Jeder Verkäufer will möglichst viele Waren an den Mann und die Frau bringen. Doch viele Verkäufer verhalten sich nicht neutral gegenüber den Marken der Hersteller. Die Media-Saturn-Läden sind dafür ein typisches Beispiel.
In Kaufhäusern und großen Elektronikmärkten werden Kunden häufig getäuscht: Auf den Verkaufsflächen arbeiten auch Verkäufer, die von Markenherstellern entsandt und bezahlt werden, ohne dass dies für den Kunden zu erkennen ist. Die so genannten "Promoter" treten oft wie angestellte Verkäufer der Warenhäuser auf. Das haben Recherchen der Wochenzeitung "Die Zeit" und des NDR-Politikmagazins "Panorama 3" ergeben. (--> zum Beitrag in der NDR-Mediathek)
Diese Verkaufstaktik nennt sich "Hidden Promotion", versteckte Promotion. Anders als bei einer offenen Promotion wird den Kunden hierbei häufig vorgetäuscht, sie würden von neutralen Verkäufern fachlich beraten. Doch eigentliches Ziel der Promoter ist der Abverkauf jener Marken, für die sie arbeiten.
Für die Kunden ist dies meist nicht transparent. Oft tragen die falschen Verkäufer die gleiche Arbeitskleidung und manchmal sogar ein Namensschild des Kaufhauses. Bei verdeckten Test-Einkäufen gab sich keiner dieser Promoter von sich aus als Mitarbeiter eines Markenunternehmens zu erkennen.
Foto-, Smartphone- und TV-Bereich
Nach Recherchen von "Zeit" und "Panorama 3" sind die häufig als Fachberater bezeichneten Promoter in vielen Warenhausketten im Einsatz. Sie beraten nicht nur in Saturn- und Media Märkten, Karstadt- oder Breuninger-Filialen, sondern auch in den Vorzeige-Niederlassungen der Branche, dem Hamburger Alsterhaus oder dem KaDeWe in Berlin, die zur Karstadt-Gruppe gehören. Besonders häufig fanden sich die versteckten Promoter in Mode- und Kosmetikabteilungen sowie im Foto-, Smartphone- und Fernsehbereich.
Karstadt, Breuninger und Media-Saturn räumen den Einsatz von Promotern auf Nachfrage ein. Alle geben jedoch an, Mitarbeiter von Fremdfirmen auf ihren Flächen seien durch Kleidung oder Namensschilder klar als solche zu erkennen. Die Recherchen von "Zeit" und "Panorama 3" belegen jedoch, dass gegen diese Vorgaben verstoßen wird. Auch bei Stichproben zeigte sich, dass versteckte Promoter ohne entsprechende Kennzeichnung arbeiteten.
Boris Wita von der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein beklagt eine mögliche Irreführung der Verbraucher. "Freiwillig wird der Handel diese Praxis nicht abstellen, denn er profitiert davon: Hier werden kostenfreie Mitarbeiter in die Läden gestellt, die auch für einen großen, starken Umsatz sorgen. Der Gesetzgeber muss zu einer gesetzlichen Regelung kommen, die es dem Handel auferlegt, die Verkäufer, die Berater klar zu deklarieren, damit der Verbraucher weiß, um welches Produkt, um welche Produktgruppe es hier geht."
Mehr als drei Millionen Beschäftigte arbeiten im deutschen Einzelhandel. Nach Informationen von Betriebsräten und Handelsvertretern besteht das Verkaufs-Personal in einzelnen Geschäften heute bereits zu 30 bis 90 Prozent aus Promotern. Nicht alle arbeiten jedoch verdeckt. Mit Material vom NDR.
Die gnadenlosen Killerphrasen der Kunden
"Das ist aber alles andere als ein Schnäppchen!"
"Letzlich entscheidet der Preis, ob wir zusammenkommen!"
"Sie sind mindesten 20 Prozent teurer als der Wettbewerb!"
"Jetzt packen Sie die alle einfach mal aus. Dann können wir morgen über günstige Ausstellungsstücke reden."
"Ein Bekannter hat vielleicht die Hälfte dafür bezahlt."
"Wie ist denn der Preis, wenn Sie die "vergoldete" Verpackung weglassen?"
"Das ist doch eh ein Auslaufmodell."
"Sie wissen doch so gut wie ich, dass nach einem halben Jahr der Preis um die Hälfte runtergeht."
"Das gibt es doch bestimmt gebraucht wesentlich günstiger, oder?"
"Sie haben ein Geschäft – ich habe hunderte."
"Jetzt versuchen Sie es bitte nochmal mit Kopfrechnen."
"Hallo? Ich möchte nicht gleich den ganzen Laden kaufen!"
"Holen Sie mir mal den Chef ran!"
"Was muss denn passieren, damit Sie mit dem Preis runtergehen?"
"Über den Wartungsvertrag reden wir dann morgen."
"Das ist jetzt nicht Ihr Ernst, oder?"
"Ich kaufe doch schon so lange bei Ihnen ein."
"Sie wollen doch auch mal einen Großauftrag von uns bekommen, oder?"
"Ich wette, dass Ihr Kollege dort drüben wesentlich billiger ist."
"Sie kennen wohl geizhals.at nicht, was?"
"Und ich dachte immer, Sie hätten die besten Preise weit und breit."
"Da kann ich ja gleich in der Apotheke einkaufen."
"Ist doch nicht mein Problem, wenn Sie zu teuer einkaufen!"
"Jetzt kommen Sie mir nicht wieder mit Ihren Mondpreisen!"
"Für so was habe ich noch nie mehr bezahlt."
"Warum kostet das denn soviel? Das kommt doch eh alles aus China."
"Bei meinem Umsatz mit Ihnen müssen fünf Prozent Rabatt locker drin sein!"
"Der Preis muss schon knackig sein, wenn Sie im Rennen bleiben wollen."
"Ich empfehle nur jene weiter, die mir einen guten Preis machen."
"Sie wollen doch Folgegeschäfte mit mir machen, oder?"
"Jetzt nennen Sie mir einfach mal den Projektpreis dafür."
"Dafür verdienen Sie doch an allem anderen sehr gut."
"Im Internet habe ich das viel billiger gesehen!"
"Wie sagt man so schön: A bisserl was geht immer!"
"Wollen Sie mich nun als Kunden oder nicht?"
"Welche günstigeren Alternativen haben Sie denn?"
"Für Service zahle ich prinzipiell nichts."
"Hopp oder topp – mehr zahle ich nicht."
"Ich weiß genau, dass Sie da immer noch gut daran verdienen."
"Reden wir nicht lange rum: Was ist Ihr bester Preis?"
"Ich bin ganz Ohr, was Ihr Entgegenkommen anbelangt."
"Sie sind doch sicherlich an einer längerfristigen Zusammenarbeit interessiert, oder?"
"Rechnen Sie bitte nochmal mit spitzem Stift nach."
"Das liegt weit über meinem Budget."
"Ihr Angebot liegt weit über dem der anderen."
"Ich bin sicher, dass das nicht Ihr letztes Wort war."
"Ohne ein Entgegenkommen wird das nichts mit uns!"
"Warum sind Sie eigentlich so viel teurer als andere?"
"Was kostet es, wenn ich 300 Stück abnehme?" (wohlwissend, dass der Bedarf bei zwei Stück liegt)
"Sehen Sie, mir ist das letztlich doch eh egal, von wem ich das kaufe."