Group Chairman Koo

LG kündigt massive Umstrukturierung an

23.11.2010
Gerade erst hat Koo Bon-moo, Chairman der LG Group, seinen jüngeren Bruder Koo Bon-joo in den Chefsessel von LG Electronics gehievt, kündigt er nun weiterreichende Maßnahmen an.

Gerade erst hat Koo Bon-moo, Chairman der LG Group, seinen jüngeren Bruder Koo Bon-joo in den Chefsessel von LG Electronics gehievt, kündigt er nun weiterreichende Maßnahmen inklusive personelle Veränderung an.

Koo Bon-moo, Gründerenkel und Aufsichtsratsvorsitzender der LG Group.

"Wir werden unseren Weg gehen", wird Koo auf einer Pressekonferenz in Südkoreas Hauptstadt Seoul von "The Korea Times" zitiert, als er das Problem mit dem Smartphone-Business des Konzern-Flaggschiffs LG Electronics angesprochen hatte.

Zu spät war LG in den Markt für die intelligenten Handys eingestiegen, zu lange hatte es sich auf dem Erfolg im Einstiegsmobilfunksektor ausgeruht. Das hatte den Gründerenkel und Gruppen-Aufsichtsratsvorsitzenden schließlich erwogen, den CEO Nam Yong durch seinen jüngeren Bruder Koo Bon-joo zu ersetzen.

Dieser war vorher Chef der Handelsorganisation LG International und hat auch schon mit der Reorganisation des angeschlagenen Elektronikriesen begonnen, indem er neue Business-Units geschaffen und zu marketingüberladene Abteilungen verschlankt hat, um die Wettbewerbsfähigkeit in den Schlüsselmärkten zu kräftigen.

Wie ChannelPartner.de gerade erfahren hat, soll das europäische Headquarter dem Rotstift zum Opfer fallen, weil es eigentlich nur noch Durchlaufstation für Vorschläge und Eingaben war.

Die Entscheidung des älteren Koo wurde von manchen erwartet, kam für andere aber sehr überraschend angesichts des konservativen Managementstils des Unternehmens, schreibt das koreanische Magazin.

Neue Wachstumsmärkte wie Solarzellen und LED-Beleuchtung sollen dem Blatt zufolge Wege ebenen, die mager werdende Cash-Cow LG Electronics eines Tages ersetzen zu können. Der Konzern plant, 10 Billionen Won (6,46 Mrd. €) in die Bereiche zu stecken. Laut Forbes sollen es sogar 18 Milliarden US-Dollar sein. LG Chem hat sein globales Business auf solide Füße gestellt, während der jüngere Koo seine Meriten früher bei dem Panel-Hersteller LG Display verdient hat.

Die Tochter hat wegen hoher Lagerbestände im dritten Quartal 2010 einen massiven Gewinneinbruch erlitten. Auch das Geschäft mit Haushaltsgeräten läuft nicht mehr so gut wie im ersten Halbjahr 2010.

Der große Chairman hat derweil angekündigt, mehr Personal in Forschung und Entwicklung einzustellen, wobei er laut "The Korea Times" offenbar auch das lukrative 3D-Display-Geschäft anvisiert. Trotz eines geschätzten Vermögens rutscht Koo in der Forbes-Liste der reichsten Koreaner immer weiter ab. 2008 war er noch auf Platz 8, 2010 im April nur noch auf Platz 11.

Auch bei dem großen Erzrivalen Samsung bahnt sich eine größere Veränderung an nach dem Motto "zurück zu den Wurzeln, zurück zur Familie". Gründersohn Lee Kun-hee (der reichste Koreaner), der wegen Steuerbetrugs 2008 zurückgetreten musste, ist im März 2010 wieder aus Versenkung in den Vorstandschefsessel zurückgekehrt und will nun offenbar den Weg für seinen Sohn Lee Jae-yong (Jay Y Lee, der drittreichste Koreaner) an die Spitze des Flaggschiffs Samsung Electronics ebenen.

Bei der Rückkehr von den Asienspielen im chinesischen Guangzhou (Canton) hat Lee tatsächlich angekündigt, seinen Sohn zu befördern, vor dem Sportereignis hat er nur Andeutungen gemacht. Lee Kun-hee ist seit 1996 Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees (IOC).

Manche Zeitungsberichte sehen den Gründerenkel schon als den kommenden neuen CEO und Präsidenten des größten südkoreanischen Jaebol (Mischkonzerns), der 40 Prozent des Exportvolumens der Republik bestreiten soll. (kh)