Zurückgefahrene Produktionskapazitäten, zu vorsichtige Forecasts oder knappe Transportmöglichkeiten, die Ursachen sind vielfältig. Die Auswirkung: Einige Druckerhersteller haben derzeit massiv mit Lieferengpässen zu kämpfen. Bereits im Spätsommer 2009 räumte Branchenprimus Hewlett-Packard Engpässe ein. Diese sollten aber bis "Oktober / November wieder weitgehend verfügbar" sein, wie HP mitteilte. Die Realität sieht anders aus: So ist beispielsweise der als Ersatz für den "P3005" angekündigte "P3015" laut IT-Scope Produkt-Scout nur sporadisch lieferbar. Die Grundversion gibt es derzeit in zweistelligen Stückzahlen noch bei B.com und Actebis Peacock, andere Varianten gibt es derzeit so gut wie gar nicht.
Bei HP wurde im Zuge der Krise sehr konservativ geplant und die Produktionskapazitäten zurückgefahren. "Die Nachfrage nach den HP-Laserdruckern war so hoch, dass weltweit die verfügbaren Stückzahlen zugeteilt werden mussten, was auch in Deutschland zu den bekannten Lieferverzögerungen geführt hat", heißt es in einem HP-Statement. Momentan seien die Einstiegs- und Midrange Monolaser Serien unter Allokation, ebenso die MFPs der 3000er und 4000er Serien. Besser sehe es bei den Midrange Colorlasern und All-in-One Geräten aus. Auch die neu für April angekündigten Monolaser sollten in ausreichenden Stückzahlen nach Deutschland kommen, hofft HP. Der Druckerhersteller empfiehlt Distributoren und Handel, die Order möglicht früh zu disponieren.
Knappe Seefracht-Kapazitäten
Doch auch andere Hersteller könnten derzeit mehr verkaufen, hätten sie genug Geräte verfügbar. So sind auch bei Ricoh Engpässe aufgetreten. Ricoh-Sprecher Mario Di Santolo erklärt dies durch eine künstliche Verknappung der Seefracht-Transportkapazitäten von Fernost. Deshalb rechnet er "innerhalb der nächsten drei bis vier Wochen" wieder mit "einer normalen Lieferfähigkeit".
Ebenfalls betroffen ist Lexmark. Hier zieht sich die Allokation quer durch die Produktpalette. Ähnlich wie bei HP soll bei Lexmark eine vorsichtige Planung die Ursache gewesen sein. Angeblich soll aber auch ein großes OEM-Geschäft in Asien viel Produktionskapazität gebunden haben, dies wollte Lexmark jedoch nicht kommentieren. Bei dem amerikanischen Druckerhersteller wurde nun die Produktion wieder angekurbelt, bis sich das aber auf die Verfügbarkeit im deutschen Markt auswirkt, wird noch einige Zeit vergehen.
Bereits wieder lieferfähig ist Epson. Auch hier hatte es in letzter Zeit Schwierigkeiten gegeben, wie ein süddeutscher Händler berichtet. Dies lag aber weniger an schlechten Forecasts sondern vielmehr an einem Wechsel eines Logistik-Dienstleisters. "Unsere Laserdrucker sind alle verfügbar", verspricht Epson-Sprecher Ottmar Korbmacher.
Mitbewerber schließen die Lücken
Andere Hersteller, die nach eigenen Angaben lieferfähig sind, reiben sich die Hände. So bestätigt Samsung-Druckerchef Jürgen Krüger, dass man von Lieferschwierigkeiten der Mitbewerber profitiert habe. Auch Brother scheint genug Ware bereitstellen zu können: "Im Tages- und Projektgeschäft können wir bei allen Produkten unseren Lieferverpflichtungen uneingeschränkt nachkommen", verspricht Joel Trummheller, Business Unit Manager Laser. Es könne allerdings "durch notwendige Lagerumschichtungen" kurzfristig zu leichten Lieferverzögerungen bei einem Farblaser- und einem Monolasermodell kommen.
Auch bei Kyocera sieht man keinen Engpass: "Wir sind aufgrund unserer präzisen Forecast-Planung und unserer tagesaktuellen Beobachtung der Lagerbestände sowohl in der Distribution als auch in unserem Zentrallager sehr gut verfügbar", erklärt Vertriebsleiter Dietmar Nick.
Kommentar
Lieferschwierigkeiten sind ein Luxus-Problem. Natürlich ist der Idealzustand, genau so viele Geräte auf Lager zu haben, wie nachgefragt werden. Doch diese Punktlandung gelingt selten. Plant man zu optimistisch, sitzt man später auf zu vielen Geräten und muss diese womöglich unter Preis verramschen. Die Folge: die Preise sinken weiter und die Margen werden knapper.
Daher ist ein temporärer Lieferengpass zwar etwas ärgerlich, aber immer noch besser als auf einem Berg von Ware zu sitzen, den keiner haben will. Wer allerdings dauerhaft nicht liefern kann, darf sich nicht wundern, wenn seine Marktanteile schrumpfen.
Armin Weiler, Chefreporter ChannelPartner. (awe)