Logitech-Chef Bieler: "Ohne den Fachhandel ist alles nix"

02.05.2003
Wachstumszahlen im deutlich zweistelligen Bereich, davon können die meisten IT-Unternehmen derzeit nur träumen. Dass dies ohne Zugeständnisse an die Profitabilität möglich ist, zeigt seit Jahren der Spezialist für Eingabe- und Peripheriegeräte Logitech.

Eigentlich müsste Gregor Bieler, Deutschland-Chef von Logitech, vor lauter Lachen gar nicht mehr in den Schlaf finden. Zum fünften Mal hintereinander hat der in der Schweiz und in den USA gelistete Maus- und Peripheriekönig wieder ein Rekordjahr hingelegt und dabei mit geldwerten Argumenten wie Qualität und Markenimage sogar noch an Profitabilität gewonnen. Für Bieler gibt es, abgesehen von Netzwerkausrüster AVM, kaum ein anderes Unternehmen, das sich in Deutschland und Europa so erfolgreich gegen den Media-Markt-Trendslogan "Wir können nur billig!" behaupten konnte und dabei auch noch gewachsen ist.

"Wir lassen uns eben nicht auf jeden Preiskrieg ein. Es ist ja nicht so, dass der Consumer praktisch über Nacht verarmt ist. Der weiß Qualität sehr wohl zu schätzen und ist bereit, dafür auch zu bezahlen", freut sich Bieler und fügt hinzu: "Die Billigkonkurrenz verkauft doch nichts." Um aber auch im Niedrigpreissegment ein Wörtchen mitzureden, hat Logitech die vor zwei Jahren übernommene Tochter Labtec zum "strategischen Brand" eben gegen jene Billiganbieter gemacht.

Sein Ziel, im Sound-Bereich zum deutschen Marktführer zu werden, hat Bieler zwar nicht erreicht, aber mit einer Verdreifachung der Umsätze im Vergleich zu 33 Prozent Wachstum mit Audio-Produkten weltweit ist er sehr zufrieden. Stolz ist er auch auf das Konsolengeschäft, in dem Logitech weltweit um 52 Prozent zulegen konnte.

Die Freiheit, den Fachhandel zu umgarnen

Für das gerade erst begonnene neue Geschäftsjahr 2004 hat Bieler sich auf die Fahne geschrieben, den Fachhandelskanal zu stärken, ohne dabei im Retail nachzulassen. Dazu wurde im Oktober 2002 ein neues Fachhandelsprogramm mit Relaunch der Logitech-Partner-Homepage ins Rollen gebracht und das Sales-Team von Eric Schäfer gerade erst um zwei Key-Account-Manager erweitert, die sich wie ihre Kollegen künftig auch verstärkt um Fachhandelsbelange kümmern sollen. Intensiv auf der Cebit beworben, haben sich in dem Partnerportal bereits mehr als 3.500 Fachhändler aktiv registriert, um Informationen abzufragen, Produkte, Prospekte und POS-Material zu bestellen und von Sonderaktionen zu profitieren.

"Vor allem Demo-Produkte werden uns praktisch aus den Händen gerissen. Manche Produkte, wie zum Beispiel unsere IO Personal Digital Pens, laufen fast nur über den Fachhandelskanal", freut sich Bieler. "Ohne den Fachhandel ist alles nix", lautet sein neues Credo. Riesenpotenziale sieht er in diesem Zusammenhang auch im SMB-Markt. Um dieses neu entdeckte Händler-Commitment zu unterstreichen, erwägt Logitech, einen Teil der 45 geplanten neuen Produkte zunächst im Fachhandel zu lancieren oder sogar nur über den Kanal zu vertreiben.

Was Bieler an der europäisch-amerikanischen Geschäftsleitung in Fremont, Kalifornien, besonders schätzt und seiner Meinung nach entschieden zu dem Erfolg von Logitech beiträgt, sind nicht nur schlanke Strukturen, sondern auch die "totale Dezentralität". Das heißt, keine regionale Geschäftsstelle oder Niederlassung muss sich irgendwelchen wie auch immer gearteten weltweiten Richtlinien unterwerfen. Und dazu gehört für Bieler auch die Freiheit, sich ein Stück von der Retail-Lastigkeit zu befreien.

Facts & Figures

Logitech International hat in dem am 31. März abgelaufenen Geschäftsjahr 2003 einen weltweiten Umsatz von 1,1 Milliarden Dollar erwirtschaftet. Das sind 17 Prozent mehr als im Vorjahr. Der operative Gewinn stieg um 27 Prozent auf 124 Millionen Dollar und der Reingewinn um 32 Prozent auf 99 Millionen Dollar. Die Bruttomarge lag unverändert bei über 33 Prozent. Ziel für das neue Geschäftsjahr bis 31. März 2004 ist ein Umsatz von 1,21 Milliarden Dollar und ein operativer Gewinn von zirka 142 Millionen Dollar. Es wird erwartet, dass der operative Gewinn in absehbarer Zukunft schneller wachsen wird als der Umsatz. Das aktualisierte Dreijahresziel sieht daher eine operative und Reingewinnmarge von zehn respektive zwölf Prozent vor.

Im ersten Quartal des neuen Geschäftsjahres 2004, das am 30. Juni endet, rechnet Logitech mit einem Umsatz zwischen 215 und 220 Millionen Dollar oder einem Plus von 11 bis 13 Prozent im Vorjahresvergleich. Operatives Gewinnziel sind etwas mehr als 14 Millionen Dollar.

Highlights im Geschäftsjahr 2003

- Einführung von 91 neuen Produkten

- Absatz von 43 Millionen Logitech-Produkten weltweit (+ 19 Prozent)

- 33 Prozent Wachstum bei Audio-Verkäufen

- 52 Prozent Wachstum bei Konsolenzubehör

- 30 Millionen kabellose Produkte

- 15 Prozent Wachstum bei Retail-Verkäufen

- 23 Prozent Wachstum bei OEM-Verkäufen (kh)