Markenhersteller vergeuden noch immer Millionen an Umsätzen, weil sie ihre Produkte nicht auf Marktplätzen im Internet vertreiben. Dass sich ein breit aufgestelltes Vertriebsnetz, das auch Online-Angebote in sich vereint, für viele Unternehmen jedoch auszahlt, bestätigt sich in den aktuell erhobenen Zahlen der Branchenuntersuchung "Marktplatzsortimente" des deutschen Softwareanbieters novomind.
Demnach bringen rund zwei Drittel der Konsumenten bereits etablierte Online-Auktionshäuser wie eBay oder Versandanbieter wie Quelle oder Otto mit einer großen Angebotsvielfalt in Verbindung. Laut Experten sollten Markenhersteller diese Beispiele als Vorbild zur Überarbeitung interner Vertriebsstrukturen nutzen.
"Viele Markenhersteller in Deutschland haben den Trend zu Online-Shops verschlafen. Erst weil Mitbewerber langsam aufholen und ihre Online-Angebote ausweiten, kommt man unter Druck, nun auch aufzurüsten", sagt Kommunikationsberater und Markenexperte Rainer Witt von der gleichnamigen Kommunikationsberatung.
Dem Fachmann nach sollten sich Markenhersteller stärker um die technische Einbindung in die gewünschten Partnerplattformen kümmern, um ihre Umsätze zu steigern. "Unsere Gesellschaft wird immer älter. Damit hängt logischerweise auch eine zunehmende Immobilität zusammen, wodurch viele ältere Menschen ihre Produkte des täglichen Bedarfs bequem online bestellen und sich bis vor die Tür liefern lassen wollen", fügt Witt hinzu.
Neue Absatzchancen
Dass Markenherstellern auf spezialisierten Plattformen enorme Absatzchancen winken, zeigt sich besonders am Beispiel des Drogerie-Discounters Schlecker . Bereits ein halbes Jahr nach der Einführung eines Online-Angebots hatte sich die Zahl der Besucher um 83 Prozent erhöht. Dabei zeigt das Beispiel Schlecker, dass sich das Bündeln großer Konsumentenzahlen unter Verwendung des Internets mit Blick auf den Umsatz auszahlt.
So identifizieren 85 Prozent der Online-Shopper die Drogeriekette inzwischen als Anbieter von Gesundheitsartikeln. Experten raten Markenherstellern - wie im Fall Schlecker insbesondere Produzenten von Gesundheitswaren - Marktpotenziale durch die Einbindung in solche Online-Nischenplattformen für sich nutzbar zu machen.
Aber auch auf Seiten der Anbieter, die Markenware vertreiben, können sich mit Web-Angeboten lukrative Geschäfte in bislang weniger beachteten Segmenten anbahnen. So zeigt das Beispiel Karstadt, dass - obwohl das Unternehmen bereits seit mehreren Jahren ein umfangreiches Nahrungsmittelsortiment führt - nicht einmal jeder dritte Einkäufer damit rechnet, im Karstadt-Online-Shop Lebensmittel erwerben zu können.
Bei Schlecker hingegen zeigt sich ein überraschend anderes Bild, da inzwischen jeder zweite Online-Kunde davon ausgeht, dort seinen virtuellen Warenkorb mit Fertiggerichten, Müsli oder Konserven bestücken zu können. Beide Beispiele verdeutlichen, dass es sich für den Vertrieb der Markenhersteller lohnt, einen gesonderten Blick auf die Kundenwahrnehmung zu legen. (pte/rw)