Laut allein genügt schon längst nicht mehr

08.11.2001
Auf den meisten Motherboards sind inzwischen Soundchips integriert. Für viel mehr als zur Wiedergabe der Windows-Systemklänge und eventuell zum Abspielen von Internetsounds reichen deren Fähigkeiten aber nicht aus. Eine neue, bessere Soundkarte muss her.

Die großen Soundkartenhersteller wie Creative, Terratec und Videologic haben erkannt, dass sich mit marktgerechten Karten Geld verdienen lässt. Billige Soundkarten sind aus ihrem Sortiment komplett verschwunden. Dieses Feld überlassen sie Firmen aus Fernost, die noch Einfachst-Soundkarten für knapp 20 Mark anbieten. Der Endanwender scheint bereit zu sein, bis zu 200 Mark für eine gute Karte auszugeben, lautet die einhellige Einschätzung der Soundkartenproduzenten. Dabei geht der Trend nicht nur in Richtung besserer Klang, der Kunde legt immer mehr Wert auf vielkanalige Soundwiedergabe. Stereosound mit nur zwei Lautsprechern scheint ihm nicht zu reichen. "Unsere Kunden wollen mindestens vier, wenn nicht sogar sechs Lautsprecherausgänge", erklärt Carsten Bickhoff, Marketing-Communication-Manager von Creative, gegenüber ComputerPartner. "Besonders Spieler von Ego-Shootern sind auf die zusätzlichen akustischen Funktionen diese Soundkarten angewiesen", sagt er weiter. "Denn nur so lassen sich schwierige Level meistern. Mit einem Mehrlautsprechersystem lässt sich im Vorfeld erkennen, aus welcher Richtung die Gegner kommen."

Heutige Soundkarten haben mit den "Krachmachern" früherer Generationen nichts mehr gemein. Die Käufer sind kritischer geworden und wissen genau, welche Effekte ihre Soundkarte besitzen soll. Darin sind sich alle Hersteller einig. Auch darf man den engagierten Hobbymusiker oder diejenige Käuferschicht nicht vergessen, die ihre alten Langspielplatten auf CD brennen will. Beide Zielgruppen sind bereit, viel Geld für eine Soundkarte auszugeben.

Störquellen im PC

Eine ideale Soundkarte soll möglichst alles können. Doch genau hier stehen die Hersteller vor einem großem Problem. Schließlich wird ihr Produkt in den Tiefen eines ihnen unbekannten Systems eingebaut. Und je nachdem, wie die internen Beschaffenheiten des jeweiligen PCs sind, können Störgeräusche und Interferenzen auftreten, die die gesamte Entwicklungsarbeit der Ingenieure zunichte machen. Deshalb setzen fast alle Hersteller bei hochwertigen Soundkarten auf digitale Ein- und Ausgänge. Liegt das Audiosignal erst mal in digitaler Form vor, können solche Störquellen, wie es sie im PC mehrfach gibt, dem Klang nichts mehr anhaben. Besitzt die Soundkarte dagegen noch analoge Eingänge, können die Störquellen im PC das Audiosignal negativ beeinflussen. Der Kunde kauft dann beispielsweise eine teure Soundkarte und kann damit immer noch nicht seine LPs auf CD brennen, weil Störgeräusche das Nutzsignal überlagern.

Außerdem ist ein Plattenspieler für den direkten Anschluss an die Soundkarte des PCs nicht geeignet. Um die bei der Aufnahme der Langspielplatten absichtlich (technisch bedingten) hinzugefügten "Verzerrungen" rückgängig zu machen, ist ein so genannter "Entzerrungsvorverstärker" zwingend notwendig. Dieser hebt erstens den äußerst schwachen Signalpegel des Magnetsystems vom Plattenspieler auf eine für die Soundkarte verwertbare Größe an. Und zweitens bügelt er den Frequenzgang des Audio-Signals vom Plattenspieler wieder aus. Erst damit ist eine Überspielung des Sounds überhaupt möglich. Sowohl Terratec als auch Steinberg, Hersteller von professioneller Musiksoftware, haben in ihrem Angebot einen kleinen externen Entzerrungsvorverstärker für den Heimanwender. Einschließlich der Aufnahmesoftware kosten diese Geräte rund 180 Mark.

Um Beeinflussungen der Qualität des Audiosignals zu vermeiden, setzen einige Hersteller, wie beispielsweise Terratec und Creative, auf einen Einschub, der, in die Frontblende des PCs eingesetzt, alle Signalein- und -ausgänge auf die Frontseite des Rechners verlegt. Dadurch wird schon ein besserer Störabstand gewährleistet. Bei Highend-Produkten verbannen die Hersteller die A/D-Wandler zur Digitalisierung ganz aus dem PC und bieten externe Kästchen an, in denen das analoge Eingangssignal in einen digitalen Datenstrom umgewandelt wird. Im Rechner selbst werden alle Daten nur noch digital verarbeitet, sodass dann wirklich alle internen Störquellen ausgeschaltet sind.

Ein Schlagwort bei Soundkarten ist Dolby-Surround. Nur mittels dieser Technologie ist es möglich, im AC3-Format codierte Audiodateien mit sechs diskreten Musikkanälen für echten Surroundklang abzuspielen. Creative betont, dass sei-ne Soundkarten der Audigy-Reihe nicht nur Dolby-fähig sind, sondern auch von den Dolby Laboratories zertifiziert wurden. Der kleine, aber feine Unterschied besteht darin, dass andere vielleicht billigere Produkte zwar mit einem Software-DVD-Player ausgeliefert werden, der von Dolby zertifiziert wurde. Für die Audioqualität der Soundkarte gilt das jedoch dann nur teilweise.

www.creative.de

www.terratec.de

www.steinberg.de

Computerpartner Meinung:

Die Zeit der Billiglösungen für Sound scheint vorbei zu sein. Anwender werden anspruchsvoller und geben sich nicht mehr mit dem dünnen Klang integrierter Soundkarten im Rechner zufrieden. Und sie sind offensichtlich auch bereit, mehr als 100 Mark für eine ordentliche Karte auszugeben. Für den Fachhandel ist das eine Chance, mit Aufrüstgeschäft Geld zu machen. (jh)