Gamechanger im WLAN

Marktübersicht Wi-Fi 7

07.10.2024 von Andreas Th. Fischer
Wi-Fi 7 ist nicht nur deutlich schneller als die Vorgänger, sondern auch weit weniger störungsanfällig. Wir geben einen Überblick über bereits verfügbare und angekündigte Produkte.
Wi-Fi 7 bringt deutliche Verbesserungen im Vergleich zu den Vorgängern.
Foto: Niphon Subsri - shutterstock.com

2024 ist das Jahr, in dem erstmals Wi-Fi-7-taugliche Produkte in größerem Umfang auf den Markt kommen. Auch wenn der IEEE-Standard 802.11be, wie Wi-Fi 7 offiziell heißt, erst im Laufe des Jahres endgültig finalisiert werden soll, wird es wohl voraussichtlich keine Änderungen mehr daran geben. Anfang 2024 führte die Wi-Fi Alliance bereits ihr "Wi-Fi Certified 7"-Programm ein, mit dem die Hersteller ihre Geräte ab sofort nach dem neuen Standard zertifizieren können.

Was bringt Wi-Fi 7?

Theoretisch erreichen Wi-Fi-7-taugliche Geräte Geschwindigkeiten von bis zu 46 GBit/s. In der Praxis ist es erfahrungsgemäß weniger. Trotzdem ist Wi-Fi 7 unter Idealbedingungen bei einem 16x16 MU-MIMO-System bis zu 480 Prozent schneller als das aktuelle Wi-Fi 6/6E, das - ebenfalls in der Theorie - knapp 10 GBit/s schaffen kann.

Der deutsche Netzwerkhersteller Lancom Systems geht davon aus, dass sich in der Praxis mit 4x oder 2x2 MIMO durchaus Steigerungen um bis zu 240 Prozent erreichen lassen.

Wi-Fi 7 nutzt wie bereits Wi-Fi 6E zusätzlich neben den 2,4- und 5-GHz-Bändern auch das 6-GHz-Frequenzband.
Foto: Lancom Systems

Wie bereits Wi-Fi 6E nutzt Wi-Fi 7 zusätzlich zu den Frequenzbändern 2,4 GHz und 5 GHz das 6-GHZ-Band. Allein das ist schon ein großer Vorteil, da dieser Frequenzbereich ausschließlich kompatiblen WLAN-Geräten vorbehalten ist. In den unteren Frequenzbändern sind dagegen zum Beispiel auch Mikrowellen oder Babyphones aktiv, was zu Überlagerungen und Störungen führen kann.

Aber Wi-Fi 7 hat noch weitere Vorteile. So nutzt es mit 320 MHz die doppelte Kanalbreite im Vergleich zu früheren Standards. Dadurch verdoppelt sich die Übertragungsgeschwindigkeit einzelner Geräte. Außerdem nutzen Wi-Fi-7-Geräte nun QAM 4.096 (Quadraturamplitudenmodulation) und nicht mehr QAM 1.024 wie Wi-Fi 6 oder gar QAM 256 wie Wi-Fi 5. Auch das ergibt einen, allerdings nicht ganz so großen, Geschwindigkeitszuwachs.

MLO und Puncturing

Bislang konnten WLAN-Clients nur auf einem Kanal mit einem Access Point (AP) kommunizieren, also entweder 2,4 GHz, 5 GHz oder mit Wi-Fi 6E dann 6 GHz. Dabei gilt die Grundregel, je höher die Frequenz ist, desto höher ist auch die Geschwindigkeit, aber auch desto geringer die Reichweite.

Nun ist Dank Multi-Link Operation (MLO) die Nutzung von zwei Kanälen gleichzeitig möglich. Das hat gleich mehrere Vorteile. So steigt die Geschwindigkeit, die Latenzen gehen gehen zurück und die Stabilität der Verbindungen nimmt zu.

Während WLAN-Clients mit einem einzigen Funkmodul (Enhanced Multi-Link Single-Radio) zwischen mehreren Kanälen wechseln müssen, können MLMR-Clients (Multi-Link Multi-Radio) zwei Bänder gleichzeitig nutzen und müssen nicht mehr wechseln. Das erhöht die Stabilität und Zuverlässigkeit der Verbindungen.

