich "Mobility" und begleitet sie unter anderem bei der Budget-Optimierung ihres Marketing. Zuvor war er 8 Jahre Geschäftsführer von 3hm Automotive GmbH. Darüber hinaus verfügt er über eine langjährige Erfahrung als Leiter Strategisches Marketing bei einem internationalen Zuliefererunternehmen. Kontakt: www.2hm.com (gn)