Mehr Chancen für Ältere

Kunden fordern erfahrene Berater

17.06.2015
IT-Beratungen, die noch vor Jahrem zum Großteil Hochschulabsolventen einstellen, denken um und öffnen sich allmählich einer neuen Zielgruppe: Consultants, die schon zehn Jahre oder mehr im Geschäft sind.

Lange galt die IT-Branche als schnell, jung und dynamisch. Ältere Bewerber suchten oft lange nach einem neuen und attraktiven Job. Dagegen standen Hochschulabsolventen und Young Professionals mit drei bis fünf Jahren Berufserfahrung alle Türen offen. "Das Alter der Bewerber ist uns egal, entscheidend ist die Berufserfahrung", sagt Simone Wamsteker, Leiterin Recruiting bei Accenture in Kronberg. Das sind neue Töne: Früher stelllte die Beratung zu 80 Prozent Absolventen ein, heute sucht Wamsteker " etwa gleich viele Absolventen und berufserfahrene Mitarbeiter. Viele Kunden wünschen sich explizit Berater, die ähnlich komplexe Projekte schon erfolgreich gemanagt haben." Schon seit vielen Jahren können sich Informatiker ihren Arbeitgeber aussuchen, das Nomadenleben eines Beraters zieht gerade Jüngere weniger an als früher.

Simone Wamsteker, Leiterin Recruiting bei Accenture: "Viele Kunden wünschen sich explizit Berater, die ähnlich komplexe Projekte schon erfolgreich gemanagt haben."
Foto: Accenture

Marion Schoenberger heuerte im September bei Accenture an. Dass jüngere Kollegen sie anfangs siezten, amüsiert die 48jährige SAP-Expertin noch heute. "Ich habe zuvor bei kleineren IT-Beratungen gearbeitet und war auf der Suche nach einem Arbeitgeber, der Projekte strukturiert und professionell angeht. Außerdem wollte ich mich weiterentwickeln." Flexibel sein und Mut für Neuanfänge zeichnen den Berufsweg der Juristin aus. Nach dem Studium flog sie als Stewardess sechs Jahre um die Welt, seitdem spricht sie fließend Englisch, Französisch und Italienisch. Mit Mitte 30 hängte wagte sie mit einer einjährigen SAP-Qualifizierung einen Kurswechsel. "Mich interessierten neue Technologien, ich wollte weiter mit Kunden arbeiten und auch mein juristisches Wissen einbringen," so Schoenberger.

Karriere bei IT-Beratungen -
Wettbewerb um Talente
Eine Lünendonk-Studie zeigt, wie IT-Beratungen Talente locken und was für eine Karriere dort möglich ist.
Sicheres Arbeitsverhältnis
Fast alle der befragten IT-Dienstleister bieten zeitlich unbefristete Arbeitsverträge an. In 28,3 Prozent der Unternehmen gibt es neben unbefristeten auch befristete Verträge.
Durchlässigkeit bei der Karriere
Der Mittelwert der Anzahl von Beförderungsstufen bis zu einer Fach- oder Führungskarriere liegt unter den IT-Beratungs- und IT-Service-Unternehmen bei vier Stufen.
Mit großen Schritten
Ein Karriereschritt dauert in IT-Beratungen durchschnittlich 2,8 Jahre.
Zügig ins Management
Berufseinsteiger können innerhalb von weniger als zwölf Jahren eine Position im oberen Management erreichen.
Frauenanteil in der IT-Beratung
Jede vierte Stelle in den untersuchten Unternehmen ist mit einer Frau besetzt.
Wenig Frauen im Management
Dort sind nur 13,3 Prozent der Manager weiblich.
Ausgewogenes Arbeitsverhältnis
IT-Spezialisten verbringen etwa 57 Prozent ihrer Arbeitszeit im Unternehmen und die übrige Zeit beim Kunden.
Reisezeit nicht gleich Arbeitszeit
In etwas weniger als der Hälfte der Unternehmen werden Fahrzeiten komplett als Arbeitszeit abgegolten. Bei den übrigen Arbeitgebern werden Fahrzeiten nur zum Teil übernommen.
Flexible Arbeitsmodelle
Knapp zwei Drittel der Studienteilnehmer ermöglichen ihren Angestellten Home-Office-Tage.
Unterschiede beim Urlaub
Die Anzahl der Urlaubstage hängt nicht nur vom Arbeitgeber, sondern teilweise auch von der Karrierestufe ab.
Weiterbildung in der IT-Beratung
82 Prozent der befragten IT-Unternehmen bieten themenübergreifende Weiterbildungsmaßnahmen zur fachlichen Fortbildung an.
Coaching für den Aufstieg
62,5 Prozent der Befragten verfügen über ein eigenes Führungskräfte-Programm.
Zur Studie
Für die Lünendonk-Studie wurden 56 IT-Dienstleistungsunternehmen befragt, die Beratungsleistungen anbieten. Die Studie ist unter dem Titel „Recruiting in der IT-Beratung – Strategien der IT-Dienstleistungsunternehmen gegen den anhaltenden Fachkräftemangel“ erschienen.