Puncturing verhindert, dass benachbarte WLANs einen kompletten Funkkanal stören.
Foto: Lancom Systems

Zusätzlich teilt Wi-Fi 7 die zur Verfügung stehenden Kanäle in kleinere Einheiten auf, Puncturing genannt, was ebenfalls für stabilere Verbindungen sorgt. Früher konnte ein benachbartes WLAN einen kompletten Kanal stören. Bei Wi-Fi 7 wird dagegen der betroffene Teilkanal einfach ausgeblendet, so dass die benachbarten Teile ungestört weiter kommunizieren können.

Auswirkungen auf die Praxis

Allerdings sorgt die höhere Übertragungsfrequenz auch für eine geringere Reichweite. Daher sollte meist die Zahl der Access Points erhöht werden, um für eine gleichmäßige Abdeckung zu sorgen. Wie viele benötigt werden, lässt sich mit einem Ausleuchtungsservice wie zum Beispiel dem WLAN Survey Service von Lancom herausfinden.

Ein weiterer Punkt darf beim Einstieg in Wi-Fi 7 nicht vernachlässigt werden: Die deutlich gestiegene Bandbreite der Wi-Fi-7-fähigen Produkte erfordert auf Netzwerkseite einen Ausbau der Infrastruktur. Das gilt insbesondere für die Access-Switches, die mit 2,5- und 10-GBit/s-Ports sowie Uplinks im 25- oder 100-Gigabit-Bereich ausgestattet sein sollten, um ausreichend Kapazitäten bereitstellen zu können.

Darüber hinaus müssen auch Endgeräte wie Notebooks, Smartphones und Tablets an den neuen Standard angepasst werden. Für den Fachhandel sind das gute Nachrichten. Wi-Fi 7 dürfte in den kommenden Jahren einen neuen Investitionsschub auslösen.

Wi-Fi-7-fähige Hardware

Während praktisch jeder Netzwerkhersteller längst Wi-Fi-6 oder -6E-fähige Produkte im Angebot hat, sind es momentan nur wenige, die schon W-Fi-7-fähige Hardware liefern können. Im folgenden finden Sie eine Übersicht erster verfügbarer Produkte. Manchmal handelt es sich aber auch erst um Ankündigungen, die dann in den folgenden Monaten in konkrete Produkte umgesetzt werden sollen.

Alcatel-Lucent Enterprise

Der Netzwerk- und TK-Anbieter Alcatel-Lucent Enterprise hat unter anderem die beiden Wi-Fi-7-APs 1511 sowie 1521 im Portfolio. Sie gehören zur OmniAccess-Stellar-Produktreihe. Beide sind für den Indoor-Einsatz ausgelegt. Während Alcatel-Lucent den 1511 Als Entry-Level-AP bezeichnet, ist der 1521 für den Midrange-Bereich ausgelegt.

Der Indoor-AP OmniAccess Stellar Access Point 1511 funkt mit bis zu 9,22 GBit/s Geschwindigkeit.
Foto: Alcatel-Lucent Enterprise

Beide unterstützen Multi-Link Operation (MLO), MU-MIMO (bis zu 16 x 16:16), breitere Kanalbandbreite (maximal 320 MHz) 4096-QAM, Automatic Frequency Coordination (AFC), Multi Resource Unit (MRU), Preambule Puncturing sowie Target Wake Time (TWT).

AVM

In der Summe soll die Fritzbox 5690 Pro bis zu 18 GBit/s via Wi-Fi 7 übertragen.
Foto: AVM

Die erste Wi-Fi-7-taugliche Fritzbox von AVM ist die Fritzbox 6670 Cable, die bei ITscope bereits seit Februar 2024 gelistet ist. Im Sommer 2024 hat das Unternehmen dann zwei weitere Wi-Fi-7-Router auf den Markt gebracht. Die mit rund zwölf Antennen ausgestattete 5690 Pro sollte eigentlich schon im vergangenen Herbst auf den Markt kommen. Der Router unterstützt sowohl Wi-Fi 6 als auch Wi-Fi 7 und erreicht in der Spitze laut Hersteller bis zu 18,5 GBit/s im WLAN. Die 7690 ist ebenfalls Wi-Fi-7-tauglich. Außerdem ist sie mit zwei 2,5-Gigabit-Ports ausgestattet. Dazu kommen zwei 1-Gigabit-Schnittstellen.

CommScope

Bereits im Herbst 2023 kündigte CommScope einen ersten Qi-Fi-7-fähigen AP unter seiner Marke Ruckus Networks an. Der R770 soll in der Spitze eine Geschwindigkeit von über 12,2 GBit/s erreichen. Darüber hinaus unterstützt der Wi-Fi-7-AP die Plattformen SmartZone, Ruckus Unleashed sowie Ruckus One und ist Smart-Mesh-fähig. Der R770 ist laut Handelsvergleichsplattform ITscope bereits bei Allnet, Octo IT und Komsa verfügbar.

