Als der chinesische PC-Anbieter Lenovo im September 2008 den Markt der x86-Server betrat, tat es das hoffnungsvoll. Es handle sich um eine "nennenswerte Offerte", sagte Marc Godin, damals bei Lenovo für die Enterprise Business-Abteilung verantwortlich.
Jetzt, nach 18 Monaten Erfahrung, überdenkt es diese Geschäft: Es hat die schmerzhafte Erfahrung so vieler bekannter Anbieter von Desktop-Rechnern gemacht, die glaubten, es sei ein Leichtes in den Servermarkt zu gehen, um dann zu erkennen, dass sich PC- und Servergeschäft grundsätzlich unterscheiden.
In einem Interview mit dem britischen Reseller-Magazin "Microscope" erklärte Milko Van Duijl, Präsident Westeuropa, Nordamerika, Japan und Australien, Lenovo sei dabei, sein Servergeschäft zu überdenken, nachdem die in den vergangenen Monaten erreichten Stückzahlen deutlich unter den Erwartungen geblieben seien. Van Duijl ist mit den 64.000 "Think"-Servern, die in dieser Zeit weltweit an kleine und mittlere Unternehmen über den indirekten Kanal gingen, nicht zufrieden. Er stützt sich bei diesen Angaben auf Marktforscher IDC (eine Schwestergesellschaft von ChannelPartner), die die Zahlen vom vierten Quartal 2008 bis zum dritten Quartal 2009 ermittelt haben.
"Im Moment befinden wir uns sozusagen in einem Loch", sagte er dem Magazin. Er nannte als einen Grund dafür das schmale Portfolio des chinesischen Anbieters. Derzeit kann Lenovo ausschließlich Single-, Dual- und Quad-Core Server mit Chips von Intel anbieten Die Zielgruppe Lenovos sind Unternehmen bis zu 500 Nutzern; der Weg zum Kunden führt laut Lenovo über den indirekten Kanal.
Van Duijl erklärte weiter, er sehe keinen großen Sinn darin, ein Geschäft zu betreiben, das nur derart geringe Stückzahlen ermögliche. "Wenn wir nicht hunderttausende Server verkaufen, trägt dieses Geschäft nicht viel bei. Es liegt viel Arbeit vor uns."
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Welche konkreten Anstrengungen Lenovo unternehmen wird, die wenig zufrieden stellende Situation zu ändern, lies der Manager offen. Fest stehe im Augenblick, dass Lenovo nicht aus dem Servergeschäft aussteigen werde.
"Es gibt eine Menge Möglichkeiten für uns, bevor wir über einen Ausstieg nachdenken", versicherte er.
So rechnet er zum Beispiel damit, dass eine Reihe von Unternehmen in diesem Jahr ihre veralteten Server austauschen werden - davon wolle Leonovo profitieren.
Zu weiteren Anstrengungen, etwa stärker mit dem indirekten Kanal zusammenzuarbeiten und beispielsweise mit attraktiveren Konditionen und aggressiveren Preisen Kunden zu gewinnen, oder auch die Zusammenarbeit mit IBM zu stärken und vielleicht auch mit AMD anzustreben, äußerte er sich nicht.
Die bitteren Erfahrungen Lonovos mit dem Servermarkt sind nicht einzigartig. Solches Lehrgeld mussten bereits Anbieter wie Toshiba, NEC oder auch Acer bezahlen. Das bestätigte IDC-Analyst Nathaniel Martinez. Für niemanden sei es einfach, im Servermarkt neu Fuß zu fassen, sagte er.
Eine Stellungsnahme von Lenovo Deutschland war bis zur Stunde nicht zu bekommen. (wl)