Impulsive Junge, vorsichtige Ältere

Während die IT um das Jahr 2000 boomte und offen für gut qualifizierte Quereinsteiger war, änderte sich das schlagartig, als sich die Weltwirtschaft Ende 2001 in einer Abwärtsspirale befand. "Ich hatte meine Zertifizierung erfolgreich abgeschlossen und erste Vorstellungsgespräche absolviert, doch nach dem 11. September herrschte überall Einstellungsstopp", erinnert sie sich. Mit gemischten Gefühlen denkt Schoenberger an die Nullerjahre zurück, in denen sie für kleinere IT-Beratungen und als Freiberuflerin arbeitete: "Ein steiniger Weg. Doch ich hatte nie Zweifel an meiner Entscheidung." Mit dem Berufseinstieg bei Accenture nahm ihre Karriere neu an Fahrt auf. "Ich bin auf dem Experten-Niveau eingestiegen und bereits im Vorstellungsgespräch wurde über Karriereperspektiven und Weiterbildung gesprochen."

Die Zusammenarbeit zwischen jungen und erfahrenen Kollegen sieht Schoenberger als Ansporn. "Die Jüngeren agieren schneller und impulsiver, die erfahrenen IT-Berater sind vorsichtiger. Beides ergänzt sich gut und ich lerne jeden Tag dazu." Auch Simone Wamsteker weiß, dass gemischte Teams mehr Konfliktpotenzial bergen: "Reibung tut gut. Natürlich braucht ein Teamleiter viel Fingerspitzengefühl, doch mit Trainings sensibilisieren wir unsere Mitarbeiter und bereiten sie darauf vor." Auch das Recruiting passte Wamsteker an die zwei Bewerbergruppen an. "Ein Team konzentriert sich auf die Einsteiger und recherchiert vor allem über Social-Media-Kanäle, ein zweites Team spricht Berufserfahrene an." Messen, Karrierenetzwerke, Lebenslaufdatenbanken und auch die Empfehlung von Kandidaten durch Mitarbeiter seien erfolgreiche Wege, um berufserfahrene Kollegen zu gewinnen. Marion Schoenberger fühlt sich bei Accenture wohl. Zwischen älteren und jüngeren Kollegen stimme die Chemie, das Alter sei kein Handicap. Und Wamsteker ergänzt: "Es gibt einen Trend zu älteren, berufserfahrenen Beratern."