Der Wi-Fi-7-AP R770 von Ruckus Networks ist bereits verfügbar.
Foto: CommScope

Fortinet

Der Netzwerk- und Security-Anbieter Fortinet hat mit dem FortiAP 441K einen Access Point (AP) vorgestellt, der zu den ersten Wi-Fi-7-tauglichen Netzwerkgeräten weltweit zählt. Die maximale Datenrate des neuen Access Points liegt laut Hersteller bei über 21 GBit/s. 1,1 GBit/s stammen dabei aus dem 2,4-GHz-Band, 8,6 GBit/s aus dem 5-GHz-Band und 11,5 GHz aus dem 6-GHz-Band. Außerdem unterstützt der AP moderne Wi-Fi-7-Funktionen wie MLO (Multi-Link Operation), 4K QAM (Quadrature Amplitude Modulation), Puncturing und 320-MHz-Kanäle. Dazu kommen zwei 10 GBit/s schnelle Uplink-Ports. Laut Fortinet ist der FortiAP 441K bereits verfügbar.

Einer der ersten verfügbaren Wi-Fi-7-APs: Der FortiAP 441K von Fortinet.
Foto: Fortinet

HPE Aruba

Im Juli 2024 will HPE Aruba Nedtworks zwei Access Points (APs) der neuen Serie 730 auf den Markt bringen, die bereits den aktuellen WLAN-Standard W-Fi 7 unterstützen. In der Spitze erreichen die Zugangspunkte laut Hersteller eine Geschwindigkeit von bis zu 9,3 GBit/s. Bei der Nutzung im Dual-6-GHz-Modus sollen es sogar bis zu 14,4 GBit/s sein. Die Geräte seien nicht nur reine APs, sondern eher "intelligente IoT-Hubs", die das Netzwerk sichern, die Arbeitslast verteilen, die Umgebung charakterisieren und eine Grundlage für Geschäfts- und Betriebsanalysen bieten sollen, so Stuart Strickland, Wireless Chief Technology Officer bei HPE Aruba Networking.

Die beiden neuen APs der HPE Aruba Serie 730: AP-735 und AP-734.
Foto: HPE Aruba

Juniper Networks

Juniper Networks kann drei Access Points der AP47-Serie vorweisen. Sie funken sowohl in 2,4-GHz, 5-GHz- als auch 6-GHz-Netzwerken. Wegen einem dedizierten Scan-Radio sind sie sogar mit vier Funkmodulen ausgestattet. Zusätzlich hat Juniper nach eigenen Angaben ein KI-gesteuertes Radio Resource Management (RRM) integriert, das speziell für Wi-Fi 7 entwickelt worden sei.

Dazu kommen zwei Campus-taugliche Switches der ebenfalls neuen EX-Serie. Die Modelle EX4400-48MXP und EX4400-48XP bieten eine Leistung von bis zu 3.600 Watt, um auch leistungshungrige Wi-Fi-7-APs über Ethernet-Kabel mit Strom versorgen zu können. Sie können über die Mist Cloud von Juniper eingerichtet und verwaltet werden.

Lancom Systems

Im Sommer 2024 will Lancom Systems seine ersten Wi-Fi-7-tauglichen Produkte auf den Markt bringen. Vorgestellt wurden sie erstmals auf dem MWC Anfang 2024 in Barcelona. Auf dem Stand der Muttergesellschaft Rohde & Schwarz zeigte das Unternehmen die beiden Wi-Fi-7-tauglichen Access Points (APs) LX-7300 und LX-7500. Sie bieten neben den Wi-Fi-7-Funktionen wie Multi-Link Operation (MLO), Multi-RU und Puncturing zusätzliche Features wie Scan-Radio, redundante PoE-Versorgung (nur LX-7500) sowie intelligentes Energiemanagement.

Netgear

Die neue Orbi-970-Serie von Netgear soll Geschwindigkeiten von bis zu 27 GBit/s erreichen. Dabei handelt es sich aber nur um die "maximale drahtlose Signalrate", die sich auf Basis der Spezifikationen errechnen lässt. Über die tatsächlich erreichbaren Geschwindigkeiten schweigt sich Netgear bislang noch aus. Im Backhaul soll die Serie bis zu 10 GBit/s erreichen. Bei der Handelsvergleichsplattform ITscope sind sie noch nicht gelistet.

