Der Markt für "Manager auf Zeit" in Deutschland wächst. Damit folgt das Land einem Trend, der in den USA, den Niederlanden oder Großbritannien schon längst eingezogen ist. Die Vermittler für Interimsmanager erwarten für das Jahr 2008 ein Umsatzplus von mindestens 30 Prozent, schreibt die Financial Times. Insbesondere im Mittelstand steige der Bedarf. Ein Haupttreiber dieses Wachstums ist die Globalisierung. "Wir suchen vor allem Personal für die Expansion ins Ausland", sagt Harald Linné, Partner von Boyden Interim Management.
Kleine und mittelständische Unternehmen sollten nach Meinung des Personalexperten Marc Emde, Geschäftsführer des Kölner Dienstleisters KCP Executives, noch offensiver mit dem Thema umgehen. "Im Mittelstand ist die Personaldecke oft enger als in den Konzernen. Es kommt dann schon einmal vor, dass bestimmte Projekte nur deshalb verzögert werden, weil man zurzeit nicht den passenden Mann an Bord hat", so Emde. Nach Ansicht des Personalexperten sollten Firmen diejenigen Manager auf Zeit wählen, die schon ein paar gute Referenzprojekte vorweisen könnten. "Branchenkenntnisse und Führungserfahrung allein reichen jedoch nicht aus. Von einem geeigneten Kandidaten wird mehr erwartet. Beispielsweise, dass er sich innerhalb kürzester Zeit in einem Mitarbeiterumfeld zurechtfindet, das ihm zuvor völlig unbekannt war. Allerdings ist dies auch einen Vorteil. Denn wer emotional unbelastet in eine Managerposition geht, kann manchmal besser harte, aber unumgängliche Entscheidungen zum Wohle des Unternehmens treffen, indem er als 'Feuerlöscher' unterwegs ist", sagt Emde.
Udo Nadolski, Geschäftsführer von Harvey Nash, hält den Einsatz von Interimsmanager für eine gute Möglichkeit, um in einem verkrusteten Arbeitsmarkt ein wenig Flexibilität zu gewinnen. Für die Automobilbranche ist das Ausleihen von Ingenieuren mittlerweile ein unverzichtbares Instrument. Wenn wegen eines neuen Projektes zusätzliche Arbeit anfällt, ist es notwenig, externe Fachkräfte einzusetzen. Sie sind sofort verfügbar und müssen nicht über ein langwieriges Einstellungsverfahren am Personalmarkt erst gesucht werden", so die Erfahrung von Nadolski. Generell wachse in modernen Volkswirtschaften der Anteil von Tätigkeiten, die zeitlich begrenzt seien. "Hier wird ein Netz von freischaffenden Arbeitskräften, die über die gesamte Welt verstreut sind, immer wichtiger", resümiert der Manager des Düsseldorfer Beratungshauses Harvey Nash. Der Wechsel zwischen selbständiger und unselbständiger Arbeit, zwischen Vollzeit- und Teilzeitjob, zwischen dauerhafter und befristeter Arbeit werde zur Regel.
Der Branchendachverband DDIM http://www.ddim.de hat 101 Mitglieder, davon fünf große Vermittler. Für das abgelaufene Jahr 2007 wird geschätzt, dass der Umsatz der deutschen Branche um 13 Prozent auf rund 550 Millionen Euro gestiegen ist. Und für 2010 werde ein Umsatz von 750 Millionen Euro erwartet, so die Wirtschaftszeitung. (pte/mf)