Anstieg um 23,6 Prozent

Ladendiebstahl ist ein 4,8-Milliarden-Euro-Problem

02.07.2024 von Peter Marwan
Rechnerisch entfällt auf jeden Bundesbürger ein Warenwert von rund 34 Euro, der nicht bezahlt wird - oder jeder 200. Einkaufswagen passiert unbezahlt die Kasse. Geklaut wird durch Kundschaft, Beschäftigte, Lieferanten und Servicepersonal – und immer häufiger organisiert und gewerbsmäßig.
Von den 4,1 Milliarden Euro an Ladendiebstählen im Jahr 2023 in Deutschland sind rund 2,82 Milliarden Euro der Kundschaft anzulasten.
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Im Jahr 2023 ist das ohnehin hohe Niveau bei Ladendiebstählen in Deutschland noch einmal um 15 Prozent gestiegen. Das zeigt eine aktuelle Studie des EHI Retail Institute. Der Rückgang während der Corona-Pandemie erwies sich damit nicht als Trendwende, sondern als Sondereffekt.

"Die Zunahme der Diebstähle im Jahr 2022 stellte noch eine Rückkehr zur 'Normalität' der Vor-Corona-Zeit dar", erklärt Frank Horst, Studienautor und Spezialist für Inventurdifferenzen beim EHI. "Nun ist aber ein Wendepunkt erreicht, an dem die Zunahme der Ladendiebstähle eine besondere Dimension annimmt und besondere Aufmerksamkeit erfordert."

Inventurdifferenzen steigen 2023 um fast 5 Prozent

Die Inventurdifferenzen sind 2023 insgesamt sind um fast 5 Prozent gestiegen. Der dadurch entstandene Schaden liegt bei 4,8 Milliarden Euro. Der Anteil der Verluste durch Diebstahl von Kundschaft, Beschäftigten, Lieferanten und Servicepersonal beläuft sich auf insgesamt 4,1 Milliarden Euro. 700 Millionen entfallen auf organisatorische Mängel. Dazu zählen eine falsche Preisauszeichnung sowie Erfassungs- und Bewertungsfehler.

Neben der Kundschaft sorgen auch Lieferanten und Beschäftigte für eine erheblichen Anteil an den Inventurdifferenzen.
Foto: EHI Retail Institute

Von den 4,1 Milliarden Euro an Ladendiebstählen sind rund 2,82 Milliarden Euro der Kundschaft anzulasten. 910 Millionen Euro gehen auf die eigenen Angestellten zurück. Waren im Wert von 370 Millionen Euro werden durch das Personal von Lieferanten und Servicefirmen entwendet. Statistisch gesehen entfällt damit auf jeden Bundesbürger oder -bürgerin jährlich ein Warenwert von rund 34 Euro, der nicht bezahlt wird. Anders ausgedrückt passiert jeder 200. Einkaufswagen unbezahlt die Kasse.

Starker Zuwachs bei schwerem Ladendiebstahl

Laut Polizeilicher Kriminalstatistik sind Ladendiebstähle um 23,6 Prozent auf insgesamt 426.096 Fälle (Vorjahr 344.669) gestiegen. Die Polizei unterscheidet zwischen einfachem und schwerem Ladendiebstahl. Schwerer Diebstahl ist es zum Beispiel, wenn das Diebesgut etwa durch ein eine Vitrine oder eine andere Schutzvorrichtung (etwa eine Warensicherung), besonders gesichert und von gewissem Wert ist. Darunter fallen auch Bandendiebstähle, wie sie bei Smartphones häufig sind.

Darauf sollten Sie bei der Anschaffung von Überwachungskameras achten
Bildqualität
Jeder kennt die typischen unscharfen Bilder von Überwachungskameras, beispielsweise aus Bahnhöfen. Was vielen nicht klar ist - mit dem aktuellen Stand der Technologie sind auch bei manchen Einsteiger-Systemen mittlerweile Video- und Bild-Aufnahmen in HD-Qualität möglich. Schließlich nützt eine Überwachungskamera nichts, wenn nicht zu erkennen ist, was passiert und wer zu sehen ist.
Bewegungssensoren
Leistungsstarke Bewegungssensoren verfügen über einen möglichst hohen Erkennungswinkel und sind so in der Lage, Bewegungen zu erkennen, die mehrere Meter entfernt stattfinden. Dies stellt sicher, dass die Kamera sich nicht drehen muss, sie nichts übersieht und rechtzeitig einen Alarm sendet.
Nachtsichtfunktion
Rein statistisch gesehen, finden die meisten Einbrüche tagsüber statt, für nahtlosen Schutz rund um die Uhr ist eine Nachtsichtfunktion aber trotzdem unerlässlich: Aus diesem Grund sollten Sicherheitskameras mit innovativer Nachtsichttechnologie arbeiten, um auch bei Dunkelheit Aufnahmen zu ermöglichen, die bei Bewegung alles erkennen lassen.
Sirene und Zweiwege-Audio
Verbrechen verhindern, bevor sie geschehen? Das ist mit leistungsstarken Einsteigersystemen inzwischen möglich. Neben Zweiwege-Audio zur Kommunikation über das Kamerasystem sollten smarte Überwachungssysteme unbedingt über laute Sirenen verfügen. So werden Eindringlinge abgeschreckt, bevor es zum Einbruch kommt. Ideal ist, wenn die Sirene sowohl manuell über eine App aktivierbar ist als auch automatisch Alarm schlägt, sobald eine Bewegung oder ein Geräusch durch das System registriert wird.
Einfache Installation
Hierfür ist es wichtig, auf flexible Montagemöglichkeiten zu achten sowie auf Einfachheit bei der Installation und Inbetriebnahme. Beispielsweise kann bei akku-betriebenen WLAN-Kameras komplett auf Kabel verzichtet oder bei PoE-Kameras, die Stromversorgung gleich über das Netzwerkkabel eines PoE-Switches mit übernommen werden.
App-Steuerung
Bedienkomfort per App ist ein weiterer wichtiger Aspekt, um alle Funktionen zu verwalten und überall im Bilde zu sein. Dies beginnt bereits beim Ein- und Ausschalten des Überwachungssystems aus der Ferne. Fortschrittliche Einsteigerkameras erlauben es, die Bilder der Überwachungskamera live auf das Smartphone zu übertragen, damit auch im Ernstfall zeitnah eingegriffen werden kann. Bei längerer Abwesenheit empfiehlt sich eine Cloud-Speicherung.

Der schwere Ladendiebstahl hat 2023 mit 27.452 angezeigten Fällen einen Höchststand erreicht. Allerdings wird längst nicht jeder Ladendiebstahl angezeigt. Aus dem durchschnittlichen Schaden aller angezeigten Diebstähle und dem per Inventur festgestellten Warenschwund im Handel ergibt sich, dass jährlich etwa 24 Millionen Ladendiebstähle im Wert von je 117 Euro unentdeckt bleiben, was rund 100.000 Ladendiebstählen je Verkaufstag entspricht. Der Wert wiederum liegt in etwa auf dem Niveau von 2007.

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