Was Berater verdienen ... -
Was Berater verdienen...
...hat der Bundesverband Deutscher Unternehmensberater (BDU) in seiner aktuellen Studie eruiert, für die er Gehaltsdaten aus 193 Unternehmensberatungen ausgewertet hat.
In großen Unternehmensberatungen,...
...die jährlich über 25 Millionen Euro Umsatz machen, verdienen vor allem die oberen Hierarchiestufen überdurchschnittlich gut.
Analysten dagegen....
steigen bei großen Unternehmensberatungen mit 43.800 Euro im Jahr ein, was einer durchschnittlichen Vergütung für die unterste Karrierestufe entspricht.
Consultants in großen Unternehmensberatungen...
.....machen schon einen deutlichen Gehaltssprung und kommen auf 62.700 Euro im Jahr. Hier ist auch bereits der variable Anteil höher.
Senior Consultants in Unternehmensberatungen der Umsatzklasse über 25 Millionen Euro...
...kommen auf ein Jahresgehalt von 81.400 Euro. Wie die Consultants werden sie am Unternehmensergebnis, ihrer Akquisitationsleistung, dem Honorarumsatz und Sonderaufgaben gemessen.
Mit dem Karrieresprung zum Manager....
...erhöht sich das Einkommen in großen Beratungen um knapp 25.000 Euro auf durchschnittlich 106.700 Euro im Jahr.
Senior Manager ....
...sind die zweite Führungsebene in großen Unternehmensberatungen. Ihr Jahreseinkommen beträgt im Schnitt 146.400 Euro.
Partner in großen Unternehmensberatungen...
.... verdienen 369.000 Euro im Jahr und damit neun Mal so viel wie ein Analyst. 42 Prozent der Vergütung sind variabel, die sich vor allem am Unternehmensergebnis bemisst.
Gute Verdienstchancen...
...eröffnen sich auch in Unternehmensberatungen, die zwischen fünf und 25 Millionen Euro Jahresumsatz erwirtschaften.
Analysten erhalten....
...mit 46.100 Euro im Jahr sogar 3000 Euro mehr als ihre Kollegen in Beratungen der Umsatzklasse über 25 Millionen Euro.
Consultants ....
...in Beratungen in der Umsatzklasse zwischen 5 und 25 Millionen Euro verdienen jährlich 57.100 Euro und damit rund 5000 Euro weniger als ihre Kollegen in großen Beratungshäusern.
Der Karriereschritt zum Senior Consultant...
.....rechnet sich in Beratungen in der Umsatzklasse zwischen 5 und 25 Millionen Euro. Ein Senior Consultant bekommt 83.700 Euro oder 25.000 Euro mehr als ein Consultant.
Das Gehalt der Manager....
...in Beratungen in der Umsatzklasse zwischen 5 und 25 Millionen Euro pendelt sich bei rund 100.000 Euro ein.
Ein Senior Manager....
...kommt in Beratungen in der Umsatzklasse zwischen 5 und 25 Millionen Euro bereits auf 137.200 Euro im Jahr.
Partner....
... verdienen in Beratungen in der Umsatzklasse zwischen 5 und 25 Millionen Euro 215.600 Euro im Jahr und damit fünf Mal soviel wie Analysten.
Auch Unternehmensberatungen...
...in der Umsatzklasse zwischen 2,5 und 5 Millionen Euro vergüten ihre Mitarbeiter und Manager ansprechend. Im Vergleich zur Umsatzklasse von 5 bis 25 Millionen Euro sind hier kaum Abstriche festzustellen.
Analysten verdienen...
in Beratungen der Umsatzklasse zwischen 2,5 und 5 Millionen Euro 43.200 Euro im Jahr.
Der erste Karriereschritt zum Consultant...
schlägt in Beratungen der Umsatzklasse zwischen 2,5 und 5 Millionen Euro mit einem Plus von knapp 18.000 Euro zu Buche. Das Jahresgehalt beträgt 61.300 Euro.
Der nächste Schritt zum Senior Consultant...
...bringt in Beratungen der Umsatzklasse zwischen 2,5 und 5 Millionen Euro nochmal 23.000 Euro im Jahr. Ein Senior Berater kommt auf 84.600 Euro.
Manager erhalten....
....in Beratungen der Umsatzklasse zwischen 2,5 und 5 Millionen Euro eine Gesamtvergütung von 104.200 Euro.
Senior Manager kommen...
...in Beratungen der Umsatzklasse zwischen 2,5 und 5 Millionen Euro auf ein Jahresgehalt von 134.300 Euro.
Partner,.....
deren Gehalt zum großen Teil vom Unternehmenserfolg abhängt, können mit 213.200 Euro rechnen.
In kleineren Beratungshäusern....
....in der Umsatzklasse zwischen 1 und 2,5 Millionen Euro vergüten nur die unteren Hierarchieebenen ähnlich hoch wie die größeren Unternehmen. Mit zunehmender Hierarchiestufe werden aber die Abstände deutlicher.
Ein Analyst kommt..
...in einer Beratung in der Umsatzklasse zwischen 1 und 2,5 Millionen Euro auf 41.300 Euro im Jahr. Sein Kollege in großen Beratungen verdient nur 2000 Euro mehr.
Ein Consultant kann...
...in einer Beratung in der Umsatzklasse zwischen 1 und 2,5 Millionen Euro mit einem Jahressalär von 51.100 Euro rechnen. Das sind 10.000 Euro weniger als Kollegen in großen Beratungen.
Ein Senior Consultant verdient...
...in einer Beratung mit einem Umsatz zwischen 1 und 2,5 Millionen Euro 73.500 jährlich 73.500 Euro und damit 10.000 Euro weniger als in großen Unternehmen.
Manager in kleineren Beratungen,,...
...kommen nur auf eine Gesamtvergütung von 78.300 Euro. Ihre Kollegen in großen Häusern erhalten 25.000 Euro mehr im Jahr.
Senior Manager in kleineren Beratungen....
...können eine Vergütung von 104.500 Euro im Jahr erwarten. Kollegen in großen Häusern erhalten bis zu 40.000 Euro mehr.
Partner in kleineren Beratungen...
...finden sich bei einem Jahresgehalt von 204.100 Euro wieder. Hier driftet die Schere zwischen den Vergütungen besonders auseinander. Der Partner in großen Beratungen kommt auf 369.000 Euro.
In kleinen Beratungen...
..mit einem Jahresumsatz zwischen 500.000 und 1 Million Euro werden auch kleinere Gehälter gezahlt.
Analysten...
...steigen mit 34.800 Euro ein.
Consultants...
erreichen 49.300 Euro im Jahr.
Senior Consultants...
verdienen 70.500 Euro im Jahr.
Manager in kleinen Beratungen...
...werden mit 86.700 Euro vergütet.
Der Schritt zum Senior Manager...
..bringt ein Plus von gut 6000 Euro oder eine Gesamtvergütung 93.500 Euro im Jahr.
Das Salär der Partner in kleinen Beratungen...
..bewegt sich mit 151.300 Euro auf dem Niveau der Senior Manager in großen Häusern.
In Beratungen der Umsatzklasse unter 500.000 Euro...
...sind Hierarchiestufen wie Gehaltsperpektiven begrenzt.
Analysten...
...beginnen mit 34.100 Euro im jahr.
Senior Consultants...
...kommen auf 67.600 Euro im Jahr.
Partner....
...erreichen eine Gesamtvergütung von 119.600 Euro im Jahr.