Auffälliges Design: Der Wi-Fi-7-Router Nighthawk RS600 von Netgear.
Foto: Netgear

Im Herbst 2024 sagte dann David Henry, President und GM of Connected Home Products and Services bei Netgear, bei der Vorstellung dreier neuer Wi-Fi-7-Router, dass die Technologie "einen gewaltigen Sprung nach vorne in der Wireless-Technologie darstellt". Neu im Portfolio von Netgear sind die Modelle RS200, RS500 und RS600. Sie ergänzen die bisherigen Router Wi-Fi-7-RS300 sowie RS700S.

Der RS200 kann laut Hersteller bis zu 80 Endgeräte auf einer Fläche von 185 m² mit einer bis zu 6,5 GBit/s schnellen Geschwindigkeit abdecken. Beim RS500 sind es bis zu 120 Endgeräte auf einer bis zu 230 m² großen Fläche, die mit bis zu 12 GBit/s versorgt werden. Der RS600 deckt wiederum bis zu 150 Endgeräte auf einer Fläche von bis zu 250 m² mit bis zu 18 GBit/s ab.

TP-Link

Bereits Ende 2022 kündigte TP-Link erste Wi-Fi-7-taugliche Geräte an. Unter anderem ist der Archer BE800 bereits bei Octo IT und Komsa erhältlich. Angekündigt wurde der AP als EasyMesh-kompatibler Triband-Router, der bis zu 19 GBit/s erreichen soll. Ferner soll er über einen LED-Bildschirm, zwei 10-Gigabit-Ports sowie vier 2,5-Gigabit-Anschlüsse verfügen.

Futuristisches Design: Der TP-Link Archer BE800.
Foto: TP-Link

Im Sommer 2024 erweiterte der Hersteller sein Wi-Fi-7-Portfolio um den Mittelklasse-Router Deco BE65. In der Spitze erreicht er im WLAN Übertragungsraten von bis zu 9,2 GBit/s. TP-Link bietet mit dem Deco BE65-5G zudem eine Variante des Routers mit integriertem 5G-Modem an. Der BE65 verfügt zudem über vier 2,5-Gigabit-Ports, beim Schwestermodell BE65-5G sind es drei, um verkabelte Endgeräte direkt an den Router anschließen zu können. Beide Modelle sind Mesh-tauglich.

Im Herbst kam dann noch das Mesh-System BE25 dazu. Um den Preis niedrig zu halten, verzichtet TP-Link hierbei auf das 6-GHz-Band. Stattdessen unterstützen die Geräte nur das 2,4- sowie das 5-GHz. Dort erreichen sie laut Hersteller in der Summe immerhin Geschwindigkeiten von bis zu 3,6 GBit/s. Da sie aber über Funktionen wie MLO verfügen, handelt es sich trotzdem offiziell um Wi-Fi-7-Geräte.

Wi-Fi 7 ohne 6-GHz-Band: Die Mesh-Geräte Deco BE25 von TP-Link.
Foto: TP-Link

Zyxel

Liefern kann auch Zyxel schon. Der Wi-Fi-7-AP BE22000 Triple-Radio NebulaFlex Pro (WBE660S) soll in der Spitze bis zu 22 GBit/s erreichen. Das sei bis zu fünfmal schneller als die vorherige WI-Fi-6-/6E-Generation, verspricht der Hersteller. Der WBE660S basiert auf der Networking-Pro-1220-Wi-Fi-7-Plattform von Qualcomm. Ausgestattet ist er mit 4x4-Smart-Antennen, die die WLAN-Leistung durch intelligente, dynamische Antennenmuster optimieren. Außerdem minimieren sie Interferenzen und sorgen für eine hohe Datenübertragung auch unter widrigen Umständen. Nach Angaben der Handelsvergleichsplattform ITscope ist der neue AP bereits bei Octo IT und Michael Telecom erhältlich.

Der Zyxel NWA130BE funkt mit bis zu 11 GBit/s.
Foto: Zyxel

Im April 2024 hat das Unternehmen dann den bis zu 11 GBit/s schnellen NWA130BE vorgestellt. Er ist mit zwei 2,5-Gigabit-Ethernet-Ports ausgestattet. Dank der integrierten Advanced-RF-Filter- und Advanced-Cellular-Coexistence-Funktionen kann der NWA130BE zudem Interferenzen von nahegelegenen anderen Geräten und auch durch 4G- oder 5G-Mobilfunknetze reduzieren.