Manche Firmen verzweifeln, seitdem sie durch das Einspielen eines Programm-Updates ihrer betriebswirtschaftlichen Software "Lexware Lohn & Gehalt" nicht mehr korrekt arbeiten können. "Seit Wochen meldet unsere Lohnbuchhaltung, dass die Sozialversicherungsmeldungen falsch sind", zürnt der Geschäftsführer eines Seil- und Netzherstellers aus Hamburg. Obwohl Firmen wie die genannte schon seit einiger Zeit Probleme haben, kann Lexware offenbar noch immer kein vollständig fehlerfreies Produkt liefern. Manche Lexware-Nutzer sind nicht in der Lage, korrekt zu buchen. Dabei treten nicht bei allen Softwarekunden die gleichen Fehler auf.
Neben ihrem Ärger über Programmfunktionen regen sich die Unternehmen auch darüber auf, dass sie für eine fehlerhafte Software Geld zahlen sollen. Sauer sind sie ferner, weil ihre Reklamationen nur zögerlich vom Lexware-Support bearbeitet werden. Zahlreiche Firmen haben sich organisiert, um Druck auf Lexware auszuüben und konkrete Forderungen zu stellen. Das Softwareunternehmen versprach, das System nachzubessern. In einem Online-Forum wurden unlängst Protokolle einer Telefonkonferenz zwischen Lexware-Kunden und dem Management veröffentlicht. Zudem finden sich dort Angaben zum Programm und Tipps (einen Überblick über Foreninhalte finden Sie hier).
Fehler in der Software, Hotline überfordert
Betroffen von der Panne sind Nutzer des Lexware-Programms "Lohn & Gehalt", das auch Bestandteil der betriebswirtschaftlichen Software-Suite "Financial Office" ist. Nach Darstellung des Softwarehauses mussten Ende 2008 innerhalb von sechs Tagen gesetzliche Änderungen in die Applikation eingepflegt werden. In der Eile haben die Programmierer offenbar Fehler gemacht, die bis jetzt noch nicht vollständig behoben sind. Für den 18. Februar hat Lexware ein überarbeitetes Update in Aussicht gestellt. Damit, so hofft die Softwarefirma, sollen die Schwierigkeiten behoben sein. Darüber hinaus habe man die Hotline-Kapazitäten und -Zeiten ausgebaut. Zudem sollen Kunden mit Softwareproblemen nicht für die Hotline-Dienste zur Kasse gebeten werden.
In der Zwischenzeit müssen Unternehmen versuchen, klar zu kommen. Manche bemühen ihren Steuerberater, damit sie korrekte Daten an Krankenkassen und Finanzämter übermitteln können.
Neue Lexware-Benutzerführung verwirrt die Kunden
Anwender kritisieren neben den nicht korrekten Programmfunktionen die neue Benutzeroberfläche und klagen über die schlechte Performance des Programms seit Einspielen des Updates. Die mit dem 2009er Update eingeführte Bedienung unterscheide sich stark von der Vorgängerversion, so dass sich User nicht zurechtfänden. Lexware entgegnet, man habe die Oberfläche verändert, weil Kunden das so wollten. Ferner seien Bestandskunden über die Neuerungen in Kenntnis gesetzt worden.
Unternehmen sind auf ERP-Updates angewiesen
Softwarehäuser, die betriebswirtschaftliche Programme anbieten, müssen andauernd neue gesetzliche Vorschriften in ihren Programmen umsetzen. Firmen sind auf diese Aktualisierungen angewiesen, wollen sie rechtlich konform buchhalten. Anwender bezahlen die Softwareupdates in Form einer Wartungsgebühr oder wie im Falle von Lexware mit einem Betrag für ein Programm-Update.
Gesetzgeber verlangt viel von den Softwarehäusern
Allerdings macht es der Gesetzgeber den Softwarehäusern auch nicht eben leicht: Gesetzliche Änderungen werden erst Ende des Jahres bekannt und die Softwarefirmen müssen sich sputen, damit ihre Kunden ab 1. Januar mit an die neuen Verordnung angepassten Programmen arbeiten können. Softwareanbieter wie der Lexware-Konkurrent Sage aus Frankfurt am Main wünschen sich daher mehr Vorlauf, um ausreichend Zeit für das Implementieren und Testen der Modifikationen zu haben. "Die Politik macht sich keine Gedanken über die technische Umsetzbarket ihrer Beschlüsse und gibt bisweilen Zeitrahmen vor, die kaum zu halten sind", meint Rolf Lutz, Chef der Gesellschaft für Datentechnik und Informationssysteme (GDI) aus Landau.
Aktivitäten von Lexware gegen die Softwarepanne
Das Softwarehaus Lexware verspricht, Kunden nicht im Regen stehen zu lassen. Wie aus Kundenäußerungen zu vernehmen ist, hat sich die Softwarefirma bisher in Sachen Krisen-Management nicht mit Ruhm bekleckert. Welche Maßnahmen ergriffen werden, teilte das Unternehmen nun mit:
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Erweiterte Hotline-Zeiten mit mehr Fachkräften für Buchhaltungs- und Lohnabrechnungsprogramme: Montag bis Freitag von 8 bis 20 Uhr; Samstag von 8 bis 18 Uhr.
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Übersicht über den aktuellen Stand bekannter Probleme: Unter dem Forumseintrag "Programminformationen" befindet sich eine Auflistung mit Problemfällen und deren Lösungen. Die Korrekturen erfolgen in Form von Service-Packs, Aktualisierungen, Checklisten und Routinen.
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Laufende Fehlerkorrekturen will die Firma kontinuierlich online stellen. Am 18. Februar 2009 soll eine umfassende Software-Aktualisierung erfolgen.
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Sollte ein Problem nicht beim ersten Hotline-Anruf gelöst werden können, so ist laut Anbieter die weitere Bearbeitung durch Lexware-Spezialisten kostenfrei.
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Lexware-Experten stehen über das Forum im Online-Kontakt mit den Anwendern.
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Rückruf-Service: Laut Lexware kann für die Mehrzahl der Anwender ein kostenfreier Rückruf-Service zu einem festen Termin vereinbart werden. Der Rückruf soll durch einen Hotline-Mitarbeiter erfolgen, der mit dem individuellen Problem bereits vertraut sei.
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Anwender, die aufgrund eines von Lexware verursachten Problems Meldungen gegenüber der Finanzverwaltung oder den Sozialversicherungsträgern nicht erstatten können, will die Firma durch schriftliche Erklärungen unterstützen.
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Lexware will ferner die Gesprächskreise mit Kunden ausweiten, die in vielen Städten stattfinden werden. Hier können die Lexware-Anwender noch intensiver als bisher ihre Wünsche und Vorstellungen für die künftige Software einbringen.
Bleibt abzuwarten, ob sich damit die Probleme der zahlreichen Anwender lösen lassen. Wir verfolgen das Thema weiter und würden uns freuen, wenn Sie als Lexware-Nutzer uns mitteilen könnten, ob die Maßnahmen des Softwarehauses Ihnen etwas nützen.
Sie erreichen mich unter: fniemann@computerwoche.de