Leinwände: Die ideale Projektionsfläche

18.07.2006 von Georg Renelt
Eine einfache weiße Wand genügt, um mit einem Beamer ein gutes Bild zu erzeugen. Unsere Schwesterpublikation Digital.World erklärt, wie man Bettlaken, Haus- und Innenwände in passable Projektionsflächen verwandeln kann.

Drei Eigenschaften einer Projektionsfläche sind für ein zufriedenstellendes Bild wichtig: Farbe, Homogenität und Reflexion. Mit unterschiedlichen Methoden und Anschaffungen können Sie dafür sorgen, dass ein Projektor zusammen mit einer optimalen Projektionsfläche ein perfektes Ergebnis liefert. Aber nicht alle Probleme muss man mit Geld erschlagen – Wissen oder Fleiß helfen bisweilen auch.

Bevor wir Ihnen im Folgenden erklären, wie Sie Mauern und Bettlaken zu Leinwänden umfunktionieren, hier noch einige Tipps für diejenigen, die sich nicht als Bastler sehen und lieber eine fertige Leinwand kaufen:

Im preiswerten Sektor bieten sich vor allem Rahmenleinwände an, weil Rollleinwände von ausgezeichneter Qualität sein müssen, damit sie keine irreparablen Wellen in aufgerollter Parkposition bekommen. Rahmenleinwände haben aber zudem den Vorzug, dass sie sich auch geneigt montieren oder – bei ambulantem Einsatz – fixieren lassen. So kann die Leinwand besser auf den Projektor ausgerichtet werden, und Sie können auf Trapezkorrektur und Lens-Shift vielleicht verzichten.

Das beste Argument für Leinwände, die mit einer Lichtverstärkung („Gain“) aufwarten, ist die Chance, die Lichtleistung des Projektors optimal zu nutzen. Natürlich verstärkt die Leinwand nicht, sondern sie bündelt das Licht ein wenig.

Ein Extremfall sind Leinwände mit einer Oberfläche aus Glaskugeln. Diese werfen mehr Licht in Richtung Projektor zurück, als in alle anderen möglichen Richtungen. Aus dieser Richtung ist dann ein helleres Bild zu sehen, Leinwände dieses Typs weisen Gain-Faktoren ab 1,5 aufwärts auf.

Der Nachteil: Nur unter speziellen Bedingungen verschlechtern sie den Bildeindruck nicht. Leinwände auf Kunststoff-Basis werben für sich oft mit Gain-Faktoren zwischen 1,2 und 1,4 und können tatsächlich eine Lösung für lichtschwache Projektoren sein. Andererseits können bei lichtstarken Beamern grau getönte Leinwände mit einem Gain-Faktor unter 1 den Schwarzwert verbessern.

Wände nutzen

Wer keinen Cent für die Projektionsfläche übrig hat, kann statt einer Leinwand auch die Hausmauer oder Wohnzimmerwand nutzen. Allerdings sollten Sie die Wände zuvor genau inspizieren.

Weißabgleich & Farbkorrektur:
Die Eigenfarbe der Projektionsfläche bestimmt die Farbwiedergabe wesentlich. Projektionen auf gelbe Hauswände bewirken etwa einen ganz ungesunden Teint der Darsteller. Projektoren bieten dafür einen Weißabgleich oder wenigstens eine Einstellmöglichkeit für die einzelnen Farbanteile. Darüber hinaus korrigiert das Auge Farbstiche in einem bestimmten Rahmen ganz zwanglos.

Homogenität & Textur:
Im kleinen Maßstab sorgt die Textur – Rauhputz als extreme Variante – für eine Körnung des Bildes, die aber selten störend wirkt. Kritischer sind nicht gleichmäßig reflektierende Hintergünde, ganz besonders dann, wenn sie sich zufällig auch noch mit der Randabdunklung eines Projektors überlagern. Bei der Projektion auf eine Außenwand etwa hilft nur eine sorgfältige Inspektion.

Selber machen

Zwar sind die Ergebnisse bei der Projektion auf unveränderte Haus- und Innenwände fast immer befriedigend, sie lassen sich aber erheblich verbessern.

Der richtige Anstrich:
Wichtig ist der sorgfältige Anstrich der Projektionsfläche mit einer Farbe mit vielen Pigmenten. Die nicht tropfenden, pastösen Wandfarben aus Baumärkten weisen zum Beispiel sehr viele Pigmente auf.
Eine spezielle Mischung: Screen goo nennt sich die Acrylfarbe von Goo Systems, die eine perfekte Projektionsfläche schaffen soll. Screen goo – in mehreren Varianten erhältlich – soll Gain-Faktoren zwischen 1,5 und 1,9 ermöglichen.

Die Bettlaken-Leinwand:
In wenigen Stunden lässt sich mit wenig Aufwand eine universell einsetzbare Projektionsfläche herstellen. Ein einfacher Holzrahmen – eventuell diagonal versteift – reicht aus. Darauf wird mit mäßiger Spannung, aber großer Sorgfalt ein altes Bettlaken getackert. Dieses wird mit Wandfarbe bemalt. Die erste Farbschicht ist etwas schwierig, weil der Stoff noch nachgibt. Beim Trocknen spannt sich die Leinwand jedoch und übt jetzt einen ordentlichen Zug auf Rahmen und Tacker-Verbindung aus. Die zweite Schicht ist dann leicht aufgebracht. Diese Projektionsfläche ist billig, leicht und deswegen auch mit geringem Aufwand fixierbar – und wenn sie kaputt ist, baut man eine neue.

Fomate & Maskierungen:
Schließlich ist das Format wichtig, vor allem bei festen Leinwänden. Projiziert der Projektor in 16:9, wirkt eine 4:3-Leinwand unpassend. Für die Formate, die der Beamer aber mit schwarzen Balken an die Wand wirft, ist eine Maskierung empfehlenswert. Das Schwarz der Balken ist erstaunlich leuchtstark und stört damit. Wenn diese Fläche mit einer schwarzen Textilie abgedeckt wird, lässt sich der Zustand erheblich verbessern.

Hinweis: Einige Rahmenleinwände besitzen klappbare Maskenteile. Der pure Luxus sind Motorleinwände, die diese Maskierung nicht nur für 16:9, sondern auch fürs Kinoformat 2,35:1 auf Knopfdruck einstellen. (digitalworld/